Demokratie und Neue Medien

Durch die Neuen Medien entstehen neue Möglichkeiten zur politischen Partizipation, die vor allem von jüngeren Generationen verstärkt genützt werden, die im Gegenzug klassischen Formen der Beteiligung im Sinne der Institutionenpolitik (z.B. Teilnahme an Wahlen, Parteimitgliedschaft, etc.) skeptisch gegenüberstehen (Diendorfer/Maier-Rabler 2013: 9). Bereits der Arabische Frühling 2010 zeigte, durch die tragende Rolle der vielen Internetaktivist*innen, Blogs und Foren in der Revolution, das demokratiepolitische Potential von Social Media (Ertin 2020: 167). Bewegungen wie Black Lives Matter oder Fridays for Future verdeutlichen, wie durch diese neuen Formen der Vernetzung ohne großen finanziellen Aufwand eine hohe Reichweite für politische Anliegen und damit verbundene Veranstaltungen erzielt werden kann. Dadurch werden Menschen auf ganz neuen Wegen zu demokratischer Teilhabe motiviert.

Gleichzeitig verstärken Neue Medien bestehende Differenzen und Milieubildungen innerhalb der Gesellschaft. Menschen werden beispielsweise durch Algorithmen in Sozialen Medien und damit verbundenen Blasenbildungen in ihren Überzeugungen immer weiter bestärkt. Populistische und nationalistische Tendenzen in der westlichen Welt profitieren von diesen Entwicklungen und auch verschiedenste Verschwörungstheorien konnten dadurch ihre Anhänger*innenschaft in den letzten Jahren stark vergrößern. Ein weiterer Aspekt der vermehrten Nutzung von Neuen Medien ist, dass Inhalte nicht mehr wie bei traditionellen Medien durch Journalist*innen in Kontext gesetzt beziehungsweise bereits vorselektiert werden (Wallner 2018: 113). Dadurch bekommen auch Meinungen, die in konventionellen Massenmedien nie oder kaum Gehör gefunden haben, eine Plattform. Dieses Phänomen wird sowohl als förderlich für Meinungsfreiheit und Transparenz interpretiert, als auch als Motor der gesellschaftlichen Spaltung durch die Verbreitung von Desinformation kritisiert.

Es ist von Bedeutung, Schüler*innen sowohl das große Mobilisierungs- als auch das Manipulationspotential von Neuen Medien näher zu bringen, um einen prodemokratischen Einsatz derselben zu ermöglichen. Vor allem folgende Lernmodule des Demokratiezentrum Wien eignen sich hierfür:

Weiterführende Links

DETECT – Enhancing Digital Citizenship
Das Demokratiezentrum Wien beschäftigte sich im Zuge des von der Europäischen Kommission geförderten Projekts DETECT mit demokratiepolitischen Herausforderungen wie Populismus, sogenannten Fake News und Diskriminierungen und wie ihnen mit Medienkompetenz begegnet werden kann.

TEACH – Targeting extremism and conspiracy theories
Im Zuge des Projekts TEACH beschäftigte sich das Demokratiezentrum Wien gemeinsam mit Partnerorganisationen mit Verschwörungstheorien und Falschinformationen sowie Möglichkeiten der Bekämpfung dieser Phänomene im Rahmen der Erwachsenenbildung.

Demokratie und Neue Medien
Vertiefende Informationen zum demokratisierenden Potential neuer Medien und der Möglichkeiten zum Einsatz als Werkzeug im Unterricht

Medien in die Schule – Hass in der Demokratie begegnen
Unter diesem Link finden sich fertig ausgearbeitete Unterrichtsmodule, zum Thema „Hass in der Demokratie“ mit dem Fokus auf Erfahrungen im Netz.

Quellen

  • Diendorfer, Gertraud/Maier-Rabler, Ursula (Hg.) (2013): Partizipativer Unterricht mit PoliPedia. Ein webgestütztes Tool für kollaboratives Lernen. www.polipedia.at/tiki-download_file.php?fileId=190&highlight=partizipativer%20unterricht (08.02.2021).
  • Ertin, Deniz (2020): Kommunikation, Öffentlichkeit und Recht im Zeitalter von Tweets und Likes. Soziale Medien als Gefahr für unsere Demokratie? In: Indes 1, S. 163-171.
  • Wallner, Regina Maria (2018): Digitale Medien zwischen Transparenz und Manipulation. Internet und politische Kommunikation in der repräsentativen Demokratie (Medienkulturen im digitalen Zeitalter). Wiesbaden: Springer VS.