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Olga Rudel-Zeynek

Politikerin, Frauenrechtlerin

geboren am 28.1.1871, gestorben am 25.8.1948

Olga Rudel-Zeynek war von 1. Dezember 1927 bis 31. Mai 1928 (und dann nochmals von 1. Juni 1932 bis 30. November 1932) Präsidentin des österreichischen Bundesrats und damit weltweit die erste Frau, die einer gesetzgebenden Körperschaft vorstand.

Sie entstammte einer altösterreichischen, katholisch geprägten Beamtenfamilie und wurde am 28. Jänner 1871 in Olmütz geboren, wo ihr Vater, Gustav Zeynek, Direktor der Lehrerbildungsanstalt war. Olga Rudel-Zeynek besuchte die Bürgerschule und anschließend eine Höhere Töchterschule im Ursulinen-Kloster in Freiwaldau. 1897 heiratete sie, nachdem die Familie 1892 nach Wien übersiedelt war, den Offizier Rudolf Rudel, von dem sie sich jedoch im Mai 1918 wieder trennte.

Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges erlebte Olga Rudel-Zeynek in Graz, wo sie Verwandte besuchte und wo sie sich schließlich auch niederließ. Sie engagierte sich karitativ, wurde in katholischen Frauenverbänden aktiv und begann Erzählungen und Märchen zu schreiben, die in verschiedenen steirischen Zeitungen publiziert wurden.

Nach der Ausrufung der Republik 1918 und der Zuerkennung des aktiven und passiven Frauenwahlrechts engagierte sich Rudel-Zeynek im Wahlkampf für die Konstituierende Nationalversammlung, blieb jedoch vorerst ohne Mandat. Dafür gelang ihr im Mai 1919 der Einzug in den steiermärkischen Landtag. 1920 wechselte sie (bis Mai 1927) in den Nationalrat, wo sie sich besonders für die Interessen einzelner Frauenberufsgruppen, für eine bessere Mädchenbildung, für Kinder- und Jugendschutz und gegen Frauenarbeitslosigkeit und „sittliche Verwahrlosung“ einsetzte. 1925 wurde unter ihrer Mitwirkung das Gesetz über den Unterhaltsanspruch alleinerziehender Frauen verabschiedet, das nach ihr „Lex Rudel-Zeynek“ genannt wurde. Parallel zu ihrer parlamentarischen Tätigkeit war Rudel-Zeynek auch in der Christlichsozialen Partei etwa als Mitglied der Bundesparteileitung und in diversen Frauenorganisationen aktiv und nahm an internationalen Kongressen und Beratungen teil. 1927 kandidierte Rudel-Zeynek nicht mehr für den Nationalrat, stattdessen entsandte der steiermärkische Landtag sie am 21. Mai 1927 in den Bundesrat, dessen Mitglied sie bis zu dessen Auflösung im April 1934 blieb.

Nach Ende des demokratischen Parlamentarismus verlegte sich Rudel-Zeynek verstärkt auf karitative Tätigkeiten und ging auch ihrer schriftstellerischen Tätigkeit nach, wobei Rudel-Zeynek – so ihre Biographin Andrea Ertl – dem „Ständestaat“ durchaus positiv gegenüber stand. Vor dem Nationalsozialismus warnte sie hingegen bereits in den 1930er Jahren. Nach der Wiedererrichtung eines freien, demokratischen Österreichs war Olga Rudel-Zeynek nicht mehr politisch aktiv, forderte im Wahlkampf die Frauen aber auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. 1948 starb Olga Rudel-Zeynek in Graz.

Für ihre politische Tätigkeit und ihr soziales Wirken wurde Rudel-Zeynek mehrfach ausgezeichnet: Sie erhielt 1931 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1932 das päpstliche Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“ und 1935 das Bürgerrecht der Stadt Graz.

Quellen

  • Ertl, Andrea (2003): Olga Rudel-Zeynek. Die erste Frau an der Spitze des Bundesrates. In: Parlamentsdirektion (Hg.): Olga Rudel-Zeynek. Pionierin im Parlament. Wien. S. 5-19.