Der Internationale Tag des Friedens ist der Stärkung weltweiter Friedensbestrebungen gewidmet. Dabei wird von den Vereinten Nationen (United Nations, UN) jährlich ein anderer Schwerpunkt in Hinblick auf das übergeordnete Thema Frieden in den Fokus gerückt (vgl. u.a. United Nations 2009 und United Nations 2010). So soll dieser Gedenktag Anlass geben, um wichtige Themen zur Herstellung und Bewahrung des Friedens öffentlich zu diskutieren und auch junge Menschen dafür zu sensibilisieren (vgl. Thum 2019).
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen sprach sich 2001 dafür aus, den Tag zu nutzen, um Feindseligkeiten und gewaltvolle Auseinandersetzungen einzustellen. Er soll auch dazu dienen, Aufklärung in Hinblick auf Friedensangelegenheiten zu forcieren (vgl. United Nations 2020).
Es gibt verschiedene Ansätze, Konzepte und Zugänge zum Thema Frieden. Einige Schwerpunkte, die in den jährlichen Begründungen des norwegischen Nobelkomitees zur Vergabe des Friedensnobelpreises ausgemacht werden können, sind zum Beispiel Frieden durch Recht, durch Menschenrechte und Demokratisierung, Frieden durch Entwicklung, durch Abrüstung oder durch Umweltschutz (vgl. Reitmair-Juárez 2017). Diese vielfältigen Ansätze zeigen, dass es viele Wege und Möglichkeiten gibt, um sich für eine friedvollere Welt einzusetzen. Unter dem Punkt „Didaktische Hilfestellungen“ werden Anregungen für die Behandlung von Friedenskonzepten im Unterricht gegeben.
Alfred Nobel, der unter anderem durch die Erfindung des Dynamits ein großes Vermögen besaß, veranlasste in seinem Testament die Gründung einer Stiftung, die jährlich mit einer hohen Geldsumme dotierte Preise in den Bereichen Physik, Chemie, Medizin, Frieden und Literatur an Personen, die im jeweiligen Bereich Besonderes geleistet hatten, verleihen sollte (vgl. bpb).
Der Internationalen Tag des Friedens wurde nicht aufgrund eines bestimmten historischen Ereignisses eingeführt. Vielmehr kann die Notwendigkeit dieses Tages auf die zahlreichen Konflikte, die weltweit mit Waffengewalt ausgetragen werden, zurückgeführt werden.
Als 2001 der 21. September von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Friedens ausgerufen wurde, herrschten unter anderem in Afghanistan, zwischen Palästinenser*innen und Israelis, in Tschetschenien, im Kongo und in Nepal Kriege und gewaltsame Konflikte. Auch der Anschlag am 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York vier Tage nach dem Beschluss der UN-Generalversammlung untermauerte die Aktualität des Friedensthemas.
Am 30. November 1981 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen (United Nations, UN) den dritten Dienstag im September zum Internationalen Tag des Friedens. Dieser Tag sollte als Anlass dienen, um den „Idealen des Friedens innerhalb aller Nationen und Völker zu gedenken und sie zu stärken“ (General Assembly 2001). Die Wahl des Tages fiel dabei auf den Eröffnungstag der regulären Sitzungen der Generalversammlung. 2001 wurde dieser Beschluss abgeändert – von nun an wurde der Internationale Tag des Friedens am 21. September begangen. Der Grund für das neue Datum liegt laut Beschluss darin, dass dem Friedenstag mehr Aufmerksamkeit zukommen soll, weswegen ein eigener Tag für dessen Begehung festgelegt wurde (vgl. General Assembly 2001).
In der UN-Resolution 55/282 aus 2001 werden mehrere Gründe für die Einführung und Relevanz des Internationalen Tags des Friedens angegeben. Durch das Abhalten des Gedenktages sollen Friedensideale gestärkt, Konflikte abgebaut und Bewusstsein für das Thema geschaffen werden. Ferner soll dieser Tag als ein „Tag des globalen Waffenstillstands und der Gewaltlosigkeit betrachtet werden“, an dem „alle Menschen sowie Nationen ihre Feindseligkeiten […] einstellen sollen“ (General Assembly 2001). Auch die Sensibilisierung und Aufklärung der Öffentlichkeit sind zentrale Ziele des Internationalen Tag des Friedens (vgl. General Assembly 2001).
