Im EU-Durchschnitt lag im Jahr 2018 der Anteil von Frauen, die von Armut bedroht waren mit 17,2 Prozent um fast 2 Prozentpunkte höher als bei Männern (15,5 Prozent) (vgl. Eurostat 2020). In Österreich galten 2019 15 Prozent der Männer als armutsgefährdet, während Frauen mit 18 Prozent deutlich stärker betroffen waren (vgl. Statistik Austria 2020). Die Krisen der letzten Jahre betreffen durch die Kürzung öffentlicher Ausgaben Frauen überproportional, oft werden dabei Leistungen beeinträchtigt, die traditionell von Frauen ausgeglichen und übernommen werden (Pflege, Kinderbetreuung, Hausarbeit). Das verdeutlicht die Wichtigkeit einer geschlechtersensiblen Analyse von staatlichen Maßnahmen. Dabei rät die Europäische Kommission Österreich im Rahmen der Europa2020-Strategie in ihren länderspezifischen Empfehlungen daher vor allem die Erwerbsbeteiligung von älteren Menschen und von Frauen zu erhöhen, letzteres erfordere verstärkte Kinderbetreuungs- und Pflegemaßnahmen (vgl. Bundeskanzleramt o.J.).
Kritische Betrachter*innen merken zur Berechnung jedoch an, dass die tatsächliche Frauen- und Mädchenarmut vermutlich höher liegt. Verantwortlich hierfür ist, dass bei der Berechnung von Armutsgefährdung von einer gleichen Verteilung der Ressourcen in einem Haushalt ausgegangen wird, diese in der Realität aber nicht immer gegeben ist, sondern vielmehr eine Benachteiligung von Frauen und Mädchen auch bei der Verteilung von Ressourcen in einem Haushalt festzustellen ist (vgl. Heitzmann 2006). Die festgestellten Differenzen zwischen dem Armutsrisiko von Männern und Frauen beziehen sich daher nur auf Einpersonenhaushalte (vgl. Statistik Austria 2020).
Neben Frauen allgemein sind vor allem Migrant*innen, ältere Menschen und Minderheiten häufiger von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen. So waren österreichweit 2020 beispielsweise 17 Prozent der Frauen über 65 Jahre armutsgefährdet, während in der gleichen Altersstufe 10 Prozent der Männer durch Armut gefährdet waren (vgl. Statistik Austria 2020).
In Österreich wird – bezogen auf die Gesamtbevölkerung – vor allem folgenden Bevölkerungsgruppen ein erhöhtes Risiko, von Armut betroffen zu sein, attestiert (vgl. Statistik Austria 2015: 83):
- Haushalte mit Langzeitarbeitslosen (45 %)
- Ausländische Staatsbürger*innen (Drittstaatsangehörige) (41 %)
- Alleinerzieher*innen (34 %)
- Alleinlebende Frauen ohne Pension (28 %)
- Familien mit mehr als drei Kindern (27 %)
- Personen, die maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen (21 %)
- Pensionistinnen (16 %)