„Die überwiegend erhaltenen Beiträge der AUSTRIA WOCHENSCHAU […] beschreiben das in Bildern und Tönen aufgespeicherte Selbstverständnis des offiziellen Nachkriegsösterreich genauso wie die meist erst im Subtext der Beiträge zum Ausdruck kommende gesellschaftspolitische und atmosphärische Verfasstheit des Landes. Als zentraler Bestandteil aller Kinovorstellungen trug die AUSTRIA WOCHENSCHAU wie kein anderes Medium bis zur Durchsetzung des Fernsehens dem Bedürfnis nach Orientierung und Selbstversicherung innerhalb des neuen Staates Rechnung und konstituierte damit das Bild und die Identität der 2. Republik nachhaltig in der breiten Öffentlichkeit“ (Ernst Kieninger, Filmarchiv Austria).
In Kooperation mit dem Filmarchiv Austria stellt das Demokratiezentrum Wien ausgewählte Austria Wochenschau-Beiträge online. Sie finden 44 Beiträge auf unserer Internetplattform, die wir entsprechend unserer inhaltlichen Schwerpunkte ausgewählt haben. Die digitalisierten Videos sind vom Filmarchiv Austria zur Verfügung gestellt worden.
Letztes Update 09/2021
Artikel zum Thema
Untertitel:
Zur Geschichte der AUSTRIA WOCHENSCHAU
Autor*innen:
Ballhausen, Thomas / Maragh-Ablinger, Renate
Beschreibung:
Die AUSTRIA WOCHENSCHAU ist einer der bedeutendsten Nachrichtenschauen, die jemals in den europäischen Kinos gelaufen ist. Nicht nur ihr umfassender Berichtszeitraum macht sie zu einem einzigartigen zeitgeschichtlichen Dokument der österreichischen Historie: Keine andere filmische Quelle ist wie sie gleichermaßen journalistisch geprägter Ausdruck und historischer Beleg gesellschaftlicher Entwicklungen in der 2. Republik.
PDF-Datei:
Ballhausen/Maragh-Ablinger – Das ausdiovisuelle Gedächtnis der Nation
Autor:
Schönwiese, Fridolin
Beschreibung:
Fridolin Schönwiese gibt einen Überblick über die Geschichte der Austria Wochenschau, die als Chronograf seit 1949 „Woche für Woche Bilder produzierte, übernahm, gestaltete und interpretierte“ und schildert die Archivierung – insbesondere auch die Schließung von Lücken – sowie die Aufbereitung des Bestandes im Filmarchiv Austria. Der Beitrag wurde anlässlich des Filmarchiv-Projekts „50 Jahre Wochenschau“ verfasst.
PDF-Datei:
Schönwiese – Die Austria Wochenschau
Untertitel:
Die konstruierte Realität eines ständestaatlichen Propagandainstruments
Autorin:
Moser, Karin
Beschreibung:
Bereits am Anfang ihrer Darstellung macht Karin Moser klar, dass es sich bei der austrofaschistischen Wochenschau „Österreich in Bild und Ton“ weniger um ein Nachrichtenmedium, sondern vor allem um ein Propagandainstrument handelte. Verbunden mir ihr war das Ziel, das gegenwärtige austrofaschistische System zu propagieren und die österreichische Identität zu stärken, um damit dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich entgegenzuwirken. Karin Moser zeichnet in ihrem Beitrag die Strategien und Methoden nach, mit denen das austrofaschistische Regime versucht hat, dieses Ziel zu erreichen und kommt zu dem Schluss, dass der „Ständestaat“ dies nicht erreichen konnte, die vorgegebene heile, ständestaatlich-katholische Welt konnte die Wochenschau nicht wirklich glaubhaft transportieren.
Quelle:
in: Achenbach, Michael / Moser, Karin (Hg.), Österreich in Bild und Ton – Die Filmwochenschau des austrofaschistischen Ständestaates, Eigenverlag, Wien 2002, S. 99-148
PDF-Datei:
Moser – Die Bilderwelt der Österreich in Bild und Ton
Autorin:
Moser, Karin
Beschreibung:
Karin Moser gibt einen Überblick über die Geschichte und Vorgeschichte der Austria Wochenschau und macht deutlich, wie das Medium Wochenschau von den verschiedensten Akteuren im Laufe der Zeit eingesetzt wurde, um gewünschte Inhalte – etwa Durchhalteparolen in Kriegszeiten oder Bilder, die zum Aufbau einer Östereich-Identität dienen – zu transportieren und Unliebsames – wie die 68-Bewegung – auszusparen. Die Austria Wochenschau war so deutlich ein Regierungsmedium und vor allem in den 50er und 60er Jahren vom Proporz bestimmt, bevor sie mit dem Siegeszug des TVs ab den 70er Jahren zunehmend an Einfluss verlor.
Quelle:
Der Artikel ist unter dem Titel „Herrgott, war das ein Fest“ in der Ausgabe vom 31.10/1.und 2.11.1999 in Die Presse (Spectrum) erschienen.
PDF-Datei:
Moser – Metamorphosen der Wochenschau
Untertitel:
Das „kalte“ Wechselspiel während der alliierten Besatzung in Österreich
Autorin:
Moser, Karin
Beschreibung:
Die politische Propagandaarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg hatte viele Erscheinungsformen und Namen. Karin Moser gibt einen Überblick über die Propaganda und Gegenpropaganda der Alliierten – von der Sicherung von Informations- und Medieneinrichtungen bis zur Etablierung von eigenen Medienprodukten, den vorherrschenden Themen und verwendeten Strategien. Überschattet war die Informations- und Propagandaarbeit der Alliierten – wie die gesamte politische und gesellschaftliche Entwicklung dieser Jahre – vom sich zunehmend abzeichnenden Konflikt zwischen Ost und West, den die westlichen Alliierten auch auf propagandistischer Ebene gewannen bzw. erst hierdurch reüssieren konnten: In Österreich setzte sich klar und sehr bald eine Westorientierung durch.
Quelle:
in: medien & zeit, Nr. 1/2002, S. 27-42
PDF-Datei:
Moser – Propaganda und Gegenpropaganda
Autor:
Kotzian, Gerhard
Beschreibung:
In seinem Beitrag weist Gerhard Kotzian auf die Wichtigkeit hin, Zeitgeschichte, politische Bildung und Medienerziehung als zusammenhängende Einheit zu betrachten und entwickelt für die Austria Wochenschau als zentrale historische Quelle (auch) für den Schulunterricht einen Fragenbogen, der dazu beitragen soll, die Austria Wochenschau in ihrem historischen Kontext zu verstehen und Medienkompetenz zu erlangen.
Quelle:
in: Medienimpulse, Heft 39/2002, S. 51-53
PDF-Datei:
Kotzian – Medienerziehung
Autorin:
Wirth, Maria
Beschreibung:
In diesem Artikel finden sich detaillierte Informationen zur Austria Wochenschau und Fragen mittels derer die Wochenschau im Unterricht eingesetzt werden kann.
PDF-Datei:
Wirth – Zum Umgang mit dem Medium Austria Wochenschau im Unterricht
Ein fröhlicher Kinderstaat
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Belgien-Oosdunkerque
Inhalt:
Zeltlager am Strand von Oosdunkerque, Kinder liegen auf Matten in einem Zelt, eine Aufsichtsperson wird eingeblendet, Wahlvorbereitungen, Reden werden gehalten, Kandidaten haben ihre Wahlsprüche auf den Oberkörper geschrieben, sie streiten miteinander, an einer Holzwand stecken Zettel mit den Wahlaufrufen der „Parteien“, gemeinschaftliches Mittagessen auf Holzbänken am Strand, Essen wird aus Blechkübeln geschöpft, Kinder laufen zum Wasser und plantschen darin.
Originaltext:
Am Strande von Oosdunkerque herrscht seit mehreren Wochen ein fröhliches Treiben. Eine große Zahl von Kinder aus 8 Ländern darunter auch aus Österreich, haben dort feierlich eine Kinderrepublik gegründet. Es gibt mehrere Dörfer, die alle aus einigen großen Zelten bestehen, deren Bewohner ein buntes Bild verschiedenster Nationen bilden. Jedes Dorf hat seinen Bürgermeister. Nun gehen die jungen Republikaner auch daran, sich ein Parlament zu wählen und durch Umzüge und Wahlaufrufe, die die Kandidatin sich mitunter selbst auf den Leib geschrieben haben, wird hitzige Wahlpropaganda betrieben. Die wichtigsten Stunden des Tages, die Mahlzeiten, vereinen dann wieder alle Kandidaten und Wähler friedlich um große Tische. Bald lockt auch wieder der Strand und das herrliche Seebad hinaus in die Fluten und so herrscht in dieser Republik der Jüngsten einen Sommer lang nur Fröhlichkeit.
Österreich-Debatte vor der UNO
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Inhalt:
Eine Flagge wird gehisst, Aufnahmen im UNO-Gebäude in New York: einzelne Vertreter treffen ein; die Vertreter Mexikos, der Niederlande, der USA, Großbritanniens, Frankreichs, der UdSSR, der Ukrainischen Teilrepublik, der Türkei, Thailands und Schwedens kommen ins Bild; man hört Teile der Ansprachen des mexikanischen und des sowjetischen Abgesandten; der Platz des syrischen Vertreters ist leer; Außenminister Gruber spricht in englischer Sprache vor der UNO-Versammlung, Abstimmung erfolgt.
Originaltext:
Im neuerbauten UNO-Gebäude in New York findet die für Österreich so bedeutsame Debatte über den Staatsvertrag statt. Insbesondere die Vertreter von Brasilien, Libanon, den Niederlanden und Mexiko haben sich dafür verwendet, dass Österreich auf die Tagesordnung gesetzt wird. Die Vertreter Amerikas, Englands und Frankreichs unterstützen die Resolution. Der Vertreter der Sowjetunion legt seinen Standpunkt dar. Nation auf Nation ergreift das Wort und tritt für die Freiheit Österreichs ein, nur die Vertreter der Staaten des arabischen Blocks enthielten sich der Stimme. Einen flammenden Appell an die Weltöffentlichkeit richtete Außenminister Dr. Gruber: „Das österreichische Volk setzt sein Vertrauen in die Vereinten Nationen und erwartete von ihnen, dass sie durch ihre Mittlertätigkeit die latente Gefahr beseitigen werden, welche die fortdauernde Besetzung Österreichs für Europa und die Welt darstellt“. Nun erfolgt die entscheidende Abstimmung im Plenum, das die österreichische Resolution mit 48:0 Stimmen verabschiedet.
„Österreich ist frei!“
Quelle: Filmarchiv Austria
Originaltext:
13. Mai 1955. Österreich steht im Blickpunkt weltweiten Interesses. Nach einem letzten, keineswegs leichten Ringen wurden die noch strittigen Klauseln des Staatsvertrages endgültig festgelegt. Die Außenminister der vier Großmächte treffen in Wien ein. Dulles, McMillan und Pinay kommen aus Paris. 14. Mai 1955. Molotow, mit besonderer Spannung erwartet, kommt von einer Konferenz der osteuropäischen Länder aus Warschau. Die Vorbereitungen für die Unterzeichnung des Vertrages im Schloss Belvedere sind abgeschlossen. 15. Mai 1955. Groß und echt ist die Freude, die ganz Österreich erfüllt. Hier, in dem Barockschloss des Prinzen Eugen treffen die vier Außenminister ein, um den Vertrag zu unterzeichnen, der Österreich seine Souveränität und seine Freiheit wiedergibt. Es ist kein Abkommen, das die Sowjetunion, Großbritannien, die Vereinigten Staaten und Frankreich über Österreich schließen. Es ist vielmehr ein Vertrag mit Österreich als gleichberechtigtem Partner. Denn andere können einem Land die Freiheit nur dann geben, wenn es selbst entschlossen ist, frei zu sein und frei zu bleiben. Die Außenminister der vier Großmächte waren mehr als einmal erfolglos an einem Tisch versammelt: in Berlin, in Paris, in Moskau, in London. Aber hier in Wien unterschreiben sie nun gemeinsam ein Dokument, das mit seinen Siegeln als Symbol des Beginnes einer neuen Ära in den Beziehungen zwischen dem Westen und dem Osten gelten kann.