Das Logo der Vereinten Nationen zeigt eine Weltkugel, die von Zweigen umrandet wird. Diese sollen auf Olivenzweige referieren, die in der Bibel sowie in der Antike als Friedenssymbole verwendet wurden.
Der Internationale Tag des Friedens wurde in der Öffentlichkeit vor allem positiv aufgenommen. So nehmen beispielsweise auch Schulen den 21. September zum Anlass, um Projekte zum Thema Frieden zu veranstalten (vgl. Maar 2015).
2020 rief UN-Generalsekretär António Guterres anlässlich des Tags des Friedens erneut zum globalen Waffenstillstand auf. Insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie, die viel Leid und Konflikte auslöste und Lebensbedingungen drastisch verschlechterte, sollten sich die Menschen und Regierungen für Frieden und ein gemeinsames Miteinander einsetzen. Daher unterstand der Friedenstag 2020 der Idee „Gemeinsam den Frieden gestalten“ (vgl. UNRIC 2020).
Kritik am Internationalen Tag des Friedens findet sich im medialen und öffentlichen Diskurs kaum. Die Idee, Bewusstsein für Frieden zu stärken und zu Waffenstillstand aufzurufen, scheint auf einen großen Konsens zu stoßen. Dies kann allerdings auch negativ bewertet werden, denn insbesondere Kritik, Meinungsverschiedenheiten und diverse, ja auch kontroverse Gedanken zu einem Thema fördern die öffentliche und mediale Diskussion darüber. Dadurch kommt einem Ereignis mehr Beachtung und Aufmerksamkeit zu.
Groinig (2017) fasst in einem Artikel des Gailtal-Journals zusammen, dass der Internationale Tag des Friedens in der Öffentlichkeit nur wenig Beachtung findet. So wurde der Tag in manchen Jahren von anderen Ereignissen überschattet (zum Beispiel 2016 durch die Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens).
Umso wichtiger erscheint die Arbeit von Friedensorganisationen (z.B. die UN), Schulen, Städten und Vereinen, jährlich Aktionen, Events und Initiativen anlässlich des Weltfriedenstags zu veranstalten. Frieden ist ein Prozess, der Arbeit und Aufmerksamkeit für das Thema braucht, um fortschreiten zu können. Daher bietet der Internationale Tag des Friedens auch im Schulunterricht einen geeigneten Anlass, um sich bewusst mit dem Thema Frieden auseinanderzusetzen.
Die Peace Bell von Michael Patrick Kelly soll zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Themen Krieg und Frieden führen. Sie wurde aus eingeschmolzenen Kriegswaffen hergestellt. Dadurch stellt das Projekt einen Gegenpol zu der in Kriegszeiten gängigen Praxis dar, Glocken einzuschmelzen, um Waffen aus dem Material herzustellen (vgl. Social City Wien).
Der deutsche Verlag Artstar kümmert sich als künstlerisches Management hinter dem Projekt um die Beschaffung der Kriegswaffen und deren Einschmelzung. Sowohl Idee als auch Konzept stammen von Michael Patrick Kelly.
Mittlerweile wurden vier Peace Bells angefertigt: eine erste originale, die Kelly selbst herstellen hat lassen, und jeweils eine für die Städte Mainz (im Mai 2020 gegossen), Wien und Koblenz (beide im Dezember 2020 gegossen).
Malala Yousafzai ist die jüngste Gewinnerin des Friedensnobelpreises. Sie setzte sich vor allem für Kinderrechte ein und erhielt den Preis 2014. Ihre Rede anlässlich der Preisverleihung ist unter https://www.youtube.com/watch?v=zHZPJlYKl88 abrufbar.
