Der Tag der Erde (Earth Day) wird seit 1970 jährlich am 22. April begangen, um Bewusstsein für einen umweltschonenden und nachhaltigen Lebensstil zu schaffen und für Umweltprobleme zu sensibilisieren. Gestartet als Studierendenbewegung in den USA wird der Tag der Erde inzwischen in über 175 Ländern mit unterschiedlichsten Schwerpunktaktionen jedes Jahr zelebriert. Im Jahr 2009 beschloss die Generalversammlung der UN, den zuvor inoffiziell am 22. April gefeierten Tag der Erde zum „International Mother Earth Day“ zu erklären. Das Netzwerk Earthday.org hat sich mittlerweile zum Ziel gesetzt, mit Partnerorganisationen aus der ganzen Welt die bisher größte Umweltbewegung aufzubauen, um transformative Veränderungen für Menschen und Planeten voranzutreiben. Die Bewegung kritisiert im Zuge dessen die Ignoranz in Hinblick auf umweltpolitische Themen wie beispielsweise den menschengemachten Klimawandel und fordert einen reflektierten Umgang mit unserem Planeten sowie entsprechende Maßnahmen, um dies global zu erreichen (vgl Earthday.org).
Der junge Senator Gaylord Nelson beschäftigte sich in den 1960er Jahren, so wie viele US-Amerikaner*innen zu dieser Zeit, mit der Umweltverschmutzung in den USA. Als es 1969 zu einer Ölpest in Santa Barbara in Kalifornien kam, sah er dies als Anlass, zusammen mit Studierenden ein sogenanntes „Teach-In“ zu organisieren. Ein Teach-In ist eine gewaltfreie Protestaktion in Verbindung mit einer Lehr-, Diskussions- oder Informationsveranstaltung. Hierfür überredete Nelson den umweltbewussten republikanischen Kongressabgeordneten Pete McCloskey, sich mit ihm zusammenzuschließen. Gemeinsam mit dem jungen Aktivisten Denis Haye entschieden sie, die Veranstaltung zwischen Springbreak (Semesterferien an den Colleges und Universitäten in den USA) und den Abschlussprüfungen abzuhalten, um so möglichst viele Studierende mobilisieren zu können. Die Wahl für den ersten Earth Day fiel somit auf den 22. April 1970 (vgl. Nelson 2002).
Denis Haye baute in kürzester Zeit ein nationales Netzwerk an Organisationen und Interessengruppen auf, um im ganzen Land Veranstaltungen zum Thema Umweltbewusstsein und Umweltpolitik abzuhalten. Es gelang, insgesamt 20 Millionen Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, die am 22. April 1970 gegen die Auswirkungen von 150 Jahren industrieller Entwicklung demonstrierten. Das Besondere war, dass die Themen wie Ölverschmutzung, umweltverschmutzende Fabriken und Kraftwerke, ungeklärte Abwässer, Giftmülldeponien, Pestizide, der Bau von Autobahnen, der Verlust unberührter Natur und das Aussterben der Tierwelt Menschen mit unterschiedlichen politischen Einstellungen erreichte. So gingen am 22. April 1970 Demokrat*innen wie Republikaner*innen und Bürger*innen aus allen Gesellschaftsschichten auf die Straßen. Auf den ersten Earth Day hin folgte die Gründung der United States Environmental Protection Agency (US-Umweltschutzbehörde) und die Verabschiedung weiterer Umweltgesetze. 1990 organisierte unter anderem Denis Hayes zum 20. Earth Day einen erstmals international stattfindenden Tag der Erde. Weltweilt engagierten sich am 22. April 200 Millionen Menschen in 141 Ländern für unterschiedliche Umweltthemen, US-Präsident George Bush proklamiert den 20. Earth Day zum nationalen Umwelttag, und 1995 verlieh US-Präsident Bill Clinton Gaylord Nelson die „Presidential Medal of Freedom“ für seine Rolle als Begründer des Earth Day. Die Bewegung hatte darüber hinaus auch Einfluss auf die UN, die 1992 in Rio de Janeiro auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung die „Agenda 21“ ins Leben riefen. Dieses Aktionsprogramm setzte Leitlinien für eine nachhaltige ökonomische, ökologische und soziale Entwicklung für das 21. Jahrhundert (vgl. Earthday.org).
Bis heute nutzen Verbände, Organisationen, Wissenschaftler*innen, Medien und auch Bürgerinnen und Bürger den Earth Day jährlich als Podium und Bühne für Dialog, Aufklärung und Intervention im Bereich des Umweltbewusstseins.
