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Helene Postranecky

Politikerin, erstes weibliches Mitglied einer österreichischen Bundesregierung

geboren am 12. März 1903, gestorben am 5. Jänner 1995

Die KPÖ-Politikerin Helene Postranecky, verehelicht mit Karl Altmann (in der provisorischen Staatsregierung Renner Unterstaatssekretär für Justiz und von 1945-1947 Bundesminister für Elektrifizierung und Energiewirtschaft), war die erste Frau in einer österreichischen Regierung. Sie war von 27. April bis 20. Dezember 1945 Unterstaatssekretärin für Volksernährung in der provisorischen Staatsregierung Renner und damit in einem Ressort eingesetzt, das in der allgemeinen Nachkriegsnot von größter Wichtigkeit war. Als zweite Frau in einer österreichischen Regierung folgte ihr erst 1966 Grete Rehor als Sozialministerin in der ÖVP-Alleinregierung Klaus nach.

Helene Postranecky wurde 1903 als Kind einer Arbeiter*innenfamilie in Wien geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule arbeitete sie erst als Hausgehilfin, später (mit 16 Jahren) wurde sie Hilfsarbeiterin. 1919 trat sie der SDAP bei und wurde in der sozialistischen Frauenbewegung aktiv. Sie übernahm die Leitung des niederösterreichischen Landessekretariats und war seit Oktober 1933 Mitglied des Reichsparteivorstandes. 1934, im Bürgerkriegsjahr, wurde sie verhaftetet. Insgesamt verbrachte Postranecky acht Monate im Gefängnis. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 wechselte Postranecky zur KPÖ, die in der Illegalität eine besonders aktive Kraft gegen den Nationalsozialismus war. Sie wurde Mitglied der Parteiführung, stellvertretende Vorsitzende der KPÖ und spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der kommunistischen Frauenpolitik. Nach der Gründung des Bundes Demokratischer Frauen Österreichs im Jahr 1946, der die kommunistischen Frauenaktivs ersetzen sollte, wurde Helene Postranecky dessen Generalsekretärin. Präsidentin des BDFÖ, der als überparteiliche Organisation gedacht war, im Wesentlichen aber immer eine kommunistisch dominierte Organisation blieb, war die Architektin und Widerstandskämpferin Grete Schütte-Lihotzky. Themen, für die der BDFÖ eintrat, waren u.a. Frieden und Abrüstung, eine Reform des veralteten Ehe- und Familienrechts und die Abschaffung des § 144, der die Abtreibung unter Strafe stellte, ausreichende Kinderbetreuungseinrichtungen, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und gleiche Ausbildungschancen.

1968 trat Helene Postranecky wegen der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ aus der KPÖ aus. 1995 starb sie in Wien.

Quellen

  • Mugrauer, Manfred (2006): Die KPÖ in der Provisorischen Regierung Renner. Innsbruck/Wien/Bozen.
  • Schwager, Irma (2005): Kommunistische Frauenpolitik in der Nachkriegszeit. In: Mitteilungen der Alfred Klahr-Gesellschaft, Nr. 2. S. 9-10.
  • Kommunistische Partei Österreichs (Hg.): Menschen des Volkes. Biographien von Spitzenkandidaten der Kommunistischen Partei Österreichs.