Die bekannte Kinderbuchautorin Astrid Lindgren erhielt 1978 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Ein Auszug ihrer Rede, die sie zu diesem Anlass hielt, ist unter https://spz-kummenberg.vobs.at/fileadmin/user_upload/Texte/Lindgren_Astrid_-_Niemals_Gewalt__gekuerzt_.pdf abrufbar.
- Jedes Jahr steht ein anderer Schwerpunkt zum Thema Frieden im Fokus des Internationalen Tages des Friedens. Dieser wird jährlich von den Vereinten Nationen festgelegt (vgl. u.a. United Nations 2009 und United Nations 2010). Die Schüler*innen suchen sich jeweils einen Schwerpunkt aus und setzen sich mithilfe kreativer Aufgabenstellungen damit auseinander. Die Ergebnisse können vor der Klasse präsentiert werden. Mögliche Aufgabenstellungen könnten sein:
- Erstelle ein Rätsel zu deinem Thema (z.B. mithilfe eines Online-Kreuzworträtsel-Generators).
- Male ein Bild/Erstelle eine Bildcollage zu deinem Thema.
- Recherchiere zu Personen, die sich für dieses Thema einsetzen, und verfasse einen Steckbrief/ein fiktives schriftliches Interview.
- Die Schüler*innen entscheiden sich jeweils für eine*n Gewinner*in des Friedensnobelpreises. Mithilfe der Online-Ausstellung des Demokratiezentrums Wien zu den Friedensnobelpreisträger*innen recherchieren die Schüler*innen zu ihrer Person bzw. Organisation.
Die Ergebnisse werden auf einem Poster festgehalten. Als kreative Alternative schlüpfen die Schüler*innen nach ihrer Recherche in die Rolle ihrer ausgewählten Person. In Gruppen zu ca. vier Personen oder mithilfe der Fishbowl-Methode diskutieren die Schüler*innen darüber, wer z.B. den wichtigsten Beitrag zum Frieden geleistet hat, wobei mit unterstützenden Argumenten gearbeitet werden soll.
- Zum Einstieg in das Thema bilden alle einen Sesselkreis. Die Lehrperson legt verschiedene Bilder, die mit Frieden (evt. auch mit Krieg) assoziiert werden können, in die Mitte auf den Boden. Jede*r Schüler*in sucht sich ein Bild aus. Reihum erklärt jede Person, warum er/sie sich für das entsprechende Bild entschieden hat, was ihn/sie daran anspricht, wie sie das Bild deuten und wie es mit dem Thema Frieden in Verbindung steht. In den darauffolgenden vertiefenden Unterrichtssequenzen können die genannten Gedanken und Assoziationen als Anknüpfungspunkte dienen, um einen subjektorientierten Zugang zu wählen.
- Auch in der Popkultur ist das Thema Frieden sehr präsent. So können verschiedene Lieder gemeinsam analysiert werden. Passende Beispiele wären „Mama Ana Ahabak“ von Christina Stürmer, „Imagine“ von John Lennon und „Ein bisschen Frieden“ von Nicole. Die Texte können beispielsweise bestimmten Friedenskonzepten zugeordnet, die Reaktion der Öffentlichkeit könnte recherchiert oder die Lieder könnten als Anregung, selbst ein Gedicht oder einen Songtext zu verfassen, herangezogen werden.
- Um die Klasse an die verschiedenen Friedenskonzepte bzw. Wege zum Frieden heranzuführen, kann mit den Schüler*innen ein Brainstorming durchgeführt werden. Was assoziieren die Schüler*innen mit Frieden? Welche Strategien fallen ihnen ein, um sich für Frieden einzusetzen? Die Wortmeldungen werden auf der Tafel festgehalten und von der Lehrperson den verschiedenen Friedenskonzepten zugeordnet. Alternativ kann die Lehrperson zuerst die Friedenskonzepte in einem Lehrer*innenvortrag vorstellen und die Schüler*innen ordnen ihre Wortmeldungen selbst den verschiedenen Konzepten zu. Dieses Beispiel bezieht den Alltag und die Lebenswelt der Schüler*innen mit ein.
