Der Verein Lokale Agenda 21 Wien (LA 21) fördert Bürger*innenbeteilungsprozesse, die auf eine nachhaltige Stadtentwicklung abzielen. Bürger*innen sollen als politische, stadtgestaltende Akteur*innen ermächtigt werden, indem ihre Lebenswirklichkeiten und Interessen durch die LA 21 als intermediäre Instanz mit politischen Entscheidungsträger*innen und Verwaltungsinstanzen verbunden werden (Diebäcker 2004: 51ff.). Im Folgenden soll die Geschichte, Mission und Organisationsstruktur der LA 21 Wien überblickshaft dargestellt werden. Ebenso wird, neben einem Abschnitt zur Beteiligungsmöglichkeit, ein thematischer Überblick über die LA 21-Agendagruppen und die Initiative Grätzloase gegeben.
Die Geschichte der Lokalen Agenda 21
Lokale Agenda 21-Prozesse sind global aktiv und gehen auf die Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) 1992 in Rio de Janeiro zurück. Ausgehend von der Feststellung, dass zunehmende Ungleichheit, Armut, Hunger, mangelnde Bildung sowie die Zerstörung von Umweltsystemen die menschliche Zukunft existentiell gefährden, wurde die Agenda 21 als globales Aktionsprogramm der nachhaltigen Entwicklung (sustainable development) beschlossen. Die Notwendigkeit der lokalen Umsetzung nachhaltiger Entwicklung wurde in Artikel 28 „Kommunale Initiativen zur Unterstützung der Agenda 21“ festgehalten (United Nations 1992). In der 1994 erstellten Aalborg-Charta („Charta der Europäischen Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Zukunftsbeständigkeit“), die 1996 vom damaligen Wiener Bürgermeister Michael Häupl unterschrieben wurde, verpflichteten sich teilnehmende europäische Kommunen, die Umsetzung der Ziele der Agenda 21 lokal zu verfolgen (Lokale Agenda 21 2018a). Inzwischen liefert die Agenda 2030 der Vereinten Nationen, im Speziellen Ziel 11 der sustainable development goals („Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten“ [United Nations 2015]) den konzeptionellen Rahmen der LA 21 Wien.
In Österreich wurden seit 1998 mehr als 500 Lokale Agenda 21-Prozesse in Gemeinden, Bezirken, Städten und Regionen durchgeführt (Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus 2017). In Wien startete 1998 die erste Lokale Agenda 21-Initiative im 9. Gemeindebezirk Alsergrund als Pilotprojekt mit dem Ziel, gemeinsam mit Bürger*innen und Politik nachhaltige Bezirks-Projekte zu entwickeln. Nachdem das Pilotprojekt auf viel Zustimmung gestoßen war, wurde in einem Gemeinderatsbeschluss 2002 ein gesamtstädtisches LA 21-Modell beschlossen. In Folge wurde ein Lokale Agenda 21-Organisationsmodell für Wien ausgearbeitet und der Trägerverein Lokale Agenda 21 Wien gegründet. Anfang 2018 und damit im Jahr des zwanzigjährigen Bestehens in Wien war die LA 21 mit Bezirksbüros in neun Bezirken aktiv (Landstraße, Wieden, Neubau, Josefstadt, Alsergrund, Favoriten, Währing, Donaustadt, Liesing; vgl. Lokale Agenda 21 2018a). Inzwischen gibt es auch in der Inneren Stadt und in Margareten LA 21-Büros.