8.45 Uhr (Ortszeit) / 14.45 Uhr (MEZ): Eine um 7.59 Uhr in Boston mit 92 Passagieren an Bord gestartete Boeing 767 (American Airlines Flug 11 nach Los Angeles) stürzt in den Nordturm des World Trade Center (WTC). Zunächst glaubt man an ein Unglück.
9.03 Uhr (Ortszeit) / 15.03 Uhr (MEZ): Eine weitere, um 8.14 Uhr in Boston gestartete Boeing 767 (United Airlines Flug 175 nach Los Angeles) stürzt mit 65 Menschen an Bord in den Südturm des WTC.
9.43 Uhr (Ortszeit) / 15.43 Uhr (MEZ): Eine um 8.43 Uhr in Washington gestartete Boeing 757 (American Airlines Flug 77 nach Los Angeles) stürzt ins Pentagon. Ein Teil des Gebäudes wird verwüstet. Das Pentagon, das Weiße Haus, weitere Ministerien und das Capitol werden evakuiert.
10.05 Uhr (Ortszeit) / 16.05 Uhr (MEZ): Der um 9.43 Uhr getroffene Südturm des WTC stürzt zusammen.
10.23 Uhr (Ortszeit) / 16.23 Uhr (MEZ): Vor dem US-Außenministerium in Washington explodiert eine Autobombe, es gibt keine Toten oder Verletzten.
10.28 Uhr (Ortszeit) / 16.28 Uhr (MEZ): Der Nordturm des WTC stürzt zusammen.
10.29 Uhr (Ortszeit) / 16.29 Uhr (MEZ): Eine um 8.01 Uhr in Newark gestartete Boeing 757 (United Airlines Flug 93 nach San Francisco) stürzt mit 45 Menschen an Bord in ein unbewohntes Gebiet, 80 Kilometer südlich von Pittsburgh. Es gibt keine Überlebenden. Über das wahre Ziel der Maschine wird unter anderem spekuliert, dass sie Kurs auf das Weiße Haus oder Camp David, den Präsidentenlandsitz, genommen haben könnte.
13.27 Uhr (Ortszeit) / 19.27 Uhr (MEZ): In Washington und New York wird der Notstand ausgerufen. US-Präsident Georg Bush erklärt dem Terrorismus den Krieg und spricht von einer „nationalen Tragödie“.
In Folge des Terrorangriffs auf das WTC kommt es zu beachtlichen Einbrüchen in den Aktienmärkten; die Flugzeugindustrie gerät in eine schwere Krise und kündigt unmittelbar nach dem Anschlag verschärfte Sicherheitsmaßnahmen an.
Der UN-Sicherheitsrat verurteilt die Terroranschläge und fordert die Bestrafung der Drahtzieher*innen. Die NATO verkündet zum ersten Mal in ihrer 52-jährigen Geschichte den kollektiven Verteidigungsfall, der die Beistandspflicht beinhaltet (unter dem Vorbehalt, dass der Angriff tatsächlich von außen auf die USA gerichtet war, was die US-Regierung erst belegen musste). US-Präsident Bush bezeichnet den Angriff als „Akt des Krieges“.
Das FBI gibt bekannt, dass die Attentäter von New York und Washington identifiziert worden seien. US-Justizminister John Ashcroft ergänzt, einige Terroristen hätten eine Flugausbildung in den USA (Florida) absolviert. Erstmals werden als mögliche Terroristen Mohammad Atta und ein Mann namens Marwan genannt.
CNN zeigt Bilder von jubelnden Palästinenser*innen, die weltweit auf Empörung stoßen. Es kommen Gerüchte auf, die Bilder seien nicht aktuell, diese werden jedoch widerlegt.
Die Hannoversche Neue Presse berichtet, dass die CIA bereits vor einem Monat von einem in Deutschland einsitzenden Schubhäftling vor den Terroranschlägen gewarnt worden sei, dem Mann wurde jedoch nicht geglaubt. In Folge kommt es zu mehreren Vorwürfen, dass Warnungen oder Hinweise nicht beachtet worden seien.
Die Europäische Union sichert der US-Regierung uneingeschränkte Solidarität und Hilfe zu. Spuren des Terrors führen auch nach Deutschland.
Der US-Kongress ermächtigt Präsident Bush, auf die Angriffe mit militärischer Gewalt zu reagieren. Bush spricht von einem „langen Feldzug“.
