geboren am 20. April 1963
Seyran Ateş wird 1963 als Tochter einer türkischen Mutter und eines kurdischen Vaters in der Türkei geboren. Mit sechs Jahren kommt sie als Gastarbeiter-Kind nach Deutschland. Ateş wächst in einer traditionellen Großfamilie auf, erlebt tradierte Geschlechterrollenverständnisse und häusliche Gewalt. Diese Erfahrungen prägen sie und tragen dazu bei, dass sie sich bereits früh gegen die Ungleichbehandlung der Geschlechter zur Wehr setzt.
Mit 17 verlässt sie ihr Elternhaus, befasst sich mit ihrer eigenen Geschichte und beginnt sich für andere Mädchen einzusetzen, die Erlebnisse der Unterdrückung mit ihr teilen. Sie beginnt Rechtswissenschaften zu studieren und arbeitet nebenher in einer Beratungsstelle für Frauen aus der Türkei, wo sie 1984 Opfer eines politischen Anschlags wird und lebensgefährlich verletzt wird. Sie setzt sich jedoch weiterhin für Frauenbelange ein.
1997 beginnt sie als Rechtsanwältin zu arbeiten. Aufgrund zahlreicher Morddrohungen schließt sie ihre Kanzlei 2006. Ateş beschäftigt sich mit patriarchalen Strukturen im Islam und hält sich nicht mit Kritik an der türkischen Community zurück, weswegen sie oftmals von Islamisten und türkischen Nationalisten angefeindet wird.
Seit 2012 hat Ateş wieder eine eigene Kanzlei und engagiert sich frauenpolitisch. Ateş äußert sich in der Öffentlichkeit häufig kritisch zu Themen wie Kopftuch und Zwangsheirat und setzte sich für die Aufnahme des Straftatbestands „Zwangsheirat“ in das deutsche Strafgesetzbuch ein. Auch religions- und traditionsbedingte Gewalt thematisiert Seyran Ateş öffentlich und kontroversiell. Das Konzept des Multikulturalismus lehnt sie ab.
Neben ihrer juristischen Tätigkeit hat Seyran Ateş zahlreiche Bücher verfasst, unter anderem „Der Islam braucht eine sexuelle Revolution“. Ateş erhielt für ihr Engagement zahlreiche Preise – unter anderem das deutsche Bundesverdienstkreuz.
Quellen
- Ateş, Seyran (2021): Über Seyran. https://seyranates.de/ueber-seyran/ (12.04.2021).
- derStandard.at (Hg.) (2008): Frauenrechtlerin Seyran Ateş: „Die Multikulti-Haltung ist naiv“. In: Der Standard, 25. April 2008. www.derstandard.at/story/3315316/interview-frauenrechtlerin-seyran-ates-die-multikulti-haltung-ist-naiv (12.04.2021).
- Meyer-Behjat, Shila (o.J.): Seyran Ateş. Women and Men Inspiring Europe Resource-Pool. http://eige.europa.eu/more-areas/women-and-men-inspiring-europe-resource-pool/seyran-ates (12.04.2021).
- Özkan, Duygu (2011): Seyran Ates: „Ein Menschenrecht, nicht zu glauben“. In: Die Presse, 11. Juni 2011. http://diepresse.com/home/leben/mensch/669542/Seyran-Ates_Ein-Menschenrecht-nicht-zu-glauben (12.04.2021).
Weiterführende Literatur
- Ackermann, Lea/Kreutzer, Mary/Allgäuer, Alicia (2010): In Freiheit leben, das war lange nur ein Traum. Mutige Frauen erzählen von ihrer Flucht aus Gewalt und moderner Sklaverei. München: Kösel.
- Ateş, Seyran (2014): Familie – eine islamisch-transkulturelle Sicht. In: Augustin, George/Kirchdörfer, Rainer (Hg.): Familie. Auslaufmodell oder Garant unserer Zukunft? Freiburg im Breisgau: Herder. S. 357-363.
- Ateş, Seyran (2009): Der Islam braucht eine sexuelle Revolution. Eine Streitschrift. Berlin: Ullstein.