Österreich zwischen Ost und West hat 10 Jahre lang auf diesen großen Augenblick gewartet. Es waren harte, entbehrungsreiche Jahre, aber nie hat das österreichische Volk, nie hat die österreichische Regierung aufgehört, mit allen Kräften dem einen, allen gemeinsamen Ziel entgegenzustreben: jetzt ist es erreicht! (OT Figl: „Österreich ist frei!“) Der unvergessene Staatsmann Dr. Karl Renner schuf im Jahre 1945 in einem kleinen, niederösterreichischen Dorf die Grundlagen der 2. Republik. 10 Jahre später empfängt sein Nachfolger, Bundespräsident Körner, in der ehemaligen kaiserlichen Burg als erster die Vertreter der vier Großmächte in einem freien Österreich. Am 27. Juli 1955 wird in den österreichischen Fabriken und Werkstätten, in den Büros und Amtsstuben, gearbeitet wie gewöhnlich. Aber es ist ein historischer Tag: der Alliierte Rat löst sich auf. Wer nur irgendwie kann, findet sich auf dem Schwarzenbergplatz ein, um die letzte Amtshandlung der vier Hochkommissare mitzuerleben. Es ist das letzte Mal, dass den Vertretern der Alliierten von Soldaten ihrer eigenen Länder militärische Ehren auf österreichischem Boden erwiesen werden. Als Repräsentanten des souveränen Österreich nehmen Bundeskanzler und Vizekanzler an dem feierlichen Staatsakt teil.
Am Tag nach der Auflösung des Alliierten Rates beginnen die Truppen der Besatzungsmächte Österreich zu räumen. Eine friedliche militärische Operation setzt ein. Alle haben sie ersehnt, aber dennoch überrascht die Präzision und Korrektheit ihrer Durchführung. Märchenhaft schnell verschwinden die äußeren Merkmale einer gewesenen Unfreiheit. Mancher hat in der Zeit der Besatzung in Österreich eine zweite Heimat gefunden und schämt sich der Abschiedstränen nicht und von so manchen fällt auch den Österreichern der Abschied schwer. Sie alle werden im freien Österreich stets als Freunde willkommen sein. Der letzte fremde Soldat hat das Land verlassen. Allenthalben wird gejubelt und gefeiert. Die Freude der Österreicher ist verständlich. Ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Republik beginnt. Vergessen wir aber nie, dass der größte Dichter deutscher Zunge gesagt hat: „Es ist der Weisheit letzter Schluss: Nur der verdient sich Freiheit, der täglich sie erobern muss“. Bundeshymne.
Vgl. zum Staatsvertrag im Film, insbesondere für den Schulunterricht, auch: Tanzer, Gerhard, Zur Konstruktion von Wirklichkeit im Spiel- und Dokumentarfilm am Beispiel des Staatsvertrags, in: Forum Politische Bildung (Hg.), Frei – Souverän – Neutral – Europäisch. 1945 1955 1995 2005 (= Informationen zur Politischen Bildung Nr. 22), Studien Verlag, Innsbruck/Wien 2004, S. 90-94.
Österreich Mitglied des Europarates
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Strassburg
Originaltext:
In Strassburg betreten Außenminister Figl und Staatssekretär Kreisky den Sitzungssaal des Europarates. Diesmal nehmen die österreichischen Delegierten nicht als Beobachter an den Beratungen dieses obersten politischen Gremiums Europas teil, sondern als Vertreter eines souveränen Vollmitgliedes mit Sitz und Stimme. Als äußeres Zeichen der politischen Gleichberechtigung Österreichs unter den europäischen Nationen wird in Strassburg zum ersten Mal die rot-weiß-rote Fahne hochgezogen.
Die Flüchtlingskommission des Europarates
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Der Europarat in Strassburg hat seine Flüchtlingskommission nach Wien geschickt. Sie berät nun in einem Sitzungszimmer des Österreichischen Parlaments – Über Hilfsmaßnahmen für ungarische Flüchtlinge.
EFTA-Debatte im Parlament
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Weil es vorläufig unmöglich scheint, ganz Europa als einheitliches Wirtschaftsgebiet zu organisieren, haben sich sechs europäische Staaten unter Aufgabe gewisser Souveränitätsrechte zu einer Wirtschaftsgemeinschaft zusammengeschlossen.
Und in Stockholm setzen sich sieben andere europäische Staaten zusammen und beschließen ohne Aufgabe von Souveränitätsrechten die kleine Freihandelszone. Portugal, Großbritannien, Schweden, Norwegen und Dänemark und die beiden neutralen Alpenstaaten Österreich und die Schweiz.
Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass EFTA und EWG in naher Zukunft bereits eine Art Ehe eingehen werden. Damit wäre dann ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem größeren Europa getan. Im österreichischen Nationalrat verliest der Bundeskanzler angesichts des Beitritts zur Freihandelszone eine Regierungserklärung. Sie weist darauf hin, dass dies für das neutrale Österreich die richtigste Lösung gewesen sei. Es kommt im Anschluss an die Regierungserklärung zu teils recht temperamentvollen Debatten und Diskussionen – aber im Grunde ist man sich allseits über das letzte Ziel einig: das letzte Ziel aller Verträge muss Europa sein.
Demonstrationen wegen Borodajkewycz
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Professor Taras Borodajkewycz von der Hochschule für Welthandel in Wien hält nicht viel von der österreichischen Nation. Sie ist für ihn ein „Hirngespinst“. Seine Ansichten über den Nationalsozialismus, die er bei einer Pressekonferenz kundgab, erregten starken Widerspruch. In Wien demonstrierten Studenten und fordern seine Enthebung als Lehrer der Jugend. Aber Borodajkewycz hat auch Anhänger, die zeigen was sie bei ihm gelernt haben und lassen in hochleben. Es kommt zu erregten Szenen, auch zu Rauferein. Die Straßenszenen erwecken traurige Erinnerungen an die Zeit vor 30 Jahren.
„20 Jahre Zweite Republik“
Quelle: Filmarchiv Austria
Originaltext:
Ende und Anfang vor 20 Jahren. Ende der Ostmark. Anfang eines anderen Marsches nach Osten. Wann werden diese Männer zurückkommen? Anfang? In diesen Trümmern? Ausgebrannt und zerschossen sind die Wahrzeichen. Wien in Rauch und Not. Und voller fremder Soldaten. Dennoch ein Anfang. Das Rathaus ohne Dach, aber Männer mit Mut und Glauben an Österreich. Am 27. April 1945 geht Dr. Renner, der erste Staatskanzler der ersten Republik, mit anderen Männern der Stunde Null an die Arbeit für eine bessere Republik. Die Österreicher wissen nun, dass sie Österreicher sind. Sie räumen die Trümmer der Vergangenheit aus dem Weg. Am 25. November 1945 geben sie der Welt ein Beispiel. Sie wählen mit überwältigender Mehrheit in freier unbeeinflusster Entscheidung demokratische Abgeordnete in den Nationalrat. In diesem Klassenzimmer der Demokratie erhält der Totalitarismus eine vernichtende Abfuhr.
In Anwesenheit der vier Alliierten Hochkommissare tritt das gewählte Parlament ungehindert zusammen. Die beiden großen Parteien übernehmen die Verantwortung für Österreich. Die Bundesversammlung wählt Dr. Karl Renner zum Bundespräsidenten. Männer wie er und Leopold Kunschak sind Wächter und Garanten der Vernunft und Einigkeit. Ingenieur Leopold Figl wird Bundeskanzler, Dr. Adolf Schärf Vizekanzler. Groß sind die Probleme des daniederliegenden Landes. Groß ist die Gefahr der Spaltung wie in Deutschland, wie in Korea. Ein kommunistischer Putschversuch im Oktober 1950 scheitert an der Besonnenheit der Bevölkerung. Dank der unermüdlichen Bemühungen der Regierung kehren die Gefangenen und Verschleppten allmählich zurück, in die zwar immer noch besetzte, aber innerlich freie Heimat. Nach dem Tod Dr. Renners wird der Bürgermeister von Wien, Dr. Theodor Körner, erstmals durch eine allgemeine Wahl Staatsoberhaupt. Als Symbol von Erbe und Erneuerung wird die wiedererstandene Pummerin, die große Glocke des Doms von St. Stephan, von der Bevölkerung bejubelt. Ihre Inschrift schließt mit dem Wunsche aller Österreicher: Friede in Freiheit! Für diesen Wunsch wird auch gehandelt.
Nach zahllosen Sitzungen, in denen die weltweite Spannung zwischen den Alliierten jede Einigung und damit die volle Freiheit Österreichs verhinderte, gelingt der österreichischen Regierungsdelegation in Moskau ein entscheidender Schritt. Bundeskanzler Raab, Vizekanzler Dr. Schärf, Außenminister Ing. Figl und Staatssekretär Dr. Kreisky erreichen das bisher erste und einzige Wunder des sogenannten „Kalten Krieges“! Die Zusage des Staatsvertragsabschlusses für Österreich. Am 15. Mai 1955 wird im Belvedere, dem Sommersitz des Prinzen Eugen, der Staatsvertrag von den Außenministern der vier Besatzungsmächte unterzeichnet. Für die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken von Wjatcheslaw Michailowitsch Molotow, für die Vereinigten Königreiche Großbrinannien von Harold Mc. Millan, für die Vereinigten Staaten von Amerika von John Foster Dulles, für Frankreich Antoine Pinay, für Österreich unterzeichnet Leopold Figl als Außenminister. Der Bundespräsident Dr. Körner begrüßt beim ersten Empfang im Freien Land die Außenminister der vier Großmächte. Der Alliierten-Rat für Österreich löst sich auf. Als Repräsentanten des souveränen Österreich nehmen Bundeskanzler Raab und Vizekanzler Schärf an der letzten Truppenparade der Besatzer, die so lange die vier im Jeep gestellt haben, teil. Der Herbst 1955 ist der Termin für den Abzug der fremden Soldaten. Der Osten und der Westen rücken auseinander. Österreich, das Land in der Mitte Europas, hat seine immerwährende Neutralität erklärt. Viele haben in der Zeit der Besetzung Land und Leute lieben gelernt und manch rauer Soldat und sei er selbst General, schämt sich der Abschiedstränen nicht. Österreich, das Land voll Schönheit und Gegensätzen, hat seinen Platz in der Welt erkannt. Wissend um seine Vergangenheit glaubt es an seine Zukunft. Es arbeitet und baut an Werken des Friedens. Es lebt aus der Eintracht seiner Bürger. Es weiß nach 20 Jahren noch besser, was seine Unabhängigkeit wert ist: Das Leben in Freiheit!
Das 2,000.000 Hemd!!
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Burgenland
Originaltext:
Die Anstrengungen des Burgenlandes, Industrien anzusiedeln, waren nach jeder Richtung erfolgreich. Vor 2 Jahren wurde in Stegersbach im Burgenland das erste Hemd genäht, heute ist man beim 2,000.000 Hemd angelangt. Stolz vermerkt die Fabrik, dass die zwei Millionen Hemden ein Gebiet von der Größe Luxemburgs bedecken würden und 750 Arbeitskräfte haben einen krisenfesten Arbeitsplatz gefunden. Frau Sozialminister Rehor ist zu der Betriebsfeier gekommen und näht den letzten Knopf an das 2,000.000 Hemd. Da sie aus der Textilbranche kommt, macht ihr die Sache offensichtlich Spaß.
Angelobung der ersten Alleinregierung Österreichs
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Originaltext:
Nach langen zeitweise dramatischen Verhandlungen erklärten die Sozialisten sich unter den von der ÖVP angebotenen Bedingungen nicht bereit, an der Regierung sich beteiligen zu können. Und so konnte der designierte Bundeskanzler Dr. Klaus, Minister und Staatssekretäre, die nur der ÖVP angehören, zum Bundespräsidenten führen. Bundespräsident Jonas ernannte Dr. Klaus zum Bundeskanzler und zum Vorsitzenden der Bundesregierung und die von Dr. Klaus vorgeschlagenen Persönlichkeiten zu Bundesministern und Staatssekretären. Dann nahm er in feierlicher Form die Angelobung der neuen Regierungsmitglieder vor. In einer Ansprache drückte Bundespräsident Jonas sein Bedauern darüber aus, dass die Verhandlungen zur Bildung einer Regierung der beiden großen Parteien ergebnislos blieben.