Die USA nehmen Afghanistan und das Taliban-Regime, das dem Führer der Al-Quaida, Osama bin Laden, Gastrecht gewährt, ins Visier. Es wird argumentiert, dass das islamistische Gewaltregime der Taliban eng mit dem Terrornetzwerk Al-Quaida zusammengearbeitet habe bzw. dieses unterstütze. Pakistan sagt den USA Unterstützung zu und verstärkt seine Truppen an der Grenze.
China und Russland wollen die USA bei der Terrorbekämpfung unterstützen. Moskau ist jedoch gegen eine Stationierung von US-Truppen in zentralasiatischen Ländern und fordert wie China ein Mandat des UN-Sicherheitsrats für einen Vergeltungsschlag, was nach gültigem Völkerrecht die korrekte Vorgehensweise wäre. Die USA weisen dies allerdings zurück.
US-Präsident Bush strebt eine weltweite Koalition gegen den internationalen Terrorismus an und trifft sich mit den Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien, Indonesien und den Außenministern Chinas, Russlands, Saudi-Arabiens und Deutschlands. Diese Bemühungen laufen außerhalb des UN-Systems und entsprechen daher nicht den völkerrechtlich verbindlichen Verträgen.
Der Rat der muslimischen Geistlichen der Taliban beschließt, dass Osama bin Laden Afghanistan freiwillig verlassen soll, die USA bestehen jedoch weiterhin auf eine Auslieferung bin Ladens und der führenden Mitglieder seiner Organisation Al-Quaida. Die Geistlichen drohen bei einem US-Angriff mit dem „Heiligen Krieg.“
Die USA verlegen in großem Umfang Kampfflugzeuge, Kriegsschiffe und spezielle Bodentruppen in die Golfregion. Die Operation trägt die Bezeichnung „Infinite Justice“ („Unbegrenzte Gerechtigkeit“).
Bei ihrem EU-Sondergipfel in Brüssel sagen die EU-Staats- und Regierungschefs den USA ihre – auch militärische – Unterstützung im Kampf gegen den internationalen Terrorismus zu. Ein Maßnahmenpaket gegen den Terrorismus wird verabschiedet (Verbesserung der Aufklärungsarbeit, verstärkte Kooperation der Geheimdienste und neue Methoden der „Identifizierungssicherung“, wie z.B. Fingerabdruck im Pass).
Die USA verstärken ihre Streitmacht im Persischen Golf und im Arabischen Meer. Nach den Arabischen Emiraten bricht auch Saudi-Arabien die diplomatischen Beziehungen zum Taliban-Regime ab.
US-Verteidigungsminister Rumsfeld erklärt, dass die USA keinen großen Militärschlag und keine große Invasion planen, sondern vielmehr eine Vielzahl kleinerer Aktionen. Die Militäraktion wird von „Infinite Justice“ („Grenzenlose Gerechtigkeit“) in „Enduring Freedom“ („Dauerhafte Freiheit“) umbenannt.
Die USA wollen bei den militärischen Vorbereitungen als Antwort auf die Terroranschläge vorerst nicht auf die NATO zurückgreifen.
Der russische Präsident Wladimir Putin betont, Russland werde sich gemeinsam mit den USA stärker im Kampf gegen den Terror engagieren. In Afghanistan werde Russland militärisch nicht eingreifen aber die USA unterstützen.
Der UN-Sicherheitsrat verabschiedet einstimmig eine Resolution, in der alle UN-Mitgliedsstaaten verpflichtet werden, jegliche Unterstützung für terroristische Organisationen oder Einzeltäter auf ihren Territorien zu unterbinden. Vor allem sollen die Finanzstrukturen radikaler Gruppen zerschlagen werden.
Die US-amerikanische Regierung will mit Hilfe der oppositionellen Nordallianz das Regime in Kabul stürzen. Die USA und Großbritannien ziehen mit Unterstützung regionaler Verbündeter einen massiven Truppenring mit 30.000 Soldat*innen um Afghanistan.
Die US-Regierung warnt die Bevölkerung vor Terroranschlägen mit Bio- oder Chemiewaffen. Das Pentagon geht davon aus, dass mehrere Staaten, die Terrorist*innen unterstützen, über Chemie- und Biowaffen verfügen.
