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Marga Hubinek

Politikerin, Frauenrechtlerin

geboren am 20.5.1926, gestorben am 3.9.2016

Marga Hubinek war die erste Frau im Präsidium des Nationalrates. Dem liberalen Flügel der ÖVP zugehörig, kann sie als engagiert, aber nicht auf Parteilinie beschrieben werden.

Nach der Matura im Jahr 1944 studierte sie Germanistik und Geschichte. 1949 promovierte sie.

Bereits während ihres Studiums war sie in der österreichischen Hochschüler*innenschaft politisch aktiv. 1952 begann sie bei der Wiener Handelskammer (Heute: Wirtschaftskammer) zu arbeiten, wo sie schließlich Leiterin des Fonds der Wiener Kaufmannschaft wurde. Politisch führte ihr Weg von der Hochschüler*innenschaft zum Akademikerbund und in den ÖAAB. Ihre Musiklehrerin, Nora Hiltl, damals Wiener ÖVP-Gemeinderätin und Landesleiterin der Wiener ÖVP-Frauen, brachte sie zur „Österreichischen Frauenbewegung“, der Frauenorganisation der ÖVP.

1959 wurde Marga Hubinek – nur wenige Tage nach der Geburt der ersten Tochter – als jüngste Abgeordnete im Wiener Landtag angelobt. 1970 wechselte sie vom Gemeinderat in den Nationalrat, dem sie 20 Jahre lang angehörte. Marga Hubinek war wesentlich am Zustandekommen der Familien- und Strafrechtsreform beteiligt. Sie war Familiensprecherin ihrer Partei und später Umweltsprecherin. 1986 wurde sie als erste Frau Zweite Präsidentin des Nationalrates. Sie wertet diese Wahl als einen weiteren Schritt „auf dem dornenreichen Weg zu einer besseren Vertretung der Frauen in der Politik.“

Als Landesleiterin der Wiener ÖVP-Frauen forderte sie bereits in den siebziger Jahren den wahlweisen Karenzurlaub für Mütter und Väter. Zum Entsetzen mancher ihrer Parteikolleg*innen verlangte sie 1971 die Aufhebung der Rezeptpflicht für empfängnisverhütende Pillen – Zitat: „Die Meinung des Papstes über Empfängnisverhütung kann für uns nicht maßgebend sein“ (Die Presse, 29.4.1971). Zu ihren wichtigsten Anliegen gehörte es, die Diskriminierung der Frau am Arbeitsplatz abzubauen und die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.

Wiederholt versuchte Marga Hubinek, wenn es um die Durchsetzung von Frauenanliegen ging, eine Achse mit Frauen anderer Parteien zu bilden. Diese Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg war auch eine Folge ihrer internationalen Erfahrungen.

Nicht selten kam Marga Hubinek, wenn sie die Interessen der Arbeitnehmerinnen vertrat, mit dem Wirtschaftsbund und der Industriellenvereinigung in Konflikt. Ähnlich erging es ihr mit ihrem Engagement in Sachen Umwelt. Sie war bereits Kernkraftgegnerin, als die ÖVP noch für Zwentendorf war. Und sie setzte sich gegen den Bau des Donaukraftwerks Hainburg und für die Errichtung des Nationalparks ein. Die Übernahme des Umwelt- und Familienministeriums, die ihr Alois Mock 1987 angeboten hatte, hätte sie zwar laut eigener Aussage gereizt, sie lehnte jedoch aus familiären Gründen ab. Ihr Mann war kurz davor gestorben.

Quellen

  • Feigl, Susanne (2000): Politikerinnen in Wien 1848-2000. Biographien. Wien, S. 52.
  • Holzer, Barbara (2008): Marga Hubinek. In: Wappel, Carmen (u.a.): Stichwortgeberinnen. 14 Portraits erfolgreicher Frauen aus Politik und Wirtschaft. Wien: Edition Noir. S. 39 ff.