Das Gebiet des heutigen Österreich gehörte bis 1918 zur Habsburger Monarchie. Der Vielvölkerstaat zerbrach mit dem Ende des Ersten Weltkriegs, Österreich wurde am 12. November 1918 zu einer demokratischen Republik ausgerufen (rückblickend spricht man hierbei von der Ersten Republik Österreichs) (vgl. Mazohl 2016: 440–441).
Das Parlament ist zentraler Ort und Herzstück einer jeden Demokratie. Hier beschließen vom Volk gewählte Vertreter*innen Gesetze und diskutieren Lösungsvorschläge. Außerdem übt das Parlament eine Kontrollfunktion gegenüber der Regierung aus.
© CC BY-SA 2.0 Kiefer via Wikimedia Commons
Dieser neuen Staatsform standen viele Österreicher*innen (sowohl Politiker*innen als auch die Bevölkerung) kritisch gegenüber. Da der Staat durch den Ersten Weltkrieg weite Teile des Landes verlor, gingen viele davon aus, dass Österreich zu klein sei, um in seinen neuen Grenzen überlebensfähig zu sein. Zu diesem Zeitpunkt wünschten sich viele Österreicher*innen einen Zusammenschluss mit Deutschland, der durch den Friedensvertrag von Saint Germain allerdings verboten war. Nach 1929 geriet Österreich gemeinsam mit vielen anderen Ländern in Folge der Weltwirtschaftskrise in eine schwierige Situation, die von zahlreichen Spannungen geprägt war (vgl. Zivildienstserviceagentur). Dies nutzte der damalige Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, indem er 1933 das Parlament entmachtete, eine autoritäre Regierungsform einführte und andere Parteien verbot (vgl. Rathkolb 2016a: 496–499). Damit war Österreich nun keine Demokratie mehr. Die Zeit zwischen 1933 und 1938 wird als „Ständestaat“ bzw. Zeit des Austrofaschismus bezeichnet.
1938 wurde Österreich an das nationalsozialistische Deutschland angeschlossen (wobei viele Österreicher*innen den „Anschluss“ auch befürworteten), wodurch die Rückkehr zur Demokratie weiter in die Ferne rückte. Millionen von Menschen wurden von der nationalsozialistischen Diktatur aufgrund ihrer Religion, wegen einer körperlichen oder geistigen Behinderung, ihrer Herkunft oder politischen Gesinnung verfolgt, vertrieben, ausgegrenzt und ermordet. Sämtliche demokratischen Werte wurden in dieser Zeit abgeschafft.
Erst mit Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde die Zweite Republik Österreich von den wiedergegründeten Parteien SPÖ (anfangs Sozialistische Partei und Revolutionäre Sozialisten, bald Sozialistische Partei Österreich, heute Sozialdemokratische Partei Österreich), ÖVP (Österreichische Volkspartei) und KPÖ (Kommunistische Partei Österreichs) errichtet. Seither ist Österreich wieder eine Demokratie, die bis heute ununterbrochen besteht, sowie eine unabhängige Republik (vgl. Rathkolb 2016b: 525).
Dass die Vereinten Nationen (United Nations, UN) 2007 gerade den 15. September zum Internationalen Tag der Demokratie ernannten, wurde nicht begründet. Auch scheint der Tag auf kein bestimmtes geschichtliches Ereignis zu referieren. Da der Gedenktag einen internationalen Charakter haben soll, ist dies nicht verwunderlich. Jedes demokratische Land hat seine eigene Geschichte auf dem Weg zur Demokratie und dementsprechend eigene wichtige Schlüsseltage. Dies könnte der Grund sein, warum sich die UN für den 15. September als ein relativ neutrales Datum für den Internationalen Tag der Demokratie entschieden haben.