Die US-Regierung legt der NATO in Brüssel Beweise vor, dass die Terrorangriffe aus dem Ausland gesteuert worden seien und Osama bin Laden und die Al-Quaida hinter ihnen stünden. Daraufhin beschließt die NATO erstmals seit seiner Gründung 1949 den Bündnisfall nach Artikel 5 des Washingtoner Vertrages, der alle NATO-Mitgliedsstaaten im Falle eines Angriffs von außen zum gegenseitigen Beistand verpflichtet.
Beim 8. Gipfeltreffen zwischen der EU und Russland in Brüssel vereinbaren die Teilnehmer*innen eine enge Kooperation im Kampf gegen den Terrorismus.
Die NATO beschließt acht Maßnahmen zur Unterstützung der USA im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Dazu gehören unter anderem eine engere Zusammenarbeit der Geheimdienste, erhöhter Schutz von US-Einrichtungen, Gewährung von Überflugrechten und die Öffnung von Häfen und Flughäfen für die US-amerikanischen und deren alliierte Streitkräfte.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und der britische Premierminister Tony Blair werben in islamischen Staaten für den Feldzug gegen den internationalen Terrorismus.
Die zehn NATO-Anwärterstaaten (Albanien, Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Rumänien, Slowakei und Slowenien) erklären ihre uneingeschränkte Unterstützung für die Anti-Terror-Offensive der USA.
Die USA beginnen mit ihren Angriffen auf Afghanistan (18.27 MEZ), an denen sich auch Großbritannien beteiligt. Ziele sind Flugabwehrstellungen, Flugplätze und Bodenkräfte der Taliban sowie Stützpunkte von Terrorist*innen. Gleichzeitig mit den Angriffen werfen die USA Hilfsgüter für die Zivilbevölkerung ab.
Bin Laden übernimmt erstmals Verantwortung für die Terrorangriffe in den USA am 11. September. „Eine Gruppe von Muslimen hat Amerika zerstört“, sagt er in einer Videobotschaft, die vom Fernsehsender Al-Jazeera ausgestrahlt wird.
Wie in den vergangenen Tagen appelliert Osama bin Ladens Organisation Al-Quaida via Satellitenfernsehen (Al-Jazeera) direkt an die islamische Welt und droht den USA mit neuen Anschlägen.
Die Islamische Weltkonferenz (OIC), die in Katar tagt, verurteilt die Anschläge in den USA, fordert jedoch, die Militäraktionen nicht auf andere Länder auszudehnen und Zivilist*innen zu schonen. Die Al-Quaida kündigt weitere Anschläge mit entführten Flugzeugen an.
US-Präsident Bush bietet den Taliban eine „zweite Chance“, falls sie sich doch noch für die Auslieferung bin Ladens entschließen. In diesem Falle wolle er die Militäraktion gegen Afghanistan „überdenken“.
Die Taliban erklärten sich bereit, Osama bin Laden an ein neutrales Land auszuliefern, wenn die USA Beweise für dessen Beteiligung an den Anschlägen vom 11. September vorlegen. US-Präsident Bush lehnt jede Verhandlung mit den Taliban ab. Zahlreiche Milzbrandfälle schüren in den USA die Angst vor Bio-Waffen.
Die EU beschließt, schärfer gegen Geldwäsche vorzugehen.
Bioterror-Anschläge mit Milzbranderregern halten die USA weiter in Atem. Nach Anschlägen auf mehrere Senator*innen wird das Abgeordnetenhaus geschlossen. Präsident Bush kündigt den Einsatz von Bodentruppen in Afghanistan an. Die Taliban bieten einen „Waffenstillstand“ an.
Die Staats und Regierungschefs der EU stellen sich auf ihrem Gipfeltreffen in Gent demonstrativ hinter die US-Militäraktionen gegen das Taliban-Regime.
Die Europäische Kommission nimmt die verschärfte Geldwäsche-Richtlinie an.
Die Taliban nehmen den afghanischen Oppositionspolitiker Abdul Hak gefangen und richten ihn hin. In den USA werden Spuren von Anthrax in den Poststellen des Weißen Hauses, des US-Außenministeriums und des CIA gefunden. Die Zahl der Anthrax-Infektionen steigt auf 13, drei Betroffene sterben. Die Absender*innen der Briefe können nicht zweifelsfrei ausgeforscht werden, verdächtigt werden jedoch Forscher*innen aus einem US-Labor.
Die US-Justizbehörden geben bekannt, dass sie seit den Terroranschlägen am 11. September bereits 952 Menschen unter Terrorismusverdacht festgenommen haben. Eine Vertreterin des Justizministeriums teilt mit, dass „die überwiegende Mehrheit“ noch in Haft sei.
