Postings analysieren

Unterrichtssequenz 2 – Vertiefung

In weiterer Folge werden die als problematisch eingestuften Postings einer eingehenden Analyse unterzogen, wobei folgende Untersuchungsebenen Berücksichtigung finden können:

Sprache und Stil

  • Mit welchen möglicherweise fragwürdigen Bezeichnungen und Zuschreibungen wird operiert?
  • Inwiefern wird eine überlegene WIR-Gruppe konstruiert und einer angeblich geringwertigere Gruppe der ANDEREN gegenübergestellt?
  • Wie werden die Mittel Ironie, Sarkasmus und Humor eingesetzt?
  • Wo wird über- und untertrieben?

Argumentation

  • Wo wird behauptet, ohne zu begründen?
  • Welche Grundannahmen werden stillschweigend vorausgesetzt?
  • Werden unplausible Argumentationsformen verwendet (z. B. Killerphrasen, Trugschlüsse, Verallgemeinerungen, Vorurteile)?

Bilder – die visuelle Ebene

  • In welchem Zusammenhang stehen Text und Bild?
  • Welche Emotionen werden mit den Bildern (Fotos, Zeichnungen, Memes etc.) geschürt?
  • Dient die Verwendung bestimmter Fotos der Abgrenzung einer positiv charakterisierten WIR-Gruppe gegenüber einer negativ charakterisierten Gruppe der ANDEREN?

Klassifikation aus juristischer Sicht

  • Wo kommt verbale Gewalt zum Einsatz (Beleidigungen, Beschimpfungen)?
  • Stellt das Posting – in juristischer Hinsicht – einen Straftatbestand dar (siehe auch Gesetzliche Rahmenbedingungen)?
  • Handelt es sich um einen Gewaltaufruf und einen Angriff auf die Menschenwürde (z. B. durch Dehumanisierung von Personengruppen) oder eine Beleidigung mit rassistischem Motiv?

Klassifikation aus anti-rassistischer und anti-diskriminatorischer Sicht

  • Werden sprachliche Strategien eingesetzt, die dazu dienen, die Ausgrenzung, Ausbeutung und Diskriminierung von spezifischen Personen bzw. Gruppen zu rechtfertigen und zu legitimieren?
  • Welche der folgenden Merkmale der Definition von Rassismus treffen auf das Posting zu? Die Grundlage von Rassismus bildet die:
    • hierarchische Konstruktion von Personengruppen
    • als Abstammungsgemeinschaften
    • denen bestimmte kollektive oder biologisch gekennzeichnete und negativ bewertete Merkmale zugeschrieben werden (etwa hinsichtlich Aussehen, Kultur, Sprache, Religion …)

Als hilfreich für die vertiefende Auseinandersetzung mit den Postings auf der sprachlichen und argumentativen Ebene können sich Analyseinstrumentarien erweisen, die aus der Kritischen Diskursanalyse stammen (Wodak/Meyer 2009).

Möchten die Schüler*innen sich selbst in digitaler Zivilcourage üben, indem sie gegen fragwürdige Postings Argumente vorbringen, empfiehlt es sich, Kriterien des vernünftigen Argumentierens zu beherzigen. Diese beinhalten (nach Eemeren/Grootendorst 1992): Redefreiheit, Begründungspflicht, redliche Bezugnahme auf das Gesagte, Sachlichkeitsgebot, redliche Bezugnahme auf implizite Voraussetzungen, gemeinsame Ausgangspunkte respektieren, Verwendung plausibler Argumentationsmuster, logische Gültigkeit, Annahme des Ergebnisses der Diskussion, Klarheit des Ausdrucks und korrektes Verstehen (vgl. teachsam.de).

Verwendete Literatur

Eemeren, Frans H. van/Grootendorst, Rob (1992): Argumentation, communication, and fallacies: A pragma-dialectical perspective. Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum Associates.

Wodak, Ruth/Meyer, Michael (2009): Methods of critical discourse analysis [Zweite Edition]. Los Angeles: Sage.