Es liegt mir fern, erklärte Jonas, die vergangenen 21 Jahre heroisieren zu wollen, aber die politischen Auseinandersetzungen in den letzten Wochen haben den Eindruck hinterlassen, als ob sich die Österreicher und ihre politischen Parteien dieser Zeit zu schämen hätten. Ich bin überzeugt, dass das österreichische Volk später einmal diese Periode der Zusammenarbeit, als die erfolgreichste und positivste bezeichnen wird. Die Angelobung einer Einparteienregierung bezeichne einen neuen Abschnitt im politischen Leben Österreichs. Diese Regierung übernehme das Ergebnis der Zusammenarbeit als Erbe, dass sie getreulich im Sinne einer weiteren glücklichen Entwicklung Österreichs zu verwalten habe. Nach dem Staatsakt beim Bundespräsidenten stellte sich die neue Regierung den Pressefotografen. Schon am nächsten Tag stellte Bundeskanzler Dr. Klaus seine neue Regierung dem Nationalrat vor. Vor 85 Abgeordneten der Volkspartei, 74 Abgeordneten der Sozialistischen Partei und 6 Abgeordneten der Freiheitlichen Partei Österreichs verliest Bundeskanzler Dr. Klaus seine Regierungserklärung.
Österreich begeht den ersten Nationalfeiertag!
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Originaltext:
EINLEITUNG: Auf dieser Erde, deren Bewohner sich anschicken den Mond zu erreichen und den Weltraum zu erobern, auf dieser Erde, deren Bewohner ständig irgendwo miteinander Krieg führen, auf dieser Erde, die 1.000 Millionen Kinder hat, von denen aber 750 Millionen nicht ausreichend ernährt werden können, auf dieser Erde, auf der zahlreiche Millionen Menschen jährlich wegen Hungers sterben müssen, auf dieser Erde gibt es ein Land – es ist nur ein kleiner Fleck auf der Weltkarte – das heißt Österreich. Viele Millionen verwechseln Austria mit Australia – und doch hat dieses Österreich Bedeutung für die Welt gehabt und hat sie noch immer.
Nicht weil das Land früher größer war, das Land und seine Größe sind nicht das Bedeutsame. Freilich ist es ein schönes Land, das Land der Berge, das Land der Dome. – Und es hat Naturschätze: Kohle, Eisen, Wasserkraft, Holz, Erdöl; all das aber gibt es auch sonst wo auf dieser Erde, ja sogar größer, mächtiger, reicher, schöner. Das Bedeutsame an diesem Land sind seine Menschen. Die vergangenen, die gegenwärtigen und wahrscheinlich auch die zukünftigen Generationen sind die wirkende Kraft im eigenen Land und über die Grenzen hinaus im eigenen Land und über die Grenzen hinaus in die Welt. Musiker und Dichter, Tänzer und Geiger, Erfinder und Techniker und – 7 Millionen fleißige, arbeitsame Menschen. Diese österreichische Nation hat eine große Anzahl von Gelehrten, von Nobelpreisträgern hervorgebracht. Die Namen der vielen großen Söhne dieses kleinen Landes haben einen guten Klang in der Welt.
ÜBERGABE DES STAATSGRÜNDUNGSDENKMALS: Dem Lebenswerk des zweimaligen Gründers der Republik Österreich, Dr. Karl Renner, ist das Denkmal im Schweizer Garten in Wien gewidmet. Dr. Renner wurde immer dann gerufen, wenn Not am größten war. Das Denkmal soll aber auch von jenen künden, die sich in den Jahren der Verfolgung zur unzertrennlichen Gemeinschaft des österreichischen Volkes zusammenfanden.
OFFENES RATHAUS: Am Vorabend des Staatsfeiertages ließ Bürgermeister Marek alle Tore und Türen des Wiener Rathauses weit öffnen. Mehr als 8.000 Wienerinnen und Wiener stürmten geradezu das Rathaus. Bürgermeister, Stadträte, Gemeinderäte, viele Beamte und Hostessen waren unermüdlich beim Auskunft geben. Der Tag der offenen Tür war ein voller Erfolg und eine großartige Idee, den Nationalfeiertag in sinnvoller Weise zu begehen.
FESTSITZUNG IM PARLAMENT: Nationalrat und Bundesrat treten zu einer gemeinsamen Festsitzung zusammen. Vertreter des Landes, der Hohen Gerichte der Beamtenschaft sind geladen. In seiner Festansprache fordert Bundespräsident Jonas dazu auf, an die hinter uns liegenden Jahre der Not und das Elend zu denken und mit Zuversicht und Vertrauen zu Österreich, weiter zum Wohle unseres Landes und vor allem unserer Jugend, zu arbeiten. Nationalratspräsident Dr. Maleta sagt: Dieser Tag soll uns den Alltag und seinen Streit vergessen lassen, damit wir die innere selige Kraft zur Bewältigung der Gegenwart und Gestaltung der Zukunft finden.
VORSTAND DES JUGENDRINGES: Die im österreichischen Jugendring zusammengefassten demokratischen Jugendorganisationen der verschiedensten politischen Einrichtungen, ließen durch ihre Funktionäre im Weiheraum der österreichischen Freiheitskämpfer einen Kranz mit der Schleife niederlegen „Österreichs Jugend“ für alle Opfer im Kampf gegen totalitäre Regimes.
ANGELOBUNG VON 2.400 JUNGMÄNNERN IN SALZBURG: Überall in Österreich treten am 1. Nationalfeiertag unsere jungen Bürger in Uniform zu Flaggenparaden und Angelobungen an. In Siezenheim bei Salzburg sind es gleich 2.400 Jungmänner, die ihr Bekenntnis zu Republik ablegen und geloben, unser Land zu schätzen und die Bewahrung der Neutralität zu sichern.
JUNGBÜRGERFEIER IM THEATER AN DER WIEN: Noch vor dem Nationalfeiertag gestaltet sich die letzte der diesjährigen Jungbürgerfeiern besonders festlich. Es ist schon eine liebe Tradition, dass die Gemeinde Wien den Jahrgang der volljährig gewordenen in einem festlich, symbolischen Akt in die Gemeinschaft der Bürger aufnimmt. Zur letzten dieser Feiern ist der Bundespräsident erschienen und wird Zeuge des Bekenntnisses der Jugend zur Republik und auch ihres Versprechens mit zu denken, mit zu arbeiten und mit zu verantworten, die Angelegenheiten ihrer Gemeinde, ihres Landes, ihrer Republik.
FARBTEIL: Österreich hat eine Zukunft. Diese Zukunft sind seine Menschen und ihre Leistungen. Eine neue Welt wird gebaut und Österreich hat seinen Platz in ihr, einen würdigen Platz. Die Künstler schaffen, ihre Phantasie greift weit in die Vergangenheit zurück und hebt aus den Tiefen des geistigen Erbes die Schätze für die Zukunft: eine neue Welt wird gebaut und Österreich baut mit. Die Techniker planen, ihre Visionen von heute sind die Wirklichkeit von morgen. Die Forscher legen die Kräfte der Natur frei und machen sie dem Menschen dienstbar. – Der Fortschritt ist ein Prinzip des Lebens. Der Beitrag, der von Österreich erwartet wird, entspricht den Anlagen seiner Menschen: „Volk begnadet für das Schöne“. Kunst, Theater, Dichtung, Musik, die Harmonie zu finden, die Gegensätze auszugleichen, Freude schenken. Österreich! Deinen ersten großen Feiertag begehen wird alle zusammen: Arbeiter, Bauern, Handwerker, Kaufleute, Angestellte. Nichts, was uns trennt, steht an diesem Tag in der Mitte, sondern was uns einigt: die Liebe zu Dir, unserer gemeinsamen Heimat.
50 Jahre Sozialministerium
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Das österreichische Sozialministerium ist 50 Jahre alt. Frau Sozialminister Grete Rehor begrüßt den Bundespräsidenten, viele Sozialminister anderer Staaten, die Mitglieder der Bundesregierung und des diplomatischen Corps. Als Ministerium für soziale Fürsorge noch in der Monarchie im letzten Jahr des ersten Weltkrieges gegründet, nahm das Ministerium für soziale Verwaltung nach der Gründung der Republik unter Ferdinand Hanusch seinen großen Aufschwung. Hanusch war einer der bedeutendsten Männer der alten Sozialdemokratie. Unter seiner Leitung kam es in den Jahren 1918 bis 1920 zur gesetzlichen Regelung des 8-Stundentages, der Kinderarbeit, des Arbeiterurlaubs und zur Schaffung der Kammer für Arbeiter und Angestellte. Bundespräsident Dr. h. c. Jonas sagt in seiner Begrüßungsansprache, das Sozialministerium betreue die Staatsbürger vom Beginn bis zum Ende ihres Lebens und sei deshalb das menschlichste Ministerium.
Die Tschechoslowakei ist besetzt
Quelle: Filmarchiv Austria
Originaltext:
Wir bringen eine Sondermeldung des Oberkommandos der Deutschen Wehrmacht. Nein – es ist nicht der 15. März 1939, es ist Sommer 1968. Diese Panzer sind auch nicht Hitlers Panzer, obwohl sie Hakenkreuze tragen.
Die Hakenkreuze hat die tschechoslowakische Jugend furchtlos auf die Wände der furchtbaren Kriegswerkzeuge gemalt. „Geht nach Hause“, schreiben sie den Invasionsmächten auf die Panzer und schreien es den Soldaten der Russen, Ungarn, Bulgaren, Ostdeutschen und Polen in die Ohren.
Der Widerstand ist einmütig. Ein ganzes Volk steht auf und stellt sich ohne Waffen der Kriegsmaschinerie der zweitstärksten Militärmacht der Welt. Jugend, Jugend, Jugend, wohin sich das Objektiv der Kamera richtet.
Wie unsicher das Schicksal der Tschechoslowakei in den nächsten Tagen und Wochen sein mag, wie unsicher das Schicksal Europas – ja der ganzen Welt – sein mag, sicher ist eines – das tschechoslowakische Volk, mitgerissen von dem Elan der Jugend, hat der ganzen Welt bewiesen: Stärker als die Idee der Gewalt ist die Gewalt der Idee.
Die Bürger vom Jahr 2000 werden ihren Kindern und Enkeln einmal sagen können: Wir haben nicht versagt ! Sie rufen uns heute zu: Habet Mut, denn sie töten den Geist nicht, ihr Brüder!
Frost folgte dem Prager Frühling
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: CSSR
Originaltext:
Die schwierigen Zeiten für das tschechoslowakische Volk sind noch immer nicht vorüber, – wenn auch der herbstliche Regen das Blut vom Prager Pflaster wäscht und die gelben Blätter auf die frischen Gräber fallen. Die Diskussionen mit den Soldaten der Okkupationsmacht haben aufgehört. Schließlich mussten auch die Tschechoslowaken zur Kenntnis nehmen: mit Panzern kann man nicht diskutieren, Kanonen und Maschinengewehre sind wohl keine Argumente – aber schlagkräftig. Ministerpräsident Cernik spricht mit Journalisten. Was er sagt, ist auch ohne übersetzung verständlich. Drei Tage nach ihrer Rückkunft aus Moskau treffen einander Präsident Svoboda, Alexander Dubcek und die Kommandanten der CSSR-Armee. Die tschechoslowakische Armee hatte eine bittere Pille zum Schlucken bekommen: den Einmarsch der „brüderlichen Verbündeten des Warschauer Paktes“. Nach Wiederaufnahme seiner Amtsgeschäfte hatte Staatspräsident Svoboda die fremden Armee-Kommandanten zur Berichterstattung zu sich befohlen. Sie kamen – der Russe, der Pole, der Ostdeutsche, der Ungar und der Bulgare. Vor dem Oberkommandierenden der Operation, Marschall Pavlovsky, schlugen sie im Hof noch die Haken zusammen. Der ostdeutsche General hat noch eine besondere Frage. Der berühmte Läufer Zatopek hat seine Kleider gewechselt, um seinen Verfolgern zu entgehen. Unter den Augen der russischen Soldaten diskutiert er mit Landsleuten. Aber Emil Zatopek kann sich noch immer auf seine Beine verlassen. Offiziell wird geredet, berichtet, verhandelt. Was sind das aber für Verhandlungen, die vor den Kanonen der Panzer geführt werden müssen. Die Prawda, das sowjetische Zentralorgan erklärt offiziell: Niemand sollte daran zweifeln, dass die verbündeten Truppen ihre edle Mission zu Ende führen werden. Auch wer die tschechische Sprache nicht beherrscht, diese Bilder versteht jeder. Und das ist die Stimme Alexander Dubceks, der das tschechoslowakische Volk bittet – sich nicht provozieren zu lassen, weise, geduldig und gescheit zu sein.