Der amerikanische Senat ratifiziert ein Antiterrorgesetz. Dieses sieht unter anderem vor: Verdächtige Nicht-US-Amerikaner*innen dürfen bis zu sieben Tage ohne Anklage in Untersuchungshaft gehalten werden, der große Lauschangriff auf Telefon und Internet ist ab sofort mit minimaler Kontrolle durch Gerichte erlaubt, das Bank- und Arztgeheimnis wird eingeschränkt, die Akten von Universitäten, Psychiater*innen und Kreditinstituten können von Behörden ab sofort ohne gerichtliche Genehmigung eingesehen werden, Geldbewegungen aller Art sind ab sofort der Kontrolle der Behörden unterworfen. Einzahlungen über 10.000 Dollar fallen automatisch in die Kategorie verdächtiger Finanzbewegungen, Hausdurchsuchungen dürfen künftig ohne Hausdurchsuchungsbefehl und Begründung durchgeführt werden. Dies stellt massive Einschränkungen der Bürger- und Menschenrechte im Namen der öffentlichen Sicherheit dar.
In Pakistan versammeln sich Tausende Islamist*innen aus mehreren Ländern an der Grenze zu Afghanistan. Sie sind bewaffnet und wollen die Taliban im Kampf gegen die USA unterstützen.
Die Arabische Liga weist den Aufruf Osama bin Ladens an alle Muslima und Mislime in der Welt, einen Heiligen Krieg gegen den Westen zu führen, zurück. Bin Laden spreche nicht im Namen aller Muslime, so Generalsekretär Amr Mussa.
Die US-Regierung bekräftigt in einer per Rundfunk („Voice of America“) in 53 Sprachen in Zentralasien verbreiteten Erklärung ihren Willen, die Angriffe auf Afghanistan auch während des islamischen Fastenmonats Ramadan fortzusetzen.
Die oppositionelle Nordallianz bricht den Widerstand der Taliban-Milizen und dringt in die strategisch bedeutende Stadt Masar-i-Scharif ein. Der Marsch auf die Hauptstadt Kabul beginnt.
Die afghanische oppositionelle Nordallianz erobert die afghanische Hauptstadt Kabul. Die Taliban fliehen in den Süden des Landes. Die UNO schlägt einen Fünf-Punkte-Plan zur Befriedigung Afghanistans vor (Übergangsregierung unter Beteiligung aller ethnischen Gruppen, abgesichert durch eine internationale Friedenstruppe).
US-Präsident Bush erlässt eine Verfügung, der zufolge Ausländer*innen, die verdächtigt werden, in den internationalen Terrorismus verwickelt zu sein, auf Veranlassung des Präsidenten vor spezielle Militärgerichte gestellt werden können.
Der Vormarsch der Nordallianz geht unvermindert weiter. Schwere Kämpfe in der Taliban-Hochburg Kandahar.
Der von den Taliban entmachtete afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani kehrt nach Kabul zurück. Der Militärchef der Al-Quaida und „rechte Hand“ von Osama bin Laden, Mohammed Atef, kommt bei einem US-Angriff ums Leben. Die USA setzen auf Osama bin Laden ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar aus.
Auf dem Petersberg bei Bonn beginnt unter der Schirmherrschaft der UNO eine Afghanistan-Konferenz mit Vertreter*innen der wichtigsten Volksgruppen des Landes. Ziel ist es, die Voraussetzungen für eine breitangelegte, multiethnische afghanische Übergangsregierung zu schaffen.
Nach dem Fall der nordafghanischen Stadt Kundus verbleibt den Taliban nur noch ihre Hochburg Kandahar im Süden des Landes.
Kandahar fällt. Die Taliban-Kämpfer ergeben sich oder fliehen wie Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar. Ein paschtunischer Stammesrat übernimmt die Kontrolle über Kandahar.
Osama bin Laden und seine Gefolgsleute werden in dem ausgedehnten Bunker-, Tunnel- und Höhlenlabyrinth Tora Bora nahe der ostafghanischen Stadt Dschalabad vermutet.
US-Präsident Bush sagt in Washington, dass eine im Besitz der USA befindliche Videoaufzeichnung Osama bin Laden als Drahtzieher der Anschläge vom 11. September überführe.
Die erste Anklage wegen den Terroranschlägen vom 11. September liegt vor: Sie richtet sich gegen Zacarias Moussaoui, einen Franzosen marokkanischer Herkunft.
