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Sirimavo Bandaranaike

Politikerin, erste weibliche Regierungschefin weltweit

geboren am 17. April 1916, gestorben am 10. Oktober 2000

Sirimavo Bandaranaike wurde 1960 auf der Insel Sri Lanka (damals Ceylon) im indischen Ozean zur ersten Premierministerin weltweit gewählt.

Geboren im Jahre 1916 als Sirimavo Ratwatte, wurde sie als ältestes von sechs Kindern in eine aristokratische Großgrundbesitzerfamilie geboren und erhielt ihre Schulbildung in katholischen Privatschulen, blieb aber selbst Buddhistin. 1940 heiratete sie den damaligen Gesundheitsminister Solomon Bandaranaike, der ebenfalls einer aristokratischen Familie entstammte.

Nachdem ihr Mann 1956 zum Premierminister von Ceylon ernannt worden war, leitete Bandaranaike eine patriotische Frauenvereinigung und engagierte sich für Familienplanung, bessere Erziehung und politische Rechte der Frauen.

Solomon Bandaranaike wurde am 26.09.1959 ermordet, seine Witwe als Nachfolgerin ihres Mannes einstimmig an die Spitze der Sri Lanka Freedom Party (SLFP) gewählt. Aus dem Wahlkampf ging Bandaranaike 1960 als Siegerin hervor und amtierte bis zu den Wahlen 1965 als Premierministerin. Es sollte die erste von insgesamt drei Amtsperioden werden. In ihrer zweiten Amtsperiode von 1970 bis 1977 fungierte sie zudem als Außen-, Verteidigungs- und Planungsministerin in Personalunion. Nach ihrer Abwahl wurde Bandaranaike im Jahre 1980 des Machtmissbrauchs beschuldigt und von den staatsbürgerlichen Rechten ausgeschlossen, die sie aber 1986 wieder zuerkannt bekam. Die politische Familiendynastie der Bandaranaikes setzte sich auch unter ihren Nachkommen fort. Tochter Chandrika Kumaratunga wurde 1994 zur Präsidentin von Sri Lanka gewählt und ernannte ihre Mutter als Premierministerin, wobei aber das Amt im Rahmen des inzwischen präsidialen Systems nicht mehr jene Kompetenzen wie in den vorherigen Amtsperioden beinhaltete. Sirimavo Bandaranaike legte im August 2000 das Amt zurück und verstarb am 10. Oktober desselben Jahres.

In ihrer ersten und zweiten Regierungszeit setzte Bandaranaike den sozialistischen Kurs ihres Mannes fort. Die ehemalige Kolonie Ceylon wurde unter ihrer Ägide 1972 zur Republik Sri Lanka erklärt, der Buddhismus wurde Staatsreligion und Singhalesisch zur offiziellen Landessprache. Dadurch wurden die ethnischen Spannungen zwischen Singhalesen und Tamilen zu Ungunsten der Minderheit der hinduistischen Tamilen verschärft, ab 1983 brach der Bürgerkrieg zwischen den Bevölkerungsgruppen aus.

Ausschlaggebend für die Wahl Sirimavo Bandaranaikes zur ersten Premierministerin weltweit war die Zugehörigkeit zur politischen Dynastie der Bandaranaikes. Seit der Unabhängigkeit Ceylons 1948 wurde das Land abwechselnd von den Familienclans der Bandaranaikes und deren Sri Lanka Freedom Party (SLFP) sowie der Senanayakes und deren United National Party (UNP) regiert. Die Bekleidung einer politischen Spitzenfunktion ist somit nicht auf ein egalitäres Rollenverständnis von Frauen und Männern zurückzuführen, sondern auf die Angehörigkeit zu einer Politikerdynastie. Im Wahlkampf zu ihrer ersten Kandidatur berief sich Sirimavo Bandaranaikes in der Rolle der „weinende Witwe“ darauf, die Politik ihres ermordeten Gatten fortzusetzen.

Quellen