Wir Österreicher. Sonderwochenschau
Quelle: Filmarchiv Austria
Inhalt: Staatsbesuche, Vietnam, Prager Frühling, Europabrücke, UNIDO, Waldheim am Rednerpult stumm
Originaltext:
Die Österreicher: Menschen in einem Kleinstaat in der Mitte Europas. Sie leben nicht isoliert in einer geteilten Welt. Denn jeder ist heute jedermanns Nachbar. Wir leben in einer unruhigen Welt. Besetzung, Krieg, Terror und Demonstrationen beherrschen das Geschehen in weiten Teilen der Erde. Ereignisse in Nachbarländern können uns nicht gleichgültig sein. Aber wir sind ein offenes, gastliches Land. Millionen Ausländer suchen bei uns Ruhe und Erholung. Ausländische Waren kommen ins Land, Österreichs Produkte gehen in alle Welt. Wirtschaftsdepressionen und Währungskrisen gefährden aber auch unsere Volkswirtschaft mit, wenn nicht die richtigen Entscheidungen getroffen werden.
Als in den letzten Jahren Europa in ein Wellental der Konjunktur geriet, spürte das auch Österreich. Grosse und reiche Länder wurden von Krisen erfasst. Arbeitslosigkeit, Abwertung, Kürzung der Sozialleistungen und Verlust an Volksvermögen durch Massenstreiks waren die spürbaren Folgen. In welchem Maß Österreich davon betroffen wurde, lag aber auch an uns. Gegenüber 1965 wuchs das Bruttonationalprodukt bis heute um über 11%, in Deutschland nur um 9%, in der Schweiz sogar nur um 8%. Österreich wurde in dieser Zeit ein Land der Millionen: 1966 wurde der millionste Kühlschrank angeschafft, 1968 der millionste Fernsehapparat und das millionste Auto. Der Wohlstand steigt sichtbar.
Seit 1966 haben wir ein entscheidungsfähiges Parlament, eine arbeitsfähige Bundesregierung, weiterhin zur konstruktiven Zusammenarbeit bereite Sozialpartner, ein demokratisch reifes und fleißiges Volk, das sich nicht selbst um die Früchte seiner Arbeit betrügt. So wurden die letzten drei Jahre zu einem Erfolg für unser Land. In Österreich konnten die Arbeitsplätze gesichert werden. Gezielte Investitionen, Budgetsanierung und Hilfe bei der Schaffung neuer Betriebe trugen dazu bei, dass die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zu anderen Staaten niedrig blieb. Die Tariflöhne hingegen stiegen von 1966 bis 1968 stärker als etwa in der Bundesrepublik oder der Schweiz. Der Preisanstieg hielt sich in engeren Grenzen als früher. Unsere Währungsreserven waren zu Ende des Jahres 1968 um 27% höher als 1966.
Wir lösten in dieser Zeit aber auch schwelende Probleme, die jahrzehntelang unerledigt blieben, wie etwa die Reform der Wohnbauförderung. 1966 und 1967 wurden jeweils über 50.000 Wohnungen durch Bund, Gemeinden, Genossenschaften und Private gebaut. Unsere Zukunftschancen sind gut. Die Wirtschaftsexperten haben uns die Prognose gestellt, dass die Wirtschaft in diesem Kalenderjahr um 5% wächst. Am Ende dieser Gesetzgebungsperiode wird die Wachstumsrate unserer Wirtschaft auch Länder wie England und Schweden übertroffen haben. So ist es auch möglich, dass die sozialen Leistungen stiegen. Die Ausgaben des Bundes für die soziale Wohlfahrt wuchsen in drei Jahren von 18 auf 22 Milliarden Schilling an. überall in Österreich entstehen Kindergärten, Schulen, Altersheime und moderne Spitäler. Die Leistungen des neutralen Österreichs respektiert die ganze Welt. Besuchsdiplomatie ist mehr als Höflichkeit: Sie ist Anerkennung für die Rolle Österreichs zwischen West und Ost. Unser Land im Zentrum für zahlreiche zwischenstaatliche Konferenzen; und internationale Organisationen von großer Bedeutung wie die Atomenergiebehörde und die UNIDO haben ihren ständigen Sitz in Wien.
Trotzdem: Österreich ist keine Insel der Problemlosigkeit. Noch warten ungelöste Fragen auf uns. Denn es gilt, die Aufgaben der 70er-Jahre zu lösen. Der Koren-Plan sieht vor, dass neue Betriebe entstehen und bestehende durch Zusammenschluss wettbewerbsfähig werden. Ein Entwicklungs- und Erneuerungsfonds soll die Arbeitsplätze der Zukunft erhalten und die Agrarstruktur verbessern. Neue Volks-, Mittel-, Fach- und Hochschulen müssen bereits jetzt geplant werden, um dem Bedürfnis und der Nachfrage an Gebildeten nachzukommen. Um den steigenden Bedarf an Energie zu decken, müssen wir neue Kraftwerke bauen, an der Donau, im Gebirge, mit Atomkraft. Ein Pipeline-Netz wird verbilligtes Erdöl von der Adria heranführen. Von jedem Punkt Österreichs wird man über ein automatisiertes Telefonnetz mit dem übrigen Bundesgebiet und dem Ausland sprechen können. Österreich braucht moderne und gute Strassen, für unsere Wirtschaft, vor allem für den Fremdenverkehr. So müssen sich Parlament, Regierung und jeder einzelne Österreicher auf die 70er Jahre vorbereiten. Unsere Leistungen dürfen uns nicht zur Ruhe verleiten. Denn es gilt, das Erreichte zu vermehren und zu verbessern – durch eine Politik für alle Österreicher.
Energie der Zukunft
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Originaltext:
Eine leistungsstarke öffentliche Elektrizitätsversorgung ist Voraussetzung für die Wirtschaft eines Landes, Strom brauchen Betriebe und Haushalte. Ihn zu erzeugen ist Aufgabe der Stadtwerke, der Landesgesellschaften und die Verbundgruppe. Als Rohenergiequelle verwenden sie in ihren Kraftwerken meist Wasser, Kohle, Heizöl oder Erdgas. Die zunehmende Technisierung von Haushalt und Arbeitsplatz erfordert aber immer mehr elektrische Energie. Der Strombedarf unseres Landes wird im Jahre 1980 doppelt so groß sein wie heute. Deshalb müssen neue leistungsstärkere Kraftwerke errichtet werden, die mehr und vor allem billiger Strom erzeugen können, Atomreaktoren besitzen wir bereits in Österreich. Nun ist es den Bemühungen des Verkehrsministers Dr. Weiss zu danken, dass eine Einigung über die Errichtung einer Betriebsgesellschaft für ein Kernkraftwerk erzielt werden konnte. Es soll schon 1975 Atomstrom liefern. Das erste österreichische Kernkraftwerk wird etwa drei Milliarden Schilling kosten. Durch den Bau solcher leistungsstarker Kraftwerke wird auch eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit der gesetzlich organisierten Stromversorgergruppen Österreichs notwendig. Verhandlungen mit diesem Ziel wurden auf Initiative von Verkehrsminister Weiss bereits erfolgreich geführt.
Die Nationalratswahlen in Österreich
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Originaltext:
Nationalratswahlen in Österreich. Die Wahlbeteiligung ist hoch. Fast niemand lässt sich abhalten, sein Recht als Staatbürger auszuüben.
Nach vier Jahren Alleinregierung der österreichischen Volkspartei unter Dr. Klaus stellen sich sieben Parteien den Wählern. Die österreichische Volkspartei unter Dr. Klaus, die bei den letzten Wahlen eine Mehrheit von 85 Mandaten erreicht hatte, die Sozialistische Partei Österreichs unter Dr. Kreisky, die damals 74 Mandate erhielt, die Freiheitliche Partei unter ihrem Parteiobmann Peter mit bisher sechs Mandaten. Von den kleineren Parteien kandidieren die Kommunisten in allen Wahlkreisen, die Demokratische Fortschrittspartei und die Nationaldemokratische Partei in einer Anzahl.
Die wirkliche Entscheidung liegt zwischen den drei im Parlament vertretenen Parteien. Die modernsten Mittel der Elektronik kommen diesmal zur Anwendung, um die Wahlergebnisse schon wenige Minuten nach der Schließung der Wahllokale abschätzen zu können.
Die österreichische Volkspartei hat nicht bloß ihre absolute Mehrheit, sondern auch die relative Mehrheit verloren. Die Sozialisten sind zur stärksten Partei geworden. In den Parteizentralen studiert man die Ergebnisse. Als das Endergebnis feststeht, gratuliert der Vorsitzende der unterlegenen österreichischen Volkspartei, Dr. Klaus, und der Parteiobmann der Freiheitlichen, Abgeordneter Peter, dem Vorsitzenden der siegreichen Sozialistischen Partei, Dr. Kreisky.
Zwei Tage später beschließt die Einparteienregierung der Volkspartei unter Dr. Klaus im Ministerrat ihre Demission und teilt sie dem Bundespräsidenten Franz Jonas mit. Unmittelbar danach erteilt Bundespräsidenten Jonas dem sozialistischen Parteivorsitzenden Dr. Kreisky als dem Vorsitzenden der größten Partei den Auftrag, eine neue Regierung zu bilden. Eine Wende in der österreichischen Innenpolitik von großer Bedeutung hat sich vollzogen.
Die neue Regierung wird angelobt
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Bundespräsident Franz Jonas nimmt die Angelobung der neuen Regierung vor.
Bundeskanzler Dr. Kreisky, Vizekanzler Ing. Rudolf Häuser, Innenminister Otto Rösch, Justizminister Dr. Christian Broda, Unterrichtsminister Leopold Gratz, Wissenschaftsminister Dr. Hertha Firnberg, Staatssekretär Gertrude Wondrack, Finanzminister Dkfm. Hannes Androsch, Landwirtschaftsminister Dr. Hans Öllinger, Handelsminister Dr. Josef Staribacher, Verkehrsminister Erwin Frühbauer, Verteidigungsminister Brigadier Hans Freihsler, Außenminister Dr. Rudolf Kirchschläger, Bautenminister Josef Moser, Staatssekretär Dr. Veselsky.
Triumphzug eines Idols: Karl Schranz
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Kein gekröntes Haupt, kein Staatsmann wurde in den letzten Jahren so in Wien empfangen wie Karl Schranz bei seiner Rückkunft aus Sapporo. Dieser überwältigende Willkommensgruß kommt aus dem Herzen des Volkes. Unterrichtsminister Dr. Sinowatz hat den offiziellen Teil übernommen. Ein wenig müde und abgespannt sieht er aus, der Pistenkönig. Ist`s ein Wunder nach all den Aufregungen und nach einer lagen Flugreise?
„Einen solchen Triumphzug hat Schranz nicht erwartet. Noch im Flugzeug von Frankfurt nach Wien hatte er zweifelnd gefragt: „Einen Empfang für mich? Ich habe doch nichts gewonnen.“ Dann sieht er zehntausende Menschen, die ihm zujubeln, Menschen verschiedenen Alters, verschiedener sozialer Stellung, Frauen, Männer, Jugendliche, Kinder. Sie alle wollen Schranz beweisen, dass er von seiner Heimat nicht im Stich gelassen wird. Ihm ist unrecht widerfahren, jetzt wendet sich ihm alle Sympathie zu.