CNN veröffentlicht ein Video, in dem sich Osama bin Laden als Mitverantwortlicher für die Terror-Anschläge vom 11. September offenbart. Die Hijacker, die die Flugzeuge steuerten, hätten bei ihrer Einreise in die USA lediglich gewusst, dass sie ihr Leben einer Operation opfern sollten, erzählt ein gut gelaunter und häufig lachender Bin Laden auf dem Video. Umfang und Art der „Operation“ sei den Terroristen zunächst aber nicht bekannt gewesen.
Die USA verstärken ihre Bodentruppen rund um die Bergfestung Tora Bora. Auf die Ergreifung von Taliban-Chef Mullah Omar setzen die USA ein Kopfgeld von 10 Millionen Dollar aus, für die Festnahme Osama bin Ladens 25 Millionen Dollar.
Erste Beschlussfassung über einen „europäischen Haftbefehl“ in der EU, der die Fahndung, Festnahme oder Auslieferung von Verdächtigen bzw. Verurteilen zwischen Mitgliedsstaaten erleichtern soll. Dies geschieht unter dem Eindruck, die justizielle Zusammenarbeit im Rahmen der Terrorismusbekämpfung zu verbessern.
Die Bergfestung Tora Bora fällt. Der Aufenthaltsort von Mullah Omar und Osama bin Laden bleibt jedoch unbekannt.
Der UN-Sicherheitsrat in New York erteilt das Mandat nach Artikel VII der UN-Charta für eine „Internationale Sicherheits-Unterstützungstruppe“ (ISAF) in Afghanistan für zunächst sechs Monate mit Option auf Verlängerung.
In Kabul wird die neue afghanische Regierung unter Ministerpräsident Hamid Karsai eingesetzt. Eine internationale Schutztruppe soll in Kabul und Umgebung für Sicherheit sorgen und die Interimsregierung schützen.
In einem von Al-Jazeera ausgestrahlten Video, das einen erschöpften Bin Laden in Kampfuniform zeigt, wirft dieser dem Westen vor, einen Kreuzzug gegen die muslimische Welt zu führen.
Die US-amerikanischen Behörden korrigieren erneut die Zahl der Opfer vom 11. September. Nach Angaben der Stadt New York wurden 2940 Menschen in den Zwillingstürmen des World Trade Centers getötet. Insgesamt kamen bei den Terroranschlägen in New York, Washington und Pennsylvania 3173 Menschen ums Leben.
Die neue afghanische Regierung fordert das Ende der Bombardierung Afghanistans.
Die EU verabschiedet ein Anti-Terror-Paket und friert die Vermögen mehrerer palästinensischer Gruppierungen und Personen ein. Das Anti-Terror-Paket enthält außerdem eine von allen 15 EU-Staaten akzeptierte Definition des Terrorismus und eine Vereinbarung zu einer stärkeren Kooperation im Kampf gegen diesen.
Das Verteidigungsministerium in Kabul erklärt sich damit einverstanden, dass die US-Luftangriffe in Afghanistan bis zur vollständigen Zerschlagung der Taliban- und Al-Quaida-Einheiten fortgesetzt werden.
Die USA beginnen, Gefangene der Al-Quaida und der Taliban auf den Marinestützpunkt Guantanamo Bay in Kuba zu verlegen. Die Haltung der USA, den Taliban-Kämpfern den Schutz der Genfer Konvention zuzubilligen, sie aber nicht als Kriegsgefangene anzuerkennen und die Al-Quaida-Kämpfer als gesetzlose Kämpfer einzustufen, wird vom Internationalen Roten Kreuz und Amnesty International kritisiert.
Der Taliban-Kämpfer US-amerikanischer Herkunft, John Walker Lindh, muss sich erstmals vor einem US-Gericht in Alexandria, Virginia, verantworten. Walker ist am 2. Dezember während einer Gefangenenrevolte in der Festung Mazar-e-Sharif von US-Truppen gefasst worden.
Irak, Iran und Nordkorea werden von Bush als „Achse des Bösen“ bezeichnet.
Die Arabische Zeitung Al-Hayat berichtet, dass Osama bin Laden am Leben und auf freiem Fuß sei.
Die USA und ihre Verbündeten beginnen im Osten Afghanistans die bisher größte Offensive gegen die Taliban- und Al-Quaida-Truppen.
