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Alice Schwarzer

Publizistin, Frauenrechtlerin

geboren am 3. Dezember 1942

Alice Schwarzer zählt zu den wohl umstrittensten Feministinnen des 20. und 21. Jahrhunderts. Einerseits lange Zeit als „Paradefeministin“ und „Aushängeschild der deutschen Frauenbewegung“ anerkannt, wird sie andererseits heftig kritisiert und angefeindet. Immer bereit, aktionistisch und mit pointierten Aussagen mit aktuellen und feministischen Themen an die Öffentlichkeit zu gehen, ist Alice Schwarzer wohl die bekannteste Feministin des deutschsprachigen Raumes.

Als uneheliches Kind ihrer Mutter Erika Schwarzer (heute Schilling) wird Alice Schwarzer vor allem von ihrem Großvater erzogen. Nach einer kaufmännischen Lehre im Alter von 16 Jahren arbeitet sie zunächst als Sekretärin in Wuppertal, Düsseldorf und München. 1963 übersiedelt sie nach Frankreich, wo sie ihr Sprachstudium an der Alliance Francaise und der Sorbonne in Paris mit Gelegenheitsjobs finanziert. Kurzfristig kehrt sie nach Deutschland zurück, arbeitet bei verschiedenen Zeitungen („Pardon“, „Düsseldorfer Nachrichten“ und der Illustrierten „Moderne Frau“), um schließlich wieder nach Frankreich zurück zu kehren, fest entschlossen als freie Korrespondentin zu arbeiten.

In den Jahren zwischen 1970 und 1974 studiert sie Psychologie und Soziologie, u.a. bei Michel Foucault. In dieser Zeit knüpft sie Kontakte zur französischen Frauenbewegung „Mouvement de libération des femmes“ (MLF) und setzt sich zusammen mit Monique Wittig und Simone de Beauvoir gegen Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen ein. Damit beginnt ihre Karriere als „Berufsfeministin“. Alice Schwarzer vertritt bis heute den sogenannten Gleichheitsfeminismus bzw. Radikalfeminismus, der entsprechend der Aussage von Simone de Beauvoir „(…) als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man gemacht“ die Ansicht vertritt, dass von einer grundsätzlichen Gleichheit von Frauen und Männern ausgegangen werden muss. Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen entstehen durch geschlechtsspezifische Sozialisation und den Machtmechanismen einer patriarchal organisierten Gesellschaft. Ansätze der Differenztheorie, die damit argumentieren, es gäbe in der biologischen Natur von Frauen und Männern begründete Unterschiede, lehnt Alice Schwarzer ab.

1971 initiiert Alice Schwarzer in Anlehnung an eine vorangegangene Initiative der französischen Frauenbewegung die „Aktion gegen den § 218“ in Deutschland. Es gelingt ihr, 374 Frauen, darunter Romy Schneider und Inge Meysel zu motivieren, öffentlich mit dem Satz „Wir haben abgetrieben“ gegen die Strafverfolgung von Abtreibung zu protestieren. Am 6. Juni 1971 titelt die Zeitschrift „Stern“ mit diesem Aufmacher. Eine heftige, öffentliche Debatte wird damit ausgelöst und gilt heute als Beginn der Zweiten oder Neuen Frauenbewegung Deutschlands. Während Alice Schwarzer als Initiatorin der Aktion gegen den Abtreibungsparagraph noch im Hintergrund bleibt, wird sie wenig später mit ihrem Buch „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“ schlagartig bekannt.

Alice Schwarzer bewegt und erregt seither mit ihren zahlreichen Publikationen und Aktivitäten die Gemüter beider Geschlechter. Auch feministische Kritik aus den Reihen der Frauenbewegung bleibt nicht aus. Es wird kritisiert, dass sie die feministischen Debatten für sich „monopolisiert“ und andere Standpunkte in der Öffentlichkeit kaum transportiert werden können. Tatsächlich versteht es Alice Schwarzer immer wieder, die ihr wichtigen Themen medienwirksam zu platzieren. Legendär sind ihre Fernsehdiskussionen: 1975 das TV-Streitgespräch mit Esther Vilar im WDR, 1984 mit Rudolf Augstein, Mitbegründer der Zeitschrift „Spiegel“ und Verona Feldbusch im ZDF.

Die von ihr mitbegründete Zeitschrift „Emma“, die sie nach wie vor als Chefredakteurin leitet, ist neben ihren zahlreichen Buchpublikationen ihr wichtigstes Medium, um frauenrelevante Themen zu behandeln. Auch mittels spektakulärer Klagen, z.B. gegen die Künstlerin Bettina Rheims oder den Fotografen Helmut Newton, dessen Bildinszenierung sie in eine umstrittene Beziehung mit Rassismus, Sexismus und Faschismus setzt, erregt sie Aufmerksamkeit. Sexismus ist ein zentrales Thema, mit dem sich Alice Schwarzer immer wieder beschäftigt. So stellt sie schon in den 1980er Jahren mit ihrer Kampagne „PorNO“ die Behauptung auf, es gäbe einen Zusammenhang zwischen Pornographie, Vergewaltigung von Frauen und Gewalt gegen Frauen. Eine Ansicht, die wissenschaftlich umstritten ist und auch in feministischen Kreisen mit kritischer Distanz betrachtet wird, wenngleich sie von den US-amerikanischen Feministinnen Andrea Dworkin und Catherine McKinnon unterstützt wird.

Immer wieder sieht sich Schwarzer mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert. In den letzten Jahren vermehrt aufgrund ihrer Aussagen zum Islam, rund um die Themen „PEGIDA“, „Islamismus“ und Integration. So spricht sie beispielsweise von der „falschen deutschen Toleranz“ gegenüber Muslim*innen, die der Entrechtung der Frauen in Deutschland durch fundamentalistische Muslime einfach zugesehen habe und spricht sich gegen das Tragen des islamischen Kopftuchs in öffentlichen Institutionen, wie beispielsweise der Schule, aus.

Quellen