geboren am 28.11.1893, gestorben am 25.8.1958
Die Sozialdemokratin Zenzi Hölzl war von 1948 bis 1958 die erste Bürgermeisterin Österreichs im niederösterreichischen Gloggnitz.
Zenzi Hölzl wuchs in armen Verhältnissen auf. Die Mutter starb bei ihrer Geburt, der Vater als sie zehn Jahre alt war. Bereits mit dreizehn Jahren musste sie arbeiten gehen – erst bei einem Bauern, dann in der Fabrik in Neunkirchen, wo Schrauben erzeugt wurden. Not und Ausbeutung lernte Zenzi Hölzl früh am eigenen Leib kennen. Der Kontakt mit sozialdemokratischen Arbeiter*innen führte 1917 zum Eintritt in die Sozialdemokratische Partei und Gewerkschaft. Als ihr Mann als Schwerinvalider aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrte, pflegte sie diesen bis zu seinem Tod wenige Jahre später und übernahm seine Trafik, die auch in den Jahren der Illegalität ein Treffpunkt für die Sozialdemokrat*innen aus der Region blieb.
1923 wurde Zenzi Hölzl zur Vorsitzenden der Lokalorganisation Gloggnitz gewählt und in den Gemeinderat von Gloggnitz entsandt, ein Jahr später zur Vorsitzenden der Bezirksorganisation Neunkirchen gewählt. Im Gloggnitzer Gemeinderat trat sie vor allem für die Interessen der Frauen ein. Die Jahre 1934 bis 1938 unterbrachen die politische Tätigkeit Hölzls. Mit Karl Renner, zu dessen Wahlkreis bereits in der Ersten Republik Gloggnitz gehört hatte und der hier auch die NS-Zeit verbrachte, verband Hölzl eine enge Freundschaft. Gemeinsam mit Renner berief sie 1945 auch die erste Bezirkskonferenz Niederösterreichs ein. Von 1945 bis 1949 war Hölzl Mitglied des niederösterreichischen Landtags. Ende 1948 wurde sie zur Bürgermeisterin von Gloggnitz, was sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1958 blieb. In ihrer Funktion als Bürgermeisterin setzte sich Hölzl, die immer wieder auch als „Mutter von Gloggnitz“ bezeichnet wurde, für die Erbauung des auch heute noch beliebten Alpenbades Gloggnitz ein, errichtete Mütterberatungsstellen und trat für eine Erneuerung der Wasserversorgung ein.
Zu ihrer Tätigkeit als Bürgermeisterin äußerte sich Hölzl 1952 folgendermaßen in der Frau: „Jeder weiß, dass sich die Bevölkerung nicht leicht dazu entschließt, das Bürgermeisteramt einer Frau zu übertragen. Ich habe mich daher nicht leicht entschlossen, meine Wahl zu bestätigen, und ich gestehe offen, dass ich dieses Amt etwas ängstlich angetreten habe. ‚Du musst bestehen!‘ sagte ich mir, ‚Du musst die Zweifel zerstreuen, dass Frauen für ein solches Amt nicht geeignet seien!‘. Und so habe ich mich bei meiner Arbeit immer von dem Grundsatz leiten lassen, nicht allein für die klaglose Führung der Gemeindegeschäfte zu sorgen, sondern alles daranzusetzen, dass die Leistungen der Frauen öffentlich anerkannt werden.“
Quellen
- Zenzi Hölzl gestorben. In: Arbeiter-Zeitung, 26. August 1958.
- Geschichte vom Aufstieg einer Frau aus dem Volk. Und ach: Abschied von Zenzi Hölzl. In: Die Frau, 6.9.1958.
- Eine Bürgermeisterin berichtet. In: Die Frau, Nr. 6, Februar 1952.
- Niederösterreichische Landtagsdirektion (Hg.) (1995), Biographisches Handbuch des Niederösterreichischen Landtages und der Niederösterreichischen Landesregierung 1921-1995, Wien.