Die Al-Quaida bekennt sich zu dem fehlgeschlagenen Attentat auf den afghanischen Verteidigungsminister General Mohammed Fahim in Jalalabad, berichtet die arabische Zeitung Al-Hayat.
Der arabische TV-Sender Al-Jazeera zeigt kurze Videoaufnahmen von Osama bin Laden und seinem Stellvertreter Ayman el Sawahiri. Sawahiri bezeichnet darin die Anschläge vom 11. September in den USA als „großen Sieg“. Bin Laden ist im Video nicht zu sehen, ergreift aber das Wort.
Nach 29 Jahren im italienischen Exil tritt der frühere afghanische König Mohammed Zahir Shah unter massiven Sicherheitsvorkehrungen seine Heimreise nach Afghanistan an.
Truppen der internationalen Antiterrorkoalition in Afghanistan beginnen im Osten des Landes eine neue Offensive. In der arabischen Tageszeitung Al-Sharq al-Awsat taucht ein Interview mit Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar auf, in dem er den USA mit Rache droht. Zugleich erklärte er, Osama bin Laden sei noch am Leben.
Die Al-Quaida bekennt sich zum Anschlag auf die Synagoge der tunesischen Ferieninsel Djerba vom 11. April. Al-Jazeera spielt ein Tonband ab, auf dem die Stimme des Al Qaida-Sprechers Suleiman Abu Gheith zu hören ist, der gleichzeitig mit neuen Anschlägen gegen US-Ziele droht.
Al-Quaida-Sprecher Sulaiman Bu Ghaith kündigt in einem Interview mit der algerischen Zeitung El Youm via Internet für die nahe Zukunft weitere Terror-Anschläge an.
Der arabische TV-Sender Middle East Broadcasting Center (MBC) spielt ein Tonband mit der Stimme eines angeblich hochrangigen Al-Quaida-Mitglieds ab. Dieses bestätigt, dass Osama bin Laden und Mullah Mohammed Omar am Leben seien.
Der US-Fernsehsender CNN zeigt Videoausschnitte, in dem angebliche Al-Quaida-Mitglieder chemische Kampfmittel an Hunden testen. Nach CNN-Angaben stammt das Video aus Afghanistan und sei bereits vor den Anschlägen des 11. Septembers aufgenommen worden. Es wird vermutet, es handle sich um das „Privatarchiv“ von Osama bin Laden.
Zahlreiche Gedenkveranstaltungen, Medienberichte etc. zum ersten Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center. In den USA steigt die Angst vor neuen Anschlägen. Hohe „Terroralarmstufe“.
„Der Irak hat ganz klar Verbindungen zum Terrorismus, darunter auch Al-Quaida“, sagt US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice dem US-Fernsehsender Fox. Zuvor hatte die britische Zeitung „Sunday Telegraph“ berichtet, das von der Regierung Blair zur Veröffentlichung geplante Irak-Dossier enthalte auch Beweise dafür, dass führende Mitglieder der Al-Quaida im Irak ausgebildet worden seien und weiterhin in Kontakt mit der Führung in Bagdad stünden.
Nach der Festnahme des Al-Quaida-Führungsmitgliedes Ramzi Binalshib in Pakistan haben die USA eine Terrorzelle bei Buffalo (US-Bundesstaat New York) ausgehoben. Die fünf festgenommenen Männer hätten der Al-Quaida tatkräftige Unterstützung gewährt, heißt es. Es seien aber keine konkreten Anschlagspläne entdeckt worden.
US-Verteidigungsminister Rumsfeld erklärt im Pentagon, die USA hätten „solide Beweise“ und „sehr glaubwürdige Berichte“ über die Anwesenheit von Al-Quaida-Mitgliedern im Irak.
Ayman al-Zawahiri, die „rechte Hand“ von Osama Bin Laden, droht laut Al-Jazeera mit neuen Anschlägen auf die USA, aber auch Frankreich und Deutschland.
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen beginnt in Hamburg der erste Prozess gegen einen mutmaßlichen Hintermann der Anschläge vom 11. September 2001. Der Marokkaner Mounir El Motassadeq soll die Finanzierung der Hamburger Terrorzelle organisiert und Kontakt zum Al-Quaida-Netz gehalten haben.
Mit der gezielten Tötung von Kaid Sinain al-Harithi im Jemen ist der US-Krieg gegen den Terrorismus in eine neue Phase eingetreten. Zum ersten Mal haben US-Sondereinsatzkräfte mutmaßliche Al-Quaida-Terroristen außerhalb von Afghanistan aufgespürt und liquidiert.
