Anhand von vier Filmen der „Austria Wochenschau“ (bzw. ihres Nachfolgers „Hallo Kino“) sollen die Schüler*innen die wichtigsten Etappen Österreichs auf dem Weg in die EU herausfinden. Die Filme werden nacheinander in der Klasse gezeigt, die Schüler*innen notieren nach jedem Film auf einem Arbeitsblatt die wichtigsten Informationen, die in den Filmen enthalten sind, und ergänzen sie (kann auch arbeitsteilig geschehen) mit Hilfe des vorhandenen Glossars und der Chronologie (siehe Arbeitswissen). Die Schüler*innen sollen auf diese Weise üben, Filmen wie auch Texten wichtige Informationen zu entnehmen sowie strukturiert und für sie selbst verständlich zu notieren.
In einem weiteren Arbeitsschritt sollen sich die Schüler*innen intensiver mit einem der vier Filme auseinandersetzen und anhand gegebener Fragestellungen seine Kommunikationsstrategien zu entschlüsseln versuchen. Dazu ist die Bildung von vier Gruppen erforderlich, um alle Filme berücksichtigen zu können. Die Gruppensprecher*innen (es kann auch jedes Gruppenmitglied einen Part übernehmen) berichten im Plenum über die Ergebnisse der Gruppenarbeit, wobei es am günstigsten ist, Frage für Frage durchzugehen, damit eine Zusammenschau leichter erfolgen kann. Unter Umständen erweist es sich als sinnvoll, die Filme nochmals vorzuspielen.
Arbeitsaufgaben für die Schüler*innen
- Seht euch die vier Filmbeispiele aus der „Austria Wochenschau“ bzw. von „Hallo Kino“ an und notiert die wichtigsten Informationen, die in den Filmen vorhanden sind auf dem Arbeitsblatt.
- Im Glossar und in der Chronologie findet ihr weitere Informationen (siehe Arbeitswissen).
- Ergänzt mit dieser Hilfe eure Notizen auf dem Arbeitsblatt. Das kann sowohl Informationen betreffen, die ihr nicht (gut) verstanden habt oder die euch zusätzlich wichtig erscheinen.
→ Arbeitsblatt: Analyse von Filmberichten über Österreichs Weg in die EU (1)
Arbeitswissen für die Schüler*innen
- Chronologie – Geschichte der Europäischen Integration und Österreichs Weg in die EU und EU
- Lexikon zu Österreichs Weg in die EU und zur Europäischen Union (speziell für die Filmanalyse, ein darüber hinaus gehendes Lexikon steht weiter unten zur Verfügung)
Arbeitsaufgaben für die Schüler*innen
Seht euch einen der vier Filme genau an und beantwortet in Gruppenarbeit folgende Fragen:
- Von wem stammt der Film? (Informationen zur Austria Wochenschau könnt ihr der AV-Materialinformation entnehmen.)
- Welches Interesse könnte dahintergestanden haben, diesen Film zu produzieren?
- Welche Personengruppen kommen im Film vor? (Beruf, Geschlecht)
- Welche Personen vertreten Österreich? Welcher Partei gehören sie jeweils an? (Informationen hierzu könnt ihr auch dem Glossar entnehmen)
- In welche Abschnitte kann man den Film unterteilen?
- Welche Handlungselemente fallen euch auf?
- Warum, glaubt ihr, hat der Filmemacher gerade diese Elemente ausgewählt?
→ Arbeitsblatt: Analyse von Filmberichten über Österreichs Weg in die EU (2)
Filmberichte zur Analyse
Zum Medium und zum Umgang mit dem Medium im Unterricht: Die Austria Wochenschau
Österreich wird Europaratsmitglied
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Straßburg
Originaltext:
In Strassburg betreten Außenminister Figl und Staatssekretär Kreisky den Sitzungssaal des Europarates. Diesmal nehmen die österreichischen Delegierten nicht als Beobachter an den Beratungen dieses obersten politischen Gremiums Europas teil, sondern als Vertreter eines souveränen Vollmitgliedes mit Sitz und Stimme. Als äußeres Zeichen der politischen Gleichberechtigung Österreichs unter den europäischen Nationen wird in Strassburg zum ersten Mal die rot-weiß-rote Fahne hochgezogen.
EWG-Abkommen
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Brüssel
Originaltext:
Zwei Regierungschefs und elf Minister unterzeichnen im Brüsseler Palais Egmont Verträge mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Österreich wird durch Bundeskanzler Dr. Kreisky und Handelsminister Dr. Staribacher vertreten.
