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Vigdís Finnbogadóttir

Politikerin, erstes demokratisch gewähltes weibliches Staatsoberhaupt weltweit

geboren am 15. April 1930

Vigdís Finnbogadóttir, isländische Staatspräsidentin von 1980 bis 1996, war weltweit das erste demokratisch gewählte weibliche Staatsoberhaupt. Vor ihr fungierten bereits drei Frauen – allerdings nicht auf Basis demokratischer Wahlen – an der Spitze eines Staates: Chertek Anchimaa-Toka (Präsidentin von Tuva 1940–1944), Suhbaataryn Yanjmaa (Präsidentin der Mongolei 1953–1954), Maria Estella (Isabela) Martinez de Perón (Präsidentin von Argentinien zwischen 1974 und 1976).

Ihr Vater Finnbogi Thorvaldsson war Bauingenieur und Universitätsprofessor, ihre Mutter Asta Sigridur Eiriksdottir arbeitete als Krankenschwester. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Reykjavik studierte sie von 1949 bis 1953 Französisch und französische Literatur in Grenoble und an der Sorbonne in Paris sowie von 1957 bis 1958 Theatergeschichte in Kopenhagen und Reykjavik. Sie erwarb einen BA in Französisch an der Universität von Island und erhielt 1968 die Lehrbefugnis.

Finnbogadóttir engagierte sich in der freien Theaterszene und war von 1954 bis 1957 und von 1961 bis 1964 als Pressereferentin des Nationaltheaters von Island tätig. Sie unterrichtete von 1962 bis 1967 und von 1967 bis 1972 als Gymnasiallehrerin in Reykjavik und Hamrahlíð, lehrte an der Universität von Island und trat im isländischen Fernsehen bei Kulturbeiträgen und Französisch-Kursen auf. Von 1972 bis 1980 war sie Direktorin des Stadttheaters in Reykjavik.

Am 29. Juni 1980 wurde Finnbogadóttir, parteilos, geschieden und Alleinerzieherin einer adoptierten Tochter, gegen drei männliche, ebenfalls parteilose Mitbewerber mit knapper Mehrheit zur Staatspräsidentin von Island gewählt. 1984, 1988 und 1992 wurde sie in dieser Funktion bestätigt, wobei sich jedoch sowohl 1984 und 1992 kein*e Gegenkandidat*in fand und Finnbogadóttir deshalb ohne Urnengang („stille Wahl“) in ihrem Amt bestätigt wurde. Die Wahl 1988 – diesmal mit Gegenkandidatin – konnte sie aber mit großer Mehrheit für sich entscheiden. Im Herbst 1995 kündigte sie an, sich 1996 nicht mehr um das Amt der Staatspräsidentin zu bewerben, im August 1996 folgte ihr Òlafur Ragnar in dieser Funktion nach. Als Staatspräsidentin waren für Finnbogadóttir vor allem die Wahrung der isländischen Kultur und Sprache, Erziehung und Bildung, die Wiederbegrünung Islands und die Gleichberechtigung der Frauen wichtig.

1996 wurde auf ihre Initiative der „Council of Women World Leaders“ als Netzwerk von amtierenden und ehemaligen Regierungschefinnen und Staatspräsidentinnen gegründet, dessen erste Vorsitzende auch Finnbogadóttir war. Als UNESCO-Botschafterin setzte und setzt sich Finnbogadóttir vor allem für die Förderung sprachlicher Vielfalt, für Frauenrechte und Bildung ein. Ihre Wahl zur ersten weiblichen Staatspräsidentin im Jahr 1980 kommentierte sie im September 2007 damit, dass sie ihre Landsleute für den „Schneid, eine Frau zu wählen“ bewundere, zumal sie damals nicht in einer Partei verankert oder in der Politik tätig war, sondern Direktorin des Stadttheaters in Reykjavik war. Mit ihrer Kandidatur 1980 wollte sie beweisen: „Eine Frau kann das!“ (Finnbogadóttir 2007).

Quellen