Al-Jazeera wird neuerlich ein Band zugespielt, auf dem Osama bin Laden den USA und ihren Verbündeten mit neuen Anschlägen droht.
Einführung eines „Ministeriums für Heimatschutz“ zum 1. Januar 2003, das mit rund 170.000 Mitarbeiter*innen die nach dem Verteidigungsministerium zweitgrößte Behörde wird. Es handelt sich um die größte Umstrukturierung der US-Regierung seit 1947.
Die CIA gibt die Festnahme von Abd al-Rahim al-Nashiri, dem Drahtzieher des Anschlags auf den US-Zerstörer „Cole“ bekannt. Hiermit ist ein wichtiger Schlag gegen das Terrornetz von Osama bin Laden gelungen.
Terrorist*innen verüben in Kenia zwei Anschläge, bei denen mindestens 13 Menschen sterben. Hinter den Anschlägen wird die Al-Quaida vermutet.
Der US-Geheimdienst CIA ist einem Zeitungsbericht zufolge zur Tötung von Personen befugt, deren Namen sich auf einer vom US-Präsidialamt gebilligten Liste mutmaßlicher Anführer*innen von Terrorzellen befinden.
Der Terrorist Osama bin Laden hat nach einem Bericht der in London erscheinenden saudischen Zeitung Asharq al-Awsat einen neuen Aufruf erlassen, in dem er die Muslime und Muslima zur Einheit im Kampf gegen den „äußeren Feind“ aufruft.
Al-Jazeera strahlt eine Osama bin Laden zugeschriebene Tonbandaufnahme aus. Darin ruft er Muslime und Muslima in aller Welt auf, das irakische Volk zu verteidigen. Er fordert zu Selbstmordattentaten auf und warnt arabische Staaten davor, die USA zu unterstützen.
Mit Khalid Sheikh Mohammed wird eines der wichtigsten Mitglieder der Al-Quaida-Führung in Pakistan verhaftet.
Zwei Söhne von Osama bin Laden sollen in Afghanistan verhaftet worden sein.
Ein US-Bundesgericht entscheidet, dass die 650 in Guantánamo/Kuba festgehaltenen Taliban und Al-Quaida-Terrorverdächtigen keine Rechte in den USA haben. Daher können sie sich auch nicht an Gerichte in den USA wenden, die ihre Festnahme überprüfen könnten. Der Grund: Guantánamo ist unter kubanischer Jurisdiktion.
Die USA greifen den Irak wegen – so ihre Begründung – der Herstellung von Atom- und chemischer Waffen an. Zudem ist dem Irak von Seiten der USA immer wieder vorgeworfen worden, dass der Irak Al-Quaida-Kämpfern Unterschlupf gewährt.
Bagdad und somit auch das Regime von Sadam Hussein fällt.
George Bush erklärt den Irak-Krieg für beendet.
Bei einer Anschlagsserie in Saudi-Arabien vor der Ankunft von US-Außenminister Colin Powell kommen mindestens 20 Menschen ums Leben. Für den Anschlag wird die Al-Quaida verantwortlich gemacht.
Im Kampf gegen den Terrorismus verstärken die USA ihre Grenzkontrollen für ausländische Einreisende mit Visum drastisch. Ab dem 1.1.2004 soll die Identität von Einreisenden mit einem neuen Kontrollsystem überprüft werden: Die Reisedokumente der Besucher*innen sollen bei ihrer Ankunft gescannt, also durchleuchtet werden. Jede*r Einreisende wird fotografiert und muss seine/ihre Fingerabdrücke nehmen lassen. Die Daten werden dann mit einer Datenbank abgeglichen, in der Verbrecher*innen und Terrorist*innen erfasst sind. Die Einreisekontrollen sollen noch mit einem System zur Gesichtserkennung und dem Scannen des Auges „perfektioniert“ werden. Reisende aus Ländern wie Österreich, bei denen der Visazwang abgeschafft wurde, müssen ab 26. Oktober 2004 Pässe mit biometrischen Merkmalen vorlegen.
Der arabische Fernsehsender Al-Jazeera strahlt einen angeblich aus der Führungsriege der Al-Quaida stammenden Aufruf zu neuen Anschlägen aus.
Die USA bezichtigen den Iran, Al-Quaida-Kämpfer zu beherbergen.
Wie bekannt wird, plante die Al-Quaida vor einem Jahr einen Anschlag auf die Brooklyn-Bridge in New York.
