Politik wird in zunehmendem Ausmaß durch und über Social Media betrieben. Einen Höhepunkt in dieser Hinsicht stellen die letzten bundesweiten Wahlkämpfe in Österreich dar, also jene zur Bundespräsidentschaftswahl 2016 und zur Nationalratswahl 2017. Der Trend kommt, wie so oft, aus den USA, wo Social Media für die Politik in einem noch weitaus stärkeren Ausmaß als hierzulande genutzt werden.
Grundsätzlich könnte man diesen Trend als positiv erachten – denn theoretisch eröffnen Soziale Medien eine Bandbreite von Möglichkeiten der demokratischen Partizipation von User*innen und Interaktion zwischen Bürger*innen und Politiker*innen. Social Media hätten damit das Potential, der Politikverdrossenheit vieler Bürger*innen, gerade auch der Jugend, entgegenzuwirken – ist es doch gerade diese, die Soziale Netzwerke besonders intensiv nutzt. Sinkt die Hemmschwelle zur politischen Teilnahme auf diese Weise, könnten Themen auch bottom-up von Bürger*innen über Social Media lanciert werden, Politiker*innen diese aufgreifen und in direkten Kontakt mit User*innen treten (und nicht nur indirekt wie über die traditionellen Massenmedien).
Allerdings gibt es auch eine dunkle Seite der aktuellen Liaison zwischen Politik und Social Media – die Stichworte dazu lauten Cyber Hate, Filterblase, Fake News und Dirty Campaigning, um nur einige herauszugreifen. Der österreichische Politikberater Thomas Hofer spricht in diesem Zusammenhang gerne von „asozialen Netzwerken“ statt von Social Media. Denn diese seien besonders gut dafür geeignet, zu emotionalisieren, zu diffamieren, Hass und Misstrauen zu schüren sowie Falschnachrichten und Gerüchte zu verbreiten. Zudem darf der wirtschaftliche Aspekt, der Profit-Faktor nicht vergessen werden: Kommerzielle Plattformen wie Facebook, aber auch Online-Zeitungen leben von Werbeeinnahmen, die über Klicks generiert werden – und diese steigen oft gerade im Fall von sensationsheischenden Nachrichten und Postings rasant an (z. B. Gerüchte, Negativmeldungen, Fake News, Fotomontagen). Algorithmen „analysieren“ das User-Verhalten und zeigen den Benutzer*innen gezielt für ihre Interessen ausgewählte Inhalte und schaffen damit „Filterblasen“. Außerdem ist es im Geschäftsmodell von Google und Facebook möglich, gegen Bezahlung Inhalte prominenter und häufiger im Internet zu platzieren.
Die Unterrichtsideen dieses Lernmoduls sollen Schüler*innen und Lehrer*innen Anregungen bieten, sich produktiv mit den Licht- und Schattenseiten der Verquickungen von Social Media und Politik auseinanderzusetzen.