Diese Bilder müsste der allgewaltige Chef des Internationalen Olympischen Komitees, Avery Brundage, sehen. Er hat Schranz als schlechtes Beispiel für die Jugend bezeichnet. Nur im Schrittempo kommt die Wagenkolonne auf dem Ring weiter. Der Verkehr steht still. In dieser Stunde regiert Karl Schranz. Der Ballhausplatz kann die Menschen kaum fassen, die gekommen sind, um den großen Sportmann zu sehen. Die Polizei bekommt nur mit Mühe die Einfahrt zum Bundeskanzleramt frei. Und Schranz grüßt immer wieder – fassungslos, bewegten Herzens.
Bundeskanzler Dr. Kreisky schüttelt Schranz freundschaftlich die Hand. Die Heimkehr des Mannes, der einer Hexenjagd zum Opfer gefallen ist, wird zum Staatsakt ohne steifes Protokoll. Schranz-Blider sind mehr gefragt denn je. Auf dem Ballhausplatz weicht niemand von der Stelle, selbst die Bäume sind dicht besiedelt. Hat von diesem Balkon aus jemals ein Sportler zum Volk zugewinkt? Diesen Tag wird Karl Schranz nie vergessen.
Beratungsstellen für Gastarbeiter
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Die Stadt Wien hat gemeinsam mit den Sozialpartnern einen „Zuwanderer-Fonds“ ins Leben gerufen, der sich um die mehr als 60.000 ausländischen Arbeitskräfte in Wien annehmen wird.
Frau Stadtrat Jacobi sagt dazu: „Es hat heute die konstituierende Sitzung des Fonds zur Beratung von Zuwanderern nach Österreich stattgefunden, der sich zur Aufgabe stellt, die Beratung und Betreuung sowohl auf rechtlichem als auch auf sozialem Gebiet aller Gastarbeiter vorzunehmen.“
Als Sofortmaßnahme wurden sechs Beratungsstellen eingerichtet. Dort wird Gastarbeitern in ihrer Muttersprache Rat und Hilfe gegeben. Für die Zukunft plant der „Zuwanderer-Fonds“ die Verbreitung von Informationen in den Massenmedien, die Förderung der Freizeitgestaltung, der Sprachausbildung und der beruflichen Fertigkeiten. Fürs erste aber werden vor allem Auskünfte in rechtlichen Fragen erteilt. „Diese Beratungsstellen werden am Abend von 18 bis 20 Uhr eröffnet sein und allen, die hinkommen, sowohl den österreichischen als auch den Fremdarbeitern aus dem Ausland jene Beratung erteilen, die sie benötigen, wenn sie hier in Wien bei uns eine Arbeit aufnehmen.“
EWG-Abkommen: Wir haben es geschafft
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Brüssel
Originaltext:
Zwei Regierungschefs und elf Minister unterzeichnen im Brüsseler Palais Egmont Verträge mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Österreich wird durch Bundeskanzler Dr. Kreisky und Handelsminister Dr. Staribacher vertreten.
Auch die Schweiz, Schweden, Portugal und Island haben zu einem Übereinkommen mit der EWG gefunden. Wirtschaftliche Einheit und der Abbau aller Zollschranken in West- und Mitteleuropa sind damit zur Tatsache geworden.
Österreich, so sagt der Bundeskanzler, erhofft sich als Auswirkung des EWG-Abkommens einen höheren Lebensstandard der Bevölkerung; erstes Anzeichen: Autos werden billiger.
Heißes Eisen § 144
Quelle: Filmarchiv Austria
Originaltext:
„Ja, ich bin absolut für die Freigabe der Schwangerschaftsunterbrechung, das reine Vorhandensein des § 144 bedeutet eine absolute Ungleichheit zwischen Mann und Frau und ich finde, dass eine persönliche Entscheidung absolut bei der Frau liegen muss.“
Sind Sie für die Freigabe der Schwangerschaftsunterbrechung?“ „Nein, weil ich aus katholischen Gründen dagegen bin, weil man nicht das Recht hat, ein Leben zu töten.“ Der Embryo ist für Sie Leben? „Ja, auf jeden Fall, und es gibt sicher andere Möglichkeiten, wenn man ein Kind nicht will, eben zur Adoption freizugeben oder solche Dinge zu machen.“
„Frauen aus sozial höher gestellten Schichten mit mehr finanziellen Mitteln und mit mehr Bildung ist es immer möglich gewesen, dieses Gesetz zu umgehen.“
Die Schwangerschaftsunterbrechung gehört zu den heißen Eisen der österreichischen Innenpolitik. Der § 144 des Strafgesetzbuches verbietet die Abtreibung unter fast allen Umständen. Justizminister Dr. Broda will dieses strenge Verbot lockern. Die katholische „Aktion Leben“ hat sich gegen jede Reform ausgesprochen. Auf der anderen Seite wird die völlige Freigabe der Abtreibung gefordert. Was sagt der Jurist dazu? Frau Staatsanwalt Dr. Haimberger meint: „Wenn aber zum Beispiel durch einen Verkehrsunfall eine Fehlgeburt verursacht wird, so haftet der Fahrlässigkeitstöter, also der, der den Unfall verursacht hat, nur für die Verletzung der schwangeren Frau. Für die Vernichtung des werdenden Lebens kann er aber ebenso wenig zur Verantwortung gezogen werden, wie zum Beispiel ein Mörder, der eine Schwangere in Kenntnis ihres Zustandes umbringt. Ja, es sieht so aus, als würde das österreichische Strafgesetzbuch da zwei Meinungen vertreten und zwar einerseits erkennt es das werdende Leben,und zwar egal in welchem Zustand der Reife, als einen Teil der Mutter an, andererseits bestraft es die Mutter wegen Abtreibungen. Man könnte also sagen, dass der § 144 so etwas wie ein Gebärgebot ist.“
Ist dieses gesetzliche Gebärgebot aber noch sinnvoll? Ist eine Abtreibung wirklich so gefährlich? Dazu Primarius Dr. Rockenschaub: Wie gefährlich ist eigentlich eine Schwangerschaftsunterbrechung? „Wenn eine Schwangerschaftsbeendigung ordentlich und lege artis, wie wir sagen, durchgeführt wird, dann ist sie eigentlich wesentlich weniger gefährlich als das Austragen einer Schwangerschaft. Man kann sagen, dass eine lege artis durchgeführte Schwangerschaftsbeendigung in den ersten zehn Wochen zehn mal weniger gefährlich ist, als das Austragen einer solchen Schwangerschaft.“
Und wie steht es mit der illegalen Schwangerschaftsunterbrechung? „Da ist natürlich eine große Dunkelziffer drinnen, aber schätzungsweise dürfte hier auf 1.000 Versuche ein mütterlicher Todesfall kommen. Während zum Beispiel die Statistiken in Ungarn und in der Tschechoslowakei ergeben haben, dass bei kunstgerecht durchgeführten Schwangerschaftsunterbrechungen vielleicht zwei Todesfälle auf 100.000 Unterbrechungen kommen.“
Bleibt die Frage offen: Warum zwingt der Staat Frauen dazu, Kinder in die Welt zu setzen?
Demonstration gegen §144
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Demonstration gegen den Paragraph 144 in Wien: Die „Aktion unabhängiger Frauen“ tritt dafür ein, dass nur noch Wunschkinder geboren werden.
Mit einem Straßentheater werben die Frauen für ihre Ziele. Eine Delegation spricht anschließend bei Justizminister Broda vor. Sie fordert zusätzliche Kindergärten und Tagesschulen, bessere Aufklärung und kostenlose Bereitstellung von empfängnisverhütenden Mitteln.
Gastarbeiter: Ein Sonntag-Nachmittag
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Inhalt:
Appell an das Toleranzbewusstsein der Österreicher gegenüber den Gastarbeitern. Gastarbeiter aus dem ehemaligen Jugoslawien (Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Kroatien) strömen zu einer Veranstaltung in der Wiener Stadthalle. Jugoslawische Gruppen spielen nationale Schlager (OT). Zuseher – Erwachsene wie Kinder- sind ausgelassen, sie singen, klatschen und tanzen mit. Sie finden ein Stück Heimat wieder.
Der Nutzen ausländischer Arbeiter für die österreichische Wirtschaft ist unverzichtbar, ihr Bedarf soll auch in Zukunft gesichert sein. Im Bild: große Baustelle, auf der vorwiegend ausländische Bauarbeiter beschäftigt sind. 4 Interviews mit Gastarbeitern (OT) zur Arbeitssituation, über ihre Ängste ob eines drohenden Arbeitsplatzverlustes. Sängerin (OT) singt jugoslawische Volksweisen, Künstler nehmen am Ende ihrer Darbietungen Blumen auf der Bühne entgegen.
Originaltext:
Sonntag Nachmittag in der Wiener Stadthalle. Die Stadt Wien hat eingeladen. Die Menschen die hier zusammenkommen, stammen aus Zagreb, aus Split, aus Banja Luka oder aus einem Dorf in Montenegro. Der Großteil ist fleißig und lebt sparsam. Ihre Arbeit ist für unser Wohlergehen oft unentbehrlich – und doch werden sie oft noch diskriminiert.
Wird die Energiekrise die Gastarbeiter um ihre Arbeitsplätze bringen? So weit wird es nicht kommen, betonen Regierung und Sozialpartner. Und auch bei den Gastarbeitern überwiegt das Gefühl, dass unsere Wirtschaft sie braucht. – O.T.
Ein Sonntag-Nachmittag in der Wiener Stadthalle. Man hat Freunde getroffen, Musik aus der Heimat gehört, man war unter sich. Am Montag werden sie wieder ihrer Arbeit nachgehen. Denken wir daran, dass sie arbeiten, damit es auch uns gut geht.
Das neue Familienrecht
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Inhalt:
Rechtsreform: Gleichberechtigung der Frau, Familienrecht, Besserstellung für „Scheidungskinder“. Trauungszeremonie am Standesamt. Brautpaar zieht ein, Eheringe, Standesbeamter, Trauzeugen. Straßenszenen, Frau mit Kinderwagen, Kassiererin im Supermarkt, Jungfamilie, Passanten auf der Straße, Verkäuferin. Justizminister Broda zum Entwurf eines neuen Familiengesetzes, in dem Mann und Frau gleichgestellt sein sollen, weg von der patriarchalischen Ehe hin zur Partnerschaftsehe. Recht beider Eheleute auf Berufstätigkeit, wobei Hausfrauentätigkeit und Erziehung der Kinder der herkömmlichen Berufstätigkeit gleichgestellt sein soll. Kleines Kind schiebt seinen Kinderwagen, größere Kinder mit Schultaschen auf der Straße, Kinder spielen im Park. Broda (OT) geht speziell auf die Problematik der Kinder aus geschiedenen Ehen ein, gesetzlicher Vertreter soll fortan der Elternteil sein, bei dem das minderjährige Kind lebt. Straßenszenen. Parlament.
Originaltext:
Mit der Trauung wird die älteste soziale Einrichtung unserer Gesellschaft beschlossen – die Ehe ! Diese Zeremonie bedeutet aber auch, rein gesetzlich gesehen, dass die Frau einen Teil ihrer Rechte auf den Ehegatten überträgt, sich ihm unterordnet. Im Familienrecht, das noch aus dem Jahr 1811 stammt, wird der Mann eindeutig als „Haupt der Familie“ bezeichnet, dem sich die Frau unterzuordnen hat. Doch was vielleicht im Biedermeier berechtigt war, erscheint uns heute längst absurd. Die Frau hat freie Bildungs- und Berufswahl, und stellt im Alltag genauso ihren „Mann“ wie das vom Gesetz bestimmte „Haupt der Familie“. Ein Gesetzesentwurf, den Justizminister Broda ausarbeiten ließ, will diese Ungerechtigkeit vor dem Gesetz ablösen. Grundlage des neuen Familienrechtes wird die absolute Gleichstellung von Mann und Frau sein.