Auch die Schweiz, Schweden, Portugal und Island haben zu einem Übereinkommen mit der EWG gefunden. Wirtschaftliche Einheit und der Abbau aller Zollschranken in West- und Mitteleuropa sind damit zur Tatsache geworden.
Österreich, so sagt der Bundeskanzler, erhofft sich als Auswirkung des EWG-Abkommens einen höheren Lebensstandard der Bevölkerung; erstes Anzeichen: Autos werden billiger.
EFTA-Debatte im Parlament
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Weil es vorläufig unmöglich scheint, ganz Europa als einheitliches Wirtschaftsgebiet zu organisieren, haben sich sechs europäische Staaten unter Aufgabe gewisser Souveränitätsrechte zu einer Wirtschaftsgemeinschaft zusammengeschlossen.
Und in Stockholm setzen sich sieben andere europäische Staaten zusammen und beschließen ohne Aufgabe von Souveränitätsrechten die kleine Freihandelszone. Portugal, Großbritannien, Schweden, Norwegen und Dänemark und die beiden neutralen Alpenstaaten Österreich und die Schweiz.
Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass EFTA und EWG in naher Zukunft bereits eine Art Ehe eingehen werden. Damit wäre dann ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem größeren Europa getan. Im österreichischen Nationalrat verliest der Bundeskanzler angesichts des Beitritts zur Freihandelszone eine Regierungserklärung. Sie weist darauf hin, dass dies für das neutrale Österreich die richtigste Lösung gewesen sei. Es kommt im Anschluss an die Regierungserklärung zu teils recht temperamentvollen Debatten und Diskussionen – aber im Grunde ist man sich allseits über das letzte Ziel einig: das letzte Ziel aller Verträge muss Europa sein.
EU – Österreich auf der Zielgeraden
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
EU: Österreich auf der Zielgeraden, Österreich auf der Zielgeraden in der EU – Bericht des Außenministers an die Abgeordneten:
Originalton Mock: „Heute kann ich dem Hohen Haus berichten, dass diese Verhandlungen vor etwa 12 Stunden nach einem Verhandlungsmarathon von über drei Tagen und mehr als 70ig-stündiger effektiver Verhandlungs- und Gesprächsdauer auf politischer Ebene erfolgreich abgeschlossen werden konnten.“
Knisternde Hochspannung im Bundeskanzleramt – Presseerklärung des Kanzlers: Originalton Vranitzky: „Der österreichische Weg, der entgegen vielleicht einer etwas einseitigen Interpretation dieses Ausdrucks, in Wirklichkeit ein Weg in die Internationalität, in die Weltoffenheit gewesen ist und bis heute geblieben ist und auch in der Zukunft bleiben muss, ist ein Weg, der an vielen Stationen eine sehr wichtige Einbindung in internationale Organisationen und in internationale Aktivitäten beinhaltet. Wir schicken uns mit diesem Schritt, der gestern vereinbart wurde, außerdem an, nicht nur an der europäischen Integration teilzunehmen als Mitglied, eine Integration, die ein wichtiges politisches Modell zur Gestaltung von Zusammenarbeit, Frieden, Stabilität, Umweltpolitik in den Jahren und Jahrzehnten, die vor uns liegen, bedeutet. Es ist aber auch ein wichtiger Schritt Österreichs, um heute schon bestehende Benachteiligungen durch das Nicht Dazugehören zur Europäischen Union, zu beseitigen.“
Zu Österreichs historischer Präsenz in Europa präzisiert der Vizekanzler: Originalton: „Ich möchte vorausschicken, dass es der Österreichischen Bundesregierung und den beiden Parteien, die sie tragen, nicht darum geht, die Österreicher in die Europäische Union zu pressen, sondern sie darauf aufmerksam zu machen, dass dieses Land immer ein europäisches Land gewesen ist. Vielleicht mehr durch Zufall als durch Überlegung und Regie haben wir heute einen Saal gewählt, der europäisches Schicksal im Wiener Kongress gemacht hat und symbolisch dafür ist, dass wir jederzeit, in jeder Weise mit Europa verbunden gewesen sind, dass wir im Guten wie im Schlechten das Schicksal dieses Kontinents geteilt haben und dass unser Schicksal und die Perspektive des 21. Jahrhunderts von diesen Schritten ganz entscheidend abhängt.“