Bereits 1969 stellte John McConnell auf einer Konferenz der UNESCO in San Francisco die Idee und das Konzept für einen Tag der Erde vor, welcher erstmals am 21. März 1970 stattfand. Jedoch setzte sich der am 22. April von Gaylord Nelson ins Leben gerufene Earth Day durch. Trotzdem gelten sowohl John McConnell als auch Nelson als Begründer des Tags der Erde.
Im Mai 2009 beschlossen die UN, basierend auf dem bereits von dem Netzwerk Earth Day jährlich organisierten Aktionstag, den „International Mother Earth Day“ einzurichten. Er soll mit dem Bewusstsein begangen werden, dass es notwendig ist, ein gerechtes Gleichgewicht zwischen den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Bedürfnissen der heutigen und künftigen Generationen herzustellen und den Einklang mit der Natur und der Erde zu fördern (vgl. Vereinte Nationen 2009).
Weiterhin findet jährlich am 22. April der Tag der Erde auf der ganzen Welt statt. Politiker*innen, Organisationen, Unternehmen und Medien nehmen dies jährlich zum Anlass, um auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen aufmerksam zu machen, Kritik zu äußern und das Nachhaltigkeitsbewusstsein zu schärfen. Die Suchmaschine Google etwa weist seit 2001 jährlich die Nutzer*innen auf der Startseite auf den Tag der Erde mit Bildern, Videos, aber auch Mini-Spielen auf den Tag der Erde hin. Zum 50. Geburtstag des Earth Day entwickelte Google in Zusammenarbeit mit The Honeybee Conservancy ein Mini-Spiel, um auf das globale Insektensterben aufmerksam zu machen (vgl. Google Doodle 2020).
In der Agenda 2030 der UN, die 2015 auf die Agenda 21 folgte, wurden siebzehn global gültige Nachhaltigkeitsziele beschlossen, die Sustainable Development Goals, die von allen 193 Mitgliedstaaten unterzeichnet wurden. Diese sollen als Leitlinien für eine nachhaltige soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung dienen. Drei große Herausforderungen stehen dabei im Zentrum:
- die Beseitigung extremer Armut in allen Formen und überall in der Welt
- die Bekämpfung von Ungleichheit und Ungerechtigkeit
- die Eindämmung des Klimawandels (vgl. Pulswerk)
Beim Blick auf die drei Herausforderungen und ihrer Bewältigung ist jedoch zu beachten, dass zum einen die Folgen des bisherigen Umgangs mit unserem Planeten und dessen Ressourcen nicht überall auf der Welt gleich spürbar sind und zum anderen ein großes weltweites Ungleichgewicht bei der Ressourcenverteilung und dem Ressourcenverbrauch vorliegt. Das Global Footprint Network berechnet jedes Jahr den sogenannten Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day), also den Tag, an dem die Weltbevölkerung die natürlichen Ressourcen, die die Erde in einem Jahr wieder „produzieren“ kann, aufgebraucht hat. Dies wird anhand des ökologischen Fußabdrucks berechnet – im Jahr 2020 war dies am 22. August der Fall. Dass die Ressourcen auf der Erde insgesamt überhaupt bis zum 22. August „reichen“, liegt nur an den ökonomisch schwachen Ländern. Im Gegensatz zu den Industrienationen verbraucht die Mehrheit der Menschen nämlich weniger Ressourcen. Neben dem Welterschöpfungstag berechnet das Netzwerk auch für jedes einzelne Land einen Overshoot Day, also den Tag, auf den der Welterschöpfungstag fallen würde, wenn die gesamte Menschheit so leben und konsumieren würde wie die Menschen in diesem Land. Österreichs Overshoot Day 2021 wurde auf den 7. April berechnet, nur 24 Tage nach dem Overshoot Day der USA am 14.03.2021 (vgl. Global Footprint Network 2021).
Mit der Berechnung der Overshoot Days soll die Öffentlichkeit und damit auch jede*r einzelne auf sein*ihr Konsumverhalten und dessen Auswirkungen hingewiesen werden. Außerdem zeigt das Global Footprint Network auf, dass ein großes Ungleichgewicht des Ressourcenverbrauchs zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden vorliegt. Die Heinrich-Böll-Stiftung weist zudem darauf hin, dass „die ungerechte Verteilung und Übernutzung von Ressourcen, innerhalb und zwischen Ländern, einer der zentralen Gründe ist, warum heute Millionen von Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben, während gleichzeitig die ökologischen Grenzen der Erde das tragbare Niveau längst überschritten haben“ (Chemnitz/Fuhr 2012: 1). Im Pariser Klimaabkommen reagierten die Nationen zum Teil auf das vorherrschende Ungleichgewicht, indem beschlossen wurde, dass die Kosten für Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen vor allem die Industriestaaten tragen sollen. Von 2020 bis 2025 sollen diese aus öffentlichen und privaten Quellen jährlich über 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern bereitstellen (vgl. BpB 2020).