Orig.Ton Broda: „Anstelle der patriarchalischen Ehe, wie sie unsere Rechtsformreform vorsieht, soll auch in der Rechtsordnung die Partnerschaftsehe treten. Wir werden daher § 91 des geltenden AGBG aus dem Jahre 1811 beseitigen. Dort heißt es, dass der Mann das Haupt der Familie ist und das entspricht ja nicht mehr den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen. Anstelle dessen wird die Bestimmung treten, dass die Rechte und Pflichten der Ehegatten die gleichen sind. Das bedeutet Beistandspflicht der Ehegatten aber gleichzeitig Recht jedes Ehegatten auch einen Beruf auszuüben, wobei es uns insbesondere wichtig ist, dass die Erziehung der Kinder durch die Frau oder die Führung des Haushaltes durch die Frau die gleiche Wertung erhält wie eine Berufstätigkeit.“
Ein weiterer Gesetzesentwurf stellt auch die Rechtsbeziehungen zwischen Eltern und ehelichen Kindern auf Grundsätze, die einerseits dem Wohl der Kinder gerecht werden, andererseits die Eltern in die Lage versetzen, ihre Erziehungsaufgaben optimal zu erfüllen. Vater und Mutter werden im Bereich der Rechte und Pflichten völlig gleichgestellt. Besondere Hilfestellung wird Kindern aus geschiedenen Ehen geboten.
Orig.Ton Broda: „Sehr bedeutsam werden die Änderungen der Familienrechtsreform für die Stellung der Kinder sein. Die Unterhaltsrechte der Kinder werden verbessert, aber vor allem wird eines nach dem neuen Recht anders sein: jener Elternteil der für die Kinder zu sorgen hat, bei dem die Kinder erzogen werden, soll auch gesetzlicher Vertreter der Kinder sein. Heute ist das nicht so. Wenn die minderjährigen Kinder bei der Mutter sind, etwa nach der Scheidung einer Ehe, ist es doch so, dass der Vater gesetzlicher Vertreter der Kinder ist. Das bringt sehr viel Schikanen mit sich, sehr viel Unrecht, und das wollen wir beseitigen im Interesse der Besserstellung der Frau und der Kinder.“
Diese Gesetzesänderungen, die den Anforderungen unserer Zeit gerecht werden sollen, werden noch im Frühjahr im Parlament behandelt.
Ehe- und Familienberatung wird gefördert
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Inhalt:
Werbeplakate von glücklichen jungen Ehepaaren und Frauen kontrastieren stark mit der Wirklichkeit. Supermarktkassiererin, gestresste Mütter zeugen von der harten Wirklichkeit, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Kinder im Einkaufswagen. Die Zahl der Eheprobleme und damit der Hilfesuchenden steigt kontinuierlich. Gesetzliche Förderung von Familienberatungsstellen. MA 12, Sozialreferat für den 12. Bezirk, Eheberatung und Familienplanung. Sozialarbeiterin erzählt im OT von ihrem Arbeitsablauf. Gespräch des Beratungsteams (Psychiater, Sozialarbeiter, Psychologe, Jurist, Gynäkologe) am Ende jeden Tages. Verstärkte Beratung zu Verhütungsmethoden, um dem Problem der Abtreibung vorzubeugen.
Originaltext:
Der Traum vom ewigen Honigmond dauert meistens nicht lange. Die Wirklichkeit der heutigen Familiensituation bringt ihre Probleme. Mit dem ständig steigenden Berufsanteil der Frauen und mit dem Schwinden der Mehr-Generationen-Familie haben sich Familienbande gelockert. So suchen heute um 30% mehr Menschen die Ehe- und Familienberatungsstellen auf, um Lösungsvorschläge für ihre Probleme zu bekommen. Die Familienberatung wird jetzt erstmals gesetzlich gefördert durch den Ausbau der bestehenden und die Errichtung neuer Beratungsstellen. Die Beratung für Ehepaare, Partner oder Alleinstehende erfolgt kostenlos, anonym und unverbindlich. Die Ratsuchenden sollen letzten Endes ihre Entscheidung selbst treffen können.
Originalton Sozialarbeiterin: „Die Klienten, die unsere Beratungsstellen aufsuchen, werden vom Sozialarbeiter empfangen. Der Sozialarbeiter stellt in einem Erstgespräch fest, um welches Problem es sich handelt. Unsere Klienten haben dann die Möglichkeit, ihre Probleme mit einem Juristen, Psychologen, Psychiater und Gynäkologen zu besprechen.“
Nach jedem Beratungstag werden in einem Teamgespräch Erfahrungen und Probleme diskutiert und die neuen Klienten einem Hauptberater zugeordnet. In den meisten Fällen wird eine juridische Auskunft gewünscht. Die psychologische und psychiatrische Beratung gewinnt jedoch zunehmend an Bedeutung, da sehr viele Menschen die Bewältigung ihrer Konflikte schon zu lange hinausgeschoben haben. Eine Familienberatungsstelle wäre unvollständig ohne Familienplanung. Ein Gynäkologe berät Ehepaare, die sich bisher vergeblich um Kindersegen bemüht haben. Der Arzt klärt aber auch die Frauen oder die Partner über Verhütungsmethoden auf. Erst wenn nämlich das in die Welt-Setzen von Kindern eine Frage des Wunsches und nicht des Zufalls geworden ist, kann man dem Problem der Abtreibung wirksam entgegentreten.“
Erhaltung der Vollbeschäftigung
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Originaltext:
Nach dem Ölschock steht die Welt der Industriestaaten nun im Bann des Wachstumsschocks. Soziale Unruhen sind in zahlreichen Industriestaaten an der Tagesordnung. In Deutschland hat die Zahl der Arbeitslosen erstmals seit 16 Jahren die Millionengrenze überschritten.
Die Regierungen, die dem Kampf gegen den Preisauftrieb absoluten Vorrang eingeräumt hatten, versuchen nun das Steuer herumzuwerfen. Bisher freilich mit geringem Erfolg. Österreich befindet sich wieder einmal in einer günstigeren Lage. Hierzulande – so scheint es – wurde die Wirtschaftspolitik rechtzeitig den neuen Anforderungen angepasst.
Finanzminister Androsch hat vor einem Jahr die Weichen der Konjunkturpolitik auf eine doppelte Strategie ausgerichtet. Damals war davon auszugehen: Die Stabilisierungsbemühungen müssen angesichts der in vielen Bereichen der Weltwirtschaft eingetretenen Konjunkturabschwächung durch Maßnahmen der Beschäftigungssicherung ergänzt werden.
Daher kündigte die Regierung bereits zu Beginn 1974 eine Exportoffensive und Maßnahmen für den Fremdenverkehr an. Daher wurde die Lohn- und Einkommensteuersenkung 1975 durchgeführt. Sie hat dazu beigetragen, dass die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft nicht durch überhöhte Lohnkostensteigerungen beeinträchtigt wird. Das zeigen die nun vorliegenden Zahlen für 1974.
Während die meisten anderen Industrieländer mit einer Rezession konfrontiert waren, erreichten wir im Jahresschnitt 1974 mit 2,66 Millionen sogar eine um 48.000 höhere Beschäftigungszahl als ein Jahr zuvor. Die Stabilisierungspolitik war ebenfalls erfolgreich. Mit 9,5 Prozent durchschnittlicher Preisauftriebsrate 1974 gehören wir mit der Bundesrepublik Deutschland und Holland zu den preisstabilsten Ländern. Und die Exportoffensive: Sie brachte der österreichischen Exportwirtschaft eine Ausweitung ihrer Lieferungen um mehr als 30 Prozent. Nörgler und Pessimisten hatten das Nachsehen.
Die Kritik, die in der Vergangenheit an der Aufwertung des Schillings geübt wurde, hat sich nicht bestätigt. Obwohl wir für die Einfuhr von Öl, Mineralölprodukten und andere Energie wie Kohle um rund acht Milliarden Schilling mehr augeben mussten, fiel das Handelsbilanzdefizit im Vorjahr um eine Milliarde Schilling niedriger aus als 1973. Eine Leistung, die sich sehen lassen kann. Auch der Fremdenverkehr hat sich nach der leichten Abkühlung im Sommer wieder kräftig erholt. Über Weihnachten und Neujahr waren die Wintersportorte übervoll, ebenso während der Energiewoche im Februar.
Die österreichische Wirtschaft hat in den vergangenen fünf Jahren zwei weltwirtschaftliche Rezessionen nicht mitgemacht, weil die Budgetpolitik sich als Instrument bewährte. Zwar kritisieren manche Experten das Budgetdefizit, andere Experten verweisen aber darauf, dass gerade im Vorjahr verstärkte Investitionen notwendig waren. Durch zusätzliche Milliarden-Aufträge für die Bundesbahn, die Post und für die Bauwirtschaft konnten neuesten Berechnungen zufolge 30.000 Arbeitsplätze gesichert werden. Vor allem im Waggon-Bau und in der Elektroindustrie. Diese verstärkten Industrie-Investitionen wurden ergänzt durch höhere Aufwendungen des Bundes für sozial- und familienpolitische Maßnahmen und zur Förderung der Landwirtschaft.
Die Erfolge der Vollbeschäftigungs- und Stabilisierungspolitik finden auch im Ausland Anerkennung. Die angesehene „Financial Times“, eines der führenden Finanzblätter der Welt, urteilt: „Den Europacup, vielleicht sogar den Weltcup für Wirtschaftsleistungen würde, wen es ihn gäbe, heuer wahrscheinlich Österreich erhalten.“ Was besonders wichtig ist: Der Erfolg der bisherigen Wirtschaftspolitik ist eine gesunde Grundlage für die Bewältigung der vor uns liegenden Probleme. Das heißt aber – so Finanzminister Androsch -, dass wir uns nicht krank jammern lassen dürfen. Erstes Ziel ist die Erhaltung der Vollbeschäftigung bei gleichzeitiger Fortsetzung der Politik der Preisbekämpfung.
20 Jahre neutrales Österreich
Quelle: Filmarchiv Austria
Originaltext:
Österreichischer Nationalfeiertag 1975. Mehr als eine halbe Million Österreicher auf dem langen Marsch. Zur höheren Ehre des Vaterlandes wandern sie teils in Uniform, teils in Zivil.
Während tausende Österreicher im Prater um die begehrte Fit-Madaille marschieren, paradiert das Gardebataillon nach der Kranzniederlegung am Grabmal des unbekannten Soldaten auf dem Heldenplatz. So viele Fit-Wanderer- und Läufer haben sich eingefunden, dass die Urkunden und Medaillen ausgehen. Und das, obwohl sie zu bezahlen sind.
Insgesamt werden in Österreich 400 Märsche veranstaltet. Und alle, alle sind dabei, auch die, die noch nicht marschieren können … oder eher zappeln.
Am Nationalfeiertag erwacht in jedem 14. Österreicher olympischer Geist. Andere marschieren etwas gemütlicher: Bundespräsident Kirchschläger besucht nach den offiziellen Feiern mit Bürgermeister Gratz die Fußgängerzone in der Kärntnerstraße. Die Bundesregierung begeht den Nationalfeiertag mit der traditionellen Sitzung des Ministerrates und einer Ansprache von Bundeskanzler Kreisky: „Wir haben den 26.10. zum Nationalfeiertag gewählt, weil an diesem Tag vor 20 Jahren der österreichische Nationalrat das Verfassungsgesetz über die immerwährende Neutralität beschlossen hat. Diese immerwährende Neutralität, und daran muss immer erinnert werden, ist also nicht verankert im Staatsvertrag, sondern sie basiert auf einem Gesetz, das sich die österreichische Volksvertretung selber gegeben hat, sie basiert auf einem Gesetz, das beschlossen wurde, nachdem der letzte fremde Soldat österreichischen Boden verlassen hat. Dieser Zusammenhang und nur dieser Zusammenhang erklärt es, warum immer wieder der Grund für diesen Tag darin gesehen wird, dass an ihm Österreich frei von fremden Soldaten wurde. Es schien mir wichtig diesen Zusammenhang darzustellen.“
Sprachenerhebung 14. November
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Originaltext:
Gegenseitige Verständigung als Hilfe – die Sprachenerhebung am 14. November erfasst alle österreichischen Staatsbürger. Ein objektives Bild der sprachlichen Zusammensetzung der Bevölkerung soll mithelfen, Probleme der Volksgruppen in Österreich zu lösen.
Die geheime Sprachenerhebung dient auch als Orientierung bei der Beschriftung von Ortstafeln. Die Erfüllung der im Staatsvertrag der kroatischen und slowenischen Volksgruppe garantierten Rechte steht in keiner Abhängigkeit zur Sprachenzählung. Die neuen von den Parlamentsparteien beschlossenen Gesetze bringen mit der Errichtung von Beiräten weitere Förderungsmaßnahmen für die Volksgruppen.
Die Erhebung der Muttersprache ist streng geheim und vertraulich in der Auswertung. Ein gültiger Ausweis, zum Beispiel Führerschein oder Reisepass, ist bei der Erhebung vorzuweisen. Die Sprachenerhebung am 14. November ist ein Beitrag zur Verständigung.
Atomenergie: Gibt es echte Alternativen
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Originaltext:
Zwentendorf in Alarmbereitschaft: 4.000 Menschen nehmen an einer friedlichen Demonstration gegen die Inbetriebnahme des ersten österreichischen Atomkraftwerkes teil.
Die Inbetriebnahme von Zwentendorf wird sich aus ökonomischen Gründen nicht vermeiden lassen: Eine Investition von sieben Milliarden Schilling ungenützt zu lassen, kann sich ein kleines Land wie Österreich nicht leisten. Aber vielleicht bleibt Zwentendorf Österreichs erstes und letztes Atomkraftwerk. Wird doch mittlerweile auf der ganzen Welt nach Alternativen zur Atomenergieversorgung geforscht. Alternativen, die vor allem eine ungefährlichere Nutzung der natürlichen Energiereserven der Erde zulassen, wie zum Beispiel aus unterirdischen Geysiren.
Und dann gibt es noch den Wind als Energiequelle. Windmühlen werden heute schon in verschiedenen Ländern als Selbstbausätze für Heimwerker angeboten. Das neueste Modell dieser Art steht im amerikanischen Bundesstaat Ohio und heißt Windturbine. Sie erbringt die beachtliche Leistung von 100 Kilowatt.
Die unerschöpflichste Energiequelle ist und bleibt aber die Sonne. Die herkömmlichste Methode der Sonnennutzung besteht darin, die Sonnenstrahlen zu konzentrieren, Wasser zu verdampfen, um dann mit dem Wasserdampf die Turbinen zu betreiben. Dadurch kann auch bei bedecktem Himmel durch die gespeicherte Sonnenenergie Strom produziert werden. Was in Israel schon gang und gebe ist, könnte auf der ganzen Welt Anwendung finden: die Errichtung von Sonnenkollektoren auf den Dächern der Häuser.
Kernfusion mittels Laserstrahl ist jedoch der neueste Hit der Energieforschung. Das Prinzip besteht in einer kontrollierten Kernspaltung mittels Laserstrahl. Die dabei frei werdende Hitze wird in elektrischen Strom umgewandelt. Es bleibt abzuwarten, ob es der Wissenschaft gelingt, mit dem Laserstrahl die Energieprobleme zu lösen.
Volksabstimmung über Zwentendorf
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Originaltext:
Das Kernkraftwerk Zwentendorf – Österreichs zukünftig größte Energiequelle ist inzwischen, noch vor Inbetriebnahme, auch zur größten Streitquelle der Nation geworden. Seit Monaten tobt das Hin und Her in Form mehr oder weniger sachlicher Argumentation, Demonstration und Dokumentationen.
Dem Streit soll nun ein Ende gesetzt werden: Im Sinne der Sicherheit, wie der Sprecher der Atomkraftwerksgegner, der Geologe Professor Tollmann, meint: „Aufgrund der Hearings im Parlament und aufgrund weiterer wissenschaftlicher Arbeiten ist heute eindeutig ergeben, dass das Gebiet von Zwentendorf mit dem AKW in einem Starkbebengebiet gelegen ist. Es kommt hinzu, dass der Grundwasserstrom direkt nach Wien hereinkommt und bei einer Verseuchung auch das gesamte Grundwasser in diesem Teil Österreichs verseucht werden würde.“
Befürworter argumentieren mit der Anzahl fertiger oder geplanter Atomreaktoren um Österreich. Nationalbank-Generaldirektor Kienzl: „Und schließlich sind auch bei Erdbeben in Süd-Deutschland die Kernkraftwerke klaglos in Betrieb, es hat keinen Unfall, ja nicht einmal die kleinste Betriebsstörung gegeben.“
Sicherheit im Betrieb des Reaktors ist zu wenig – es geht doch, so die Gegner, um die Endlagerung des Atommülls: „Schließlich ist noch ganz entscheidend, dass wir in Österreich kein Endlager finden. Die Berichte über eine Möglichkeit der Endlagerung im Mühlviertel oder im Waldviertel werden aufgrund der Satellitenbilder, die die Brüche zeigen, und aufgrund der geologischen Gegebenheiten widerlegt.“
„Jeder Österreicher, der am 5. November an der Volksabstimmung teilnehmen will, müsste folgendes bedenken. Es gibt seit 25 Jahren Kernkraftwerke. Insgesamt sind gegenwärtig 208 in Betrieb und es hat in all diesen Jahren, bei all diesen vielen Kernkraftwerken nicht einen einzigen Kernkraftwerksunfall im Werk gegeben, geschweige denn, dass die Bevölkerung zu Schaden gekommen wäre. Es gibt keine andere Stromproduktionstechnik, die so sicher ist wie die Kernkraftwerkstechnik.“
Eine Volksabstimmung soll über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf entscheiden. Sie wird wie eine Nationalratswahl durchgeführt. Stimmberechtigt sind alle Österreicher, die das Wahlrecht besitzen.
Das „NEIN“ kam überraschend
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Originaltext:
Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf. Pro- und Kontraargumente purzeln in den Tagen zuvor wild durcheinander. Gegner wie Befürworter appellieren zuweilen mehr ans Gefühl als an die Vernunft. Zu allen sachlichen Unwägbarkeiten kommt die Tatsache, dass es sich um die erste umfassende Volksabstimmung in Österreich handelt.
In den Abendstunden des Abstimmungstages gibt Innenminister Lanc das Ergebnis bekannt: „Es waren stimmberechtigt 5,083.673 Österreicher. Abgegeben wurden von ihnen 3,259.118 Stimmen, das ist eine Beteiligung von 64,10%. Auf „Ja“ lauteten 1,576.839, das sind 49,53 Prozent der gültigen Stimmen. Auf „Nein“ lauteten 1,606.308 Stimmen, das sind 50,47 Prozent der gültigen Stimmen. Das im Nationalrat beschlossene und zur Abstimmung vorgelegte Gesetz ist damit nicht von der Mehrheit der Stimmbürger gutiert worden.“
Nun beginnt das große Kopfzerbrechen, auf welche Weise Österreichs Stromversorgung in der Zukunft sichergestellt werden kann.
Schulversuche in Wien: Gastarbeiterkinder lernen zweisprachig
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Wien Ottakring. Diese Volksschule zählt zu den vielen Schulen Wiens, in denen für Schulkinder mit nichtdeutscher Muttersprache Deutsch gelehrt wird. Zweimal pro Woche erhalten die Kinder, in erster Linie Jugoslawen, Deutschunterricht. „Früh übt sich…“ ist die Überlegung zu diesem Schulversuch. Er hat sich bisher überaus bewährt! Nach dem Abschluss kann eine erfolgversprechende Teilnahme am Pflichtschulunterricht erwartet werden.
Viele jugoslawische Gastarbeiterkinder haben mit der deutschen Sprache weiniger Schwierigkeiten als mit ihrer Muttersprache. Um ihnen die Rückkehr in die Heimat zu erleichtern wird ein muttersprachlicher Zusatzunterricht durchgeführt! Jugoslawische Lehrkräfte unterrichten die Kinder in den Fächern Muttersprache, Heimatkunde, Geographie und Geschichte.
Die erforderlichen Lern- und Lehrmittel werden von Jugoslawien an die Schulen geliefert, der Schulversuch selbst unterliegt der österreichischen Schulaufsicht. Ein Schulversuch aus dem Zusammenarbeit zweier Nachbarstaaten geworden ist – zum Wohle der Kinder.
4 Frauen mehr in der Regierung
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Österreich
Originaltext:
Feierliche Angelobung der neuen Regierungsmitglieder in der Präsidentschaftskanzlei der Wiener Hofburg. Neben den neuen Ministern werden auch vier neue Staatssekretärinnen angelobt, die lauf Bundeskanzler Kreisky vor allem den Durchbruch der Frauen in der Politik dokumentieren sollen.
Neuer Minister für Gesundheit und Umwelt wird Dr. Herbert Salcher. Neuer Bautenminister der Vizepräsident des ÖGB Karl Sekanina. Johanna Dohnal wird Staatssekretärin im Bundeskanzleramt und dort für allgemeine Frauenfragen zuständig sein. Sie will vor allem dafür sorgen, dass die Chancengleichheit der Frauen nicht nur am Papier, sondern auch in der Praxis verwirklicht wird. Anneliese Albrecht, seit 1971 Mitglied des Nationalrates, wird Staatssekretärin für Konsumentenschutz im Handelsministerium. Sie will sich besonders für eine verstärkte Information der Konsumenten einsetzen. Die Gewerkschafterin Franziska Fast wird ins Handelsministerium einziehen und dort als Staatssekretärin für die arbeitenden Frauen tätig sein. Ihr liegt besonders die Durchsetzung des Gleichheitsgrundsatzes der Frauen am Arbeitsplatz am Herzen. Beatrix Eypltauer gehört seit 1975 dem Nationalrat an und wird als Staatssekretärin ins Bautenministerium berufen. Ihre wichtigste Aufgabe wird das Wohnungswesen sein. Elfriede Karl wird in Zukunft im Finanzministerium tätig sein.
Nach der Angelobung gab es für die neuen Regierungsmitglieder ein kleines Ständchen.
Zum ersten Mal eine Frau: Dr. Firnberg wird Ehrenbürgerin der Stadt Wien
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Originalton Bürgermeister Gratz „Sehr geehrte Festgäste! Die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien ist keine Auszeichnung, die für eine einzelne Tat oder eine einzelne Leistung vergeben wird. Die Ehrenbürgerschaft unserer Stadt ist die schönste Form, in der die gewählten Vertreter im Namen aller Wienerinnen und Wiener einer Persönlichkeit Dank sagen können für alle Leistungen, die sie erbracht hat – für die Leistungen von Jahrzehnten.“
Bürgermeister Leopold Gratz überreicht zum ersten Mal in der Geschichte Wiens einer Frau die Ehrenbürgerurkunde! Frau Dr. Herta Firnberg, Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, wurde vom Wiener Gemeinderat einstimmig diese Ehrung zuerkannt. – Grund der Auszeichnung: ihre Bestrebungen, die Stadt der „Begegnung an der Donau“ über unsere Grenzen hinaus bekannt gemacht zu haben!
Der Papst in Österreich. Johannes Paul II. beim Katholikentag
Quelle: Filmarchiv austria
Ort: Österreich
Originaltext:
Festglocken aller Kirchen Österreichs stimmen zur Eröffnung des österreichischen Katholikentages mit ein. Kardinal König erläutert dabei das Motto dieser Veranstaltung: „Hoffnung Leben – Hoffnung Geben !“ Der prominenteste Teilnehmer dieses Katholikentages wird dabei zum ersten Mal auf österreichischem Boden willkommen geheißen: Papst Johannes Paul II. Auf ihn wartet ein dicht gedrängtes Programm, das ihn zuerst zur Europavesper auf den überfüllten Heldenplatz führt, wo ihm die Sympathie der österreichischen Bevölkerung entgegenschlägt. Der Papst errichtet auf diesem Platz symbolisch das Katholikentagskreuz, eine bleibende Erinnerung an seinen Besuch.
„Friede dieser Stadt, diesem Land Österreich und allen seinen Nachbarn im Norden, Osten, Süden und Westen !“ Ein historischer Rückblick auf den letzten Papstbesuch im Jahre 1782: Papst Pius VI trifft Kaiser Josef II. Zwei Jahrhunderte später: Modernste Technologien übermitteln Wort, Bild und Ton des Papstbesuches aus Österreich in die ganze Welt. Alleine 500 Millionen Fernseh-Zuseher werden von über 30 Stationen direkt informiert. Per Auto, Bus oder Bahn pilgern hundert tausende Österreicher zu „ihrem“ Papst – mit vielen Erwartungen und einem positiven Bewusstsein.
