Geschlechterverhältnisse im internationalen Vergleich

Blickt man über die Grenzen der Europäischen Union, so wird umso deutlicher, dass Frauen in politischen Führungspositionen auch global unterrepräsentiert sind. Weltweit gesehen lag der durchschnittliche Frauenanteil nationaler Parlamente im Jänner 2021 bei lediglich 25,6 % Prozent (vgl. Inter-Parliamentary Union 2021), was zugleich einer Verdopplung der Anzahl an weiblichen Parlamentsmitgliedern in den letzten 20 Jahren entspricht (vgl. Inter-Parliamentary Union 2006: 18). Im kontinentalen Vergleich fanden sich die meisten Frauen in amerikanischen (32,2 Prozent) und europäischen (30,5 Prozent) Parlamenten, gefolgt von Sub-Sahara Afrika (25 Prozent) sowie Asien (20,8 Prozent) und den arabischen Staaten (19,3 Prozent). Die geringsten Frauenanteile fanden sich in den pazifischen Parlamenten (18 Prozent) (vgl. Inter-Parliamentary Union 2021). Das Land mit dem höchsten Anteil an Parlamentarierinnen ist Ruanda – 61,3 Prozent der Abgeordneten im Unterhaus sind Frauen (vgl. ebd.). Weltweit gibt es 25 Staaten, in deren Parlamenten der Frauenanteil weniger als 10 Prozent beträgt (Einkammer-System oder Unterhaus) – darunter beispielsweise Japan (9,9 %), Katar (9,8 %), Iran (5,6 %), Sri Lanka (5,4 %), der Libanon (4,7 %), Oman (2,3 %) und Jemen (0,3 %).

Mit Jänner 2021 gab es von 152 Staatsoberhäuptern weltweit lediglich 9 weibliche; 13 von 193 Regierungschefs waren weiblich (vgl. Inter-Parliamentary Union 2021). Die Anzahl der Ministerinnen lag weltweit gesehen bei 21,9 Prozent; die meisten Ministerinnen werden in Bereichen wie Umwelt, Soziales oder Familie eingesetzt (vgl. ebd.). Die Anzahl der Ministerinnen stieg im Zeitraum von Jänner 2014 bis Jänner 2021 von 670 auf 897. Die Länder, die von der Inter-Parliamentary Union als jene Länder mit der größten Anzahl an weiblichen Mitgliedern im Ministerkabinett identifiziert werden, sind Nicaragua, Österreich, Belgien, Schweden und Albanien. Zwölf Länder haben laut diesen Daten keine weiblichen Regierungsmitglieder, z.B.: Armenien, Aserbaidschan, Saudi Arabien, Thailand und Vietnam (vgl. ebd.).

Die OECD (2014: 30ff) benennt unterschiedliche Faktoren, die die Gleichstellung der Geschlechterverhältnisse im politischen Bereich behindern – dazu zählen etwa

  • die ökonomische Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und damit verbunden die Unterrepräsentanz von Frauen in Berufen, die mit hohem Status und Öffentlichkeit verbunden sind;
  • die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die sich für Frauen stärker stellt als für Männer;
  • die mangelnde Ermutigung von Frauen, sich politisch zu engagieren, im Rahmen ihrer Sozialisation;
  • die Rolle, die der Geschlechtergleichstellung innerhalb der jeweiligen Partei zugeschrieben wird und damit verbundene Geschlechterstereotype;
  • vermeintliche Wählerpräferenzen, die von den Parteien identifiziert werden.

Quellen