Das Wahlplakat stellt eines der wichtigsten Wahlkampfmedien dar. Dank seiner Omnipräsenz ist das Wahlplakat ein effizientes Mittel der politischen Positionierung und Wähler*innen-Beeinflussung. Wahlplakate spielen eine entscheidende Rolle im Prozess der öffentlichen Meinