Hintergrundinformationen für Lehrpersonen

Annäherung an das Thema

Die europäische Integration ist im historischen Maßstab sehr jung. Für die Menschen und Politiker*innen, die sie miterlebten und mitgestalteten, war sie etwas durchaus Neues, ein politisches Experiment, das es so in Europa noch nicht gegeben hatte. Dieses Experiment entwickelte sich nicht naturwüchsig, sondern es musste gestaltet, geplant und bewusst vereinbart werden. An der Wurzel der heutigen Europäischen Union stehen Verträge (siehe hierzu das Lexikon in der rechten Spalte) zwischen europäischen Staaten, die in monatelangen Verhandlungen entstanden sind. Seit den Anfängen in den 1950er Jahren wurden diese Gründungsvereinbarungen immer wieder überdacht, ausgebaut, den veränderten Gegebenheiten angepasst:

In welchen Bereichen sollte man europäisch zusammenarbeiten?
Wie viel Macht sollte dabei auf die gemeinsamen Institutionen übertragen werden, wie viel bei den Mitgliedsstaaten verbleiben? Welche neuen Staaten sollten als Mitglieder aufgenommen werden?
Und was sollte letztendlich das Ziel des Integrationsprozesses sein?

Dieses Lernmodul bringt Schüler*innen die Europäische Union als offenes Projekt nahe, dessen Bedeutung, Ziele und Ausgestaltung immer wieder neu diskutiert und verhandelt werden. Immer wieder stehen Politiker*innen und Bürger*innen vor entscheidenden Fragen:

Soll die Erweiterung der Union fortgesetzt werden?
Soll die Integration vertieft werden und in welche Richtung soll es dabei gehen?

In den öffentlichen Debatten über solche Fragen treffen eine Mehrzahl von Europa-Konzepten aufeinander, die verschiedene Aspekte des Integrationsprozesses beleuchten, aber auch kritisieren: Europa als Friedensprojekt, als Wirtschaftsgemeinschaft, als politische Union, als historisch-kulturelle Einheit sowie das „Europa der Vielfalt“. – Die Analyse dieser Europa-Konzepte bietet einen anschaulichen Einblick in die wichtigsten Bereiche der Debatten um die Zukunft Europas. Die Schüler*innen werden so in die Lage versetzt, aktuelle Diskussionen und politische Manifestationen (z.B. in Wahlkämpfen) in einen größeren Zusammenhang einzubetten und so besser zu verstehen.