- Eine Unterrichtsidee, die sowohl als Einstieg als auch als Vertiefung angewendet werden kann, ist die Arbeit mit Zitaten. Die Lehrperson bereitet so viele Zitate zum Thema Frieden auf Losen vor, wie es Schüler*innen in der Klasse gibt. Die Schüler*innen formieren sich in Kleingruppen zu je 2-4 Personen. Die Zitate werden nun vorgelesen, interpretiert und mit den anderen Zitaten in der Kleingruppe verglichen. Die Ergebnisse werden ins Plenum getragen. Die Arbeit mit Zitaten eignet sich auch, um sie mit verschiedenen Friedenskonzepten zu verknüpfen.
Zitate zum Thema Frieden sind online zahlreich zu finden. Mögliche geeignete Beispiele sind:
„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“ –Mahatma Gandhi
„Das Gebet nützt der ganzen Welt, denn der Frieden beginnt zu Hause und in unseren eigenen Herzen. Wie können wir Frieden in die Welt bringen, wenn wir keinen Frieden in uns haben?“ –Mutter Teresa
„Die Liebe und das Mitgefühl sind die Grundlagen für den Weltfrieden – auf allen Ebenen.“ –Dalai Lama
„Wer auf den Krieg vorbereitet ist, kann den Frieden am besten wahren.“ –George Washington
„Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden.“ –Jimi Hendrix
„An dem Tag, an dem wir voller Überzeugung sagen können, dass alle Kinder dieser Welt unsere Kinder sind, beginnt der Frieden auf Erden.“ –Hermann Gmeiner
„Abrüstung mit Frieden zu vermengen, ist ein schwerer Fehler.“ –Winston Churchill
„Der Freund des Gespräches aber ist der Freund des Friedens, der nur auf dem Gespräch der Menschen miteinander ruhen kann.“ –Richard von Weizsäcker
- Die Schüler*innen lesen die Reden von Astrid Lindgren und Malala Yousafzai. Anschließend kann in Kleingruppen oder gemeinsam mit der ganzen Klasse ein Vergleich der beiden Reden durchgeführt werden.
Weitere Beiträge
Weiterführende Links
Museen, die am 21. September spezielle Programme, Ausstellungen etc. anbieten:
Quellen
- bpb: Friedensnobelpreis. www.bpb.de/nachschlagen/lexika/das-junge-politik-lexikon/320333/friedensnobelpreis (22.01.2021).
- General Assembly (2001): Resolution adopted by the General Assembly. 55/282. International Day of Peace. www.un-documents.net/a55r282.htm (21.01.2021).
- Groinig, Ivonne (2017): Heute ist Weltfriedenstag, www.gailtal-journal.at/archive/leute/heute-ist-weltfriedenstag/56455/ (26.01.2021).
- Maar, Luise (2015): NMS und VS Zurndorf: Let’s give peace a chance. www.meinbezirk.at/neusiedl-am-see/c-lokales/nms-und-vs-zurndorf-lets-give-peace-a-chance_a1497359 (22.01.2021).
- Social City Wien: Das Projekt #PeaceBell4Vienna. http://peacebell.wien/ (22.01.2021).
- Thum, Josie (2019): Internationaler Tag des Friedens auf den Punkt gebracht. www.humanium.org/de/der-internationale-tag-des-friedens-2019-ruft-zum-handeln-auf/ (01.09.2020).
- United Nations (2009): Disarmament and non-proliferation. www.un.org/en/events/peaceday/2009/ (26.02.2021).
- United Nations (2010): Youth for Peace and Development. www.un.org/en/events/peaceday/2010/ (26.02.2021).
- United Nations (2020): 2020 Theme: Shaping Peace Together. www.un.org/en/observances/international-day-peace (01.09.2020).
- UNRIC (2020): Erklärung zum Internationalen Friedenstag, 21. September 2020. https://unric.org/de/21092020-frieden/ (22.01.2021).