Die USA setzen die visafreie Durchreise von Fluggästen aus. Die Neuregelung betrifft nicht EU-Bürger*innen.
Die Al-Quaida ruft zum Widerstand gegen die US-amerikanischen Soldate*innen im Irak auf.
Einen Tag vor dem zweiten Jahrestag der Anschläge auf New York und Washington strahlt Al-Jazeera ein Video aus, das angeblich neue Aufnahmen von Osama Bin Laden und seines Vertrauten Ajman El Sauahri zeigt.
Der Supreme Court der USA beschließt, sich mit dem Schicksal der auf dem US-Militärstützpunkt auf Kuba einsitzenden Gefangenen zu beschäftigen.
Bei zwei Terroranschlägen auf Synagogen in Istanbul sterben mindestens 23 Menschen. Zu ihnen bekennt sich laut der Nachrichtenagentur Anadolu die Kampffront des Großen Islamischen Ostens (IBDA-C), die Behörden vermuteten jedoch die Terrororganisation Al-Quaida hinter den Taten.
Erneute Anschläge in Istanbul.
Nach drei Verhandlungswochen einigen sich die afghanischen Delegierten auf eine demokratische Verfassung. Diese gibt dem Präsidenten die von ihm gewünschte starke Stellung. Afghanistan ist eine „Islamische Republik“, Anhänger*innen anderer Religionen wird aber das Recht auf Ausübung ihres Glaubens zugestanden.
Das Verfahren vor einem Hamburger Strafgericht gegen den Marokkaner Abdelghani Mzoudi wird aus Mangel an Beweisen mit einem Freispruch eingestellt.
Bei Terroranschlägen in Madrid sterben 200 Menschen; es gibt über 1500 Verletzte. Nachdem die spanische Regierung zuerst ausschließlich die Terrororganisation ETA verdächtigt hatte, schließt sie auch islamistische Terrorist*innen als Täter*innen nicht mehr aus. Nach den auf die Terroranschläge folgenden Wahlen kündigt der neue Regierungschef Rodríguez Zapatero den Abzug der spanischen Soldaten aus dem Irak an.
Das Waffenstillstandsangebot der Al-Quaida an die Europäer*innen stößt auf breite Ablehnung. Der Vorschlag war auf arabischen TV-Sendern zugespielten Audio-Bändern enthalten. Ein Mann, der sich als Osama Bin Laden identifiziert, erklärt darauf, Europa werde von Terroranschlägen verschont, wenn alle europäischen Soldat*innen aus dem Irak und Afghanistan abgezogen würden.
Beinahe drei Jahre nach dem Sturz der Taliban findet die erste freie Präsidentenwahl in der Geschichte Afghanistans statt.
Eine Serie von Anschlägen erschüttert London. Mehr als 50 Menschen werden getötet, es gibt über 700 Verletzte. Eine bislang nicht in Erscheinung getretene Gruppe des Terrornetzwerks Al-Quaida bekennt sich zu den Anschlägen.
Der größte Prozess gegen die Al-Quaida in Europa (24 Angeklagte) endet in Madrid mit 18 Schuldsprüchen.
Medien berichten über angebliche US-Geheimgefängnisse in Europa (CIA-Affäre).
Osama bin Laden droht mit weiteren Anschlägen.
Der Prozess gegen den mutmaßlichen Helfer der Attentate vom 11. September 2001, Zacarias Moussaoui, beginnt in Alexandria, Virginia. Seine Beteiligung an den Anschlägen hat Moussaoui bereits zugegeben, nun geht es um das Strafmaß.
Osama bin Laden wird in seinem Versteck in Pakistan aufgespürt und bei einem Einsatz einer Sondereinheit der US-Armee getötet.
Das World Trade Center Memorial wird am „Ground Zero“ als Gedenkstätte für die Opfer der Anschläge eröffnet.
Das One World Trade Center eröffnet an der Stelle, an der früher die Zwillingstürme des World Trade Centers gestanden hatten.
Eine Sammlung von weiterführenden Artikeln und Einordnungen der politischen Folgen der Terroranschläge vom 11. September 2001 finden Sie auf der Website der Bundeszentrale für Politische Bildung: 9/11 und die politischen Folgen
Letztes Update: 10/2020
Quellen
- Bundeszentrale für Politische Bildung (2011): 11. September 2001, Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. 1149, www.bpb.de/apuz/33224/11-september-2001 (6.10.2020)