„Was erwarte ich mir, einen Haufen Leut‘ die auch in derselben Richtung gehen.“
„Finden Sie es gerechtfertigt, dass man einer Veranstaltung wie dieser kritisch gegenüberstehen kann?“
„Unbedingt – kritisch !“
„Kritisch gegenüberstehen, wenn alle 200 Jahre ein Papst nach Österreich kommt – braucht man net dem gegenüber kritisch stehen !“
„Viele fahren sicher her, damit sie den Papst sehen usw., aber ich finde, das ist schon einfach ein neuer Aufbruch, wenn so viele Leut‘ wegen einem Ziel herkommen !“
“ Wie kann denn das praktisch ausschauen ?“
„Na, indem jeder seinen kleinen Krieg, den er eventuell wo hat oder den die meisten haben, so muss man sagen, abbaut und jeder bei ihm anfängt.“
80.000 Jugendliche bereiten dem Papst im Wiener Stadion einen begeisterten Empfang, denn sie wissen, dass dieser Papst sich mit ihnen und ihren Problemen auseinandersetzt. „Liebe junge Freunde! An diesem Abend gehöre ich Euch! Es segne Euch der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist !“
Der Heilige Vater feiert im Donaupark eine Messe mit 300.000 Gläubigen – trotz heftigen Regens. Einzug in den Wiener Stephansdom, den Johannes Paul II als ein Symbol für den österreichischen Wiederaufbau würdigt. Der direkte Kontakt zu den einfachen Menschen verschafft dem Heiligen Vater seine große Popularität, die sich in vielen Dingen, am meisten jedoch in seiner Begegnung mit den Gläubigen ausdrückt. Dem offiziellen Österreich begegnet der Papst auf Einladung des Bundespräsidenten in der Wiener Hofburg; – den internationalen Beamten in der UNO-City; – und den in- und ausländischen Arbeitnehmern vor der Kirche am Hof. Der kurze, aber intensive Besuch von Johannes Paul II hat die Herzen vieler Österreicher, ob alt oder jung, nicht unberührt gelassen.
Märztage 1938
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Zelluloid-Zeitzeuge: Wochenschau Originalton 1938.
Tragische Balkonszene aus der Weltgeschichte. Doch die im Dunklen sieht und zeigt man nicht.
Moderation Stefan Fleming: „Wien – Heldenplatz – an den Iden des März 50 Jahre danach: Tief im Inneren erschüttert heften wir uns der Geschichte an die Fersen, sie einzuholen, ehe sie uns einholt. Österreich überdenkt vorgestern, damit morgen wieder wird wie gestern. Der Blick zurück als Schritt nach vorn.“
März-Bedenktage im Gedenkjahr 1988. In der Volkshalle des Wiener Rathauses: Zeitdokument über „Anschluß“ und Widerstand.
Als verfolgte Minderheit oft vergessen: die Zigeuner. Zigeunerin: „Die Musik von Folklore-Gruppe Kalyi Jag – Schwarzes Feuer – repräsentiert unsere Identität, unsere eigene Kultur. Hallo bei HALLO KINO!“
Am Rathausplatz am Wort: Zeitzeugen, die sich über Ideologien hinweg im Widerstand gegen die Nazi-Barbarei gefunden haben.
Schweigeminute und Gedenkstunde im Parlament. Bundesrat und Nationalrat bekräftigen ihr Bekenntnis zur Demokratie.
Moderation Stefan Fleming: „Während das offizielle Österreich sich im Hohen Haus besinnt, zelten die Kunst- und Kulturschaffenden am Morzinplatz. Am Standort des ehemaligen Gestapo-Hauptquartiers, dem Zentrum menschenverachtendster Despotie, dem Vorzimmer zur Hölle, versuchen heimische Intellektuelle eine Standortbestimmung für Österreich heute – Motto: Geschichte lebt.“
…auch beim Staatsakt im Zeremoniensaal der Hofburg resümiert Kanzler Vranitzky: „Und so können wir heute den Opfern des Faschismus und des Nationalsozialismus in die Augen schauen und sagen: Seht her, aus all der Erniedrigung und aus all dem Leiden sind wir doch auch ein gutes Stück nach vorne gegangen und ich bitte alle Opfer des Nationalsozialismus um ihr Gehör wenn ich sage, das waren wir vor allem Euch schuldig und wir sind ernsthaft bemüht, auch diesen Weg weiter voranzuschreiten.“
Die Grünen ziehen aus und rufen zu gemeinsamer Trauer in Mauthausen auf. Demo am Ballhausplatz – und kritisch, skeptisch und bissig wie immer: die Erste Allgemeine Verunsicherung.
50 Jahre danach
Quelle: Filmarchiv Austria
Originaltext:
Wien, Leopoldstadt im Gedenkjahr 1988.
Die Getreidebörse – in der Zwischenkriegszeit Focus jüdischen Lebens und Impulsgeber für Kultur und Sprache. Jiddisch hat zahlreiche Spuren im Wienerischen hinterlassen. Tswej, die das jiddische Lied bis heute kultivieren: Edward Geduldig und Albert Thimann.
Die Mazzesinsel – um 1918 noch engere Heimat zehntausender jüdischer Mitbürger und mächtiger Motor österreichischen Kultur- und Geisteslebens. Erlebte und Nicht-erlebte Zeitgeschichte:
Jugendlicher: „März 1938 – nein eigentlich nicht!“
Jugendlicher: „Hitler-Einmarsch.“
13. März 1938 – Österreich verschwindet von der Landkarte. Viele sinken in moralische Agonie. Hitlers berüchtigter Blitzkrieg stürzt die Welt zurück in die Barbarei. Wir stürzen mit.
Mädchen: „Das, was Hitler gemach hat, das war ein Wahnsinn!“
Redakteur: „Sagt Dir der Begriff Holocaust etwas?“
Mädchen: „Ja!“
Redakteur: „Und was?“
Mädchen: „Ja, also die Verfolgung der Juden und die ganzen Konzentrationslager und die ganzen entsetzlichen Dinge, die geschehen sind.“
Im moralischen Vakuum bricht über unsere jüdischen Landsleute ein unvorstellbares Martyrium herein: Ächtung, Verfolgung, Verschleppung, Folter und Tod. 65.000 Österreicher jüdischer Abstemmung fallen der pathologischen Tötungsmaschinerie der Nazi-Soldateska zum Opfer. Mit der physischen Vernichtung, dem Verlust von Verwandtem und Freund stirbt auch ein unermessliches intellektuelles Potential.
Jugendlicher: „Wir können nur hoffen, dass das nie wieder kommt!“
Hoffnung und Auseinandersetzung. Reflexion im Film und in Ausstellungen: Judentum in Wien, die Sammlung Max Berger ist noch bis Juni im Historischen Museum der Stadt Wien zu sehen. Eine Ausstellung, die näher bringt, die dem Verständnis, der Achtung und der Toleranz gegenüber unseren Minderheiten eine Brücke baut, die den Blick öffnet für jüdische Lebensart, Religiosität und Kultur – wie Geduldig und Thimann.
Konstituierende Sitzung des Nationalrates
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
Der neue Nationalrat. Wien, Parlament – Konstituierende Sitzung des neuen Nationalrates. Die Grün-Variante der Milchbar macht zunächst die Abgeordneten ratlos. In die Präsidentenämter werden schließlich Heinz Fischer, Robert Lichal und Heide Schmidt gewählt.
EU – Österreich auf der Zielgeraden
Quelle: Filmarchiv Austria
Ort: Wien
Originaltext:
EU: Österreich auf der Zielgeraden, Österreich auf der Zielgeraden in der EU – Bericht des Außenministers an die Abgeordneten:
Originalton Mock: „Heute kann ich dem Hohen Haus berichten, dass diese Verhandlungen vor etwa 12 Stunden nach einem Verhandlungsmarathon von über drei Tagen und mehr als 70ig-stündiger effektiver Verhandlungs- und Gesprächsdauer auf politischer Ebene erfolgreich abgeschlossen werden konnten.“
Knisternde Hochspannung im Bundeskanzleramt – Presseerklärung des Kanzlers: Originalton Vranitzky: „Der österreichische Weg, der entgegen vielleicht einer etwas einseitigen Interpretation dieses Ausdrucks, in Wirklichkeit ein Weg in die Internationalität, in die Weltoffenheit gewesen ist und bis heute geblieben ist und auch in der Zukunft bleiben muss, ist ein Weg, der an vielen Stationen eine sehr wichtige Einbindung in internationale Organisationen und in internationale Aktivitäten beinhaltet. Wir schicken uns mit diesem Schritt, der gestern vereinbart wurde, außerdem an, nicht nur an der europäischen Integration teilzunehmen als Mitglied, eine Integration, die ein wichtiges politisches Modell zur Gestaltung von Zusammenarbeit, Frieden, Stabilität, Umweltpolitik in den Jahren und Jahrzehnten, die vor uns liegen, bedeutet. Es ist aber auch ein wichtiger Schritt Österreichs, um heute schon bestehende Benachteiligungen durch das Nicht Dazugehören zur Europäischen Union, zu beseitigen.“
Zu Österreichs historischer Präsenz in Europa präzisiert der Vizekanzler: Originalton: „Ich möchte vorausschicken, dass es der Österreichischen Bundesregierung und den beiden Parteien, die sie tragen, nicht darum geht, die Österreicher in die Europäische Union zu pressen, sondern sie darauf aufmerksam zu machen, dass dieses Land immer ein europäisches Land gewesen ist. Vielleicht mehr durch Zufall als durch Überlegung und Regie haben wir heute einen Saal gewählt, der europäisches Schicksal im Wiener Kongress gemacht hat und symbolisch dafür ist, dass wir jederzeit, in jeder Weise mit Europa verbunden gewesen sind, dass wir im Guten wie im Schlechten das Schicksal dieses Kontinents geteilt haben und dass unser Schicksal und die Perspektive des 21. Jahrhunderts von diesen Schritten ganz entscheidend abhängt.“
Literatur
Die Ostmark-Wochenschau. Ein Propagandamedium des Nationalsozialismus
Autor: Miloslavic, Hrovje (Hg.)
Bibliografie: Verlag des Filmarchiv Austria, Wien 2008
Besetzte Bilder. Film, Kultur und Propaganda in Österreich 1945-1955
Autor: Moser, Karin
Bibliografie: Verlag des Filmarachiv Austria, Wien 2005
Die Austria-Wochenschau Ges.m.b.H. 1966-1982. Produktion und Organisation im Spannungsfeld der medienpolitischen Vorstellungen der Alleinregierungen von ÖVP und SPÖ
Autor: Wimmer, Wolfgang
Bibliografie: Dipl.-Arbeit, Wien 2004
Österreich in Bild und Ton – Die Filmwochenschau des austrofaschistischen Ständestaates
Autor: Achenbach, Michael / Moser, Karin (Hg.)
Bibliografie: Verlag des Filmarchiv Austria, Wien 2002
„… und neues Leben blüht aus den Ruinen“. Die Stimme Österreichs im Vorprogramm der Kinos 1945 – 1955. Bewußtseinsbilder und Bewußtseinsbildung der Zweiten Republik in „Austria Wochenschau“ und „Kulturfilm“
Autor: Puluj, Christian
Bibliografie: Diplom-Arbeit, Wien 1992
Die „Austria Wochenschau“ 1949-1966. Produktion und Organisation des österreichischen Medienunternehmens im Spannungsfeld der Koalitionsparteien ÖVP und SPÖ
Autor: Pleschko, Markus
Bibliografie: Diplom-Arbeit, Wien 1991
Die Wochenschau des österreichischen Ständestaates 1933 – 1938
Autor: Mitteregger, Irmgard
Bibliografie: Diplom-Arbeit, Wien 1990
Erinnerung und Vision. Die Legitimation Österreichs in Bildern. Eine semihistorische Analyse der Austria Wochenschau 1949-1960
Autor: Petschar, Hans / Schmid, Georg
Bibliografie: Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1990
Das Zeichensystem der Austria Wochenschau (1949)
Autor: Petschar, Hans
Bibliografie: in: Kinoschriften. Jahrbuch der Gesellschaft für Filmtheorie, Nr. 1, 1988, S. 59-86
Zur historisch-kritischen Analyse von Kinowochenschauen am Beispiel ausgewählter Berichte der anglo-amerikanischen Besatzungswochenschau
Autor: Dolezel, Stefan / Bodensieck Heinrich
Bibliografie: in: Rapports I. XVIe Congres International des Sciences Historiques 1985, S. 189-205