Auf der UN-Klimakonferenz in Frankreich im Dezember 2015 vereinbarten erstmals 196 Staaten und die Europäische Union, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, möglichst sogar auf unter 1,5 Grad. Durch die Eindämmung des Klimawandels unterhalb dieses Temperaturniveaus sollen Umweltfolgen wie Naturkatastrophen, Dürren und ein Anstieg der Meeresspiegel wirksam begrenzt werden (vgl. BpB 2020).
Klimawandel und Umweltschutz sind heute so aktuell wie nie zuvor. Auch das öffentliche Interesse – insbesondere von jüngeren Generationen – nahm in den letzten Jahren stark zu, wie Bewegungen wie Fridays for Future zeigen.
Die Bewegung wurde 2018 von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg initiiert. Sie startete einen Schulstreik, um Druck auf die Regierung auszuüben und sie zum Handeln in Bezug auf umweltpolitische Fragen zu bewegen. Seitdem demonstrierten hunderttausende Menschen in zahlreichen Ländern (vgl. Fridays for Future 2021).
- Um das Umweltbewusstsein und jenes für den eigenen Konsum der Schüler*innen zu stärken, können diese über eine Woche hinweg in einem „Konsumtagebuch“ aufzeichnen, was sie gekauft haben, wie sie die Notwendigkeit des entsprechenden Produkts bewerten, wie es verpackt war und ob sie es bereits verwendet haben. Die Ergebnisse werden anschließend in der Klasse gesammelt und reflektiert.
Tag 1 | Notwendigkeit | Verpackung | verwendet? |
T-Shirt | gering | Plastiksackerl | nein |
Milch | mittel | Karton, mit Plastik beschichtet | ja |
… | … | … | … |
Tag 2 | Notwendigkeit | Verpackung | verwendet? |
Brot | hoch | Papier | ja |
Nudeln | hoch | Plastik | ja |
… | … | … | … |
- Aufgrund der teils schockierenden Zahlen in Hinblick auf verwendetes Verpackungsmaterial, Plastikanteil im Müll, den Ressourcenverbrauch der Fleischindustrie etc. eignet sich zu diesem Thema auch eine Aufstellungsübung. Die Lehrperson stellt Fragen an die Klasse (z.B. „Wie viele Tonnen Müll schwimmen Schätzungen zufolge im Meer?“). Die Schüler*innen stellen sich in einer Reihe auf, wobei die Personen mit der geringsten bzw. höchsten Schätzung am jeweiligen Ende stehen. An diese Übung kann sehr gut durch kontextualisierenden Input der Lehrperson angeschlossen werden.
- Um das Thema Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch zu vertiefen, kann ein Rollenspiel im Diskussionsformat im Unterricht durchgeführt werden. Die Schüler*innen schlüpfen in die Rolle von wichtigen Entscheidungsträger*innen in Hinblick auf umweltpolitische Belange. Dabei sollen verschiedene Länder vertreten werden. Gemeinsam soll nun diskutiert werden – verschiedene Interessen werden miteinbezogen und gegeneinander abgewogen, wobei ein internationales Konzept erarbeitet werden soll.
Quellen
- Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) (2020): Fünf Jahre Pariser Klimaabkommen, 11.12.2020. www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/322749/fuenf-jahre-pariser-klimaabkommen
- Chemnitz, Christine/Fuhr, Lili (2012): Haben oder Nichthaben: Ressourcengerechtigkeit in einer endlichen Welt. Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung. www.boell.de/sites/default/files/2012_06_Haben_oder_Nichthaben_Ressourcengerechtigkeit_in_einer_endlichen_Welt.pdf
- Earthday.Org (2021): The history of Earth Day, 22.01.2021. www.earthday.org/history (22.01.2021)
- Fridays for Future (2021): List of Countries, 22.01.2021. www.fridaysforfuture.org/what-we-do/strike-statistics/list-of-countries/ (22.01.2021)
- Global Footprint Network (2021): Earth Overshoot Day 2021, 26.01.2021 online. www.overshootday.org/newsroom/country-overshoot-days/
- Google-Doodle (2020): Earth Day 2020, 22.04.2020. www.google.com/doodles/earth-day-2020 (22.01.2021).
- Nelson, Gaylord, et al. (2002): Beyond Earth Day: Fulfilling the Promise. Wisconsin: University of Wisconsin Press.
- Pulswerk: Das ist Agenda 2030: Die Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, 26.01.2020, online. www.agenda2030.at/agenda2030.htm (26.01.2020)
- Vereinte Nationen (2009): General Assembly. www.undocs.org/A/RES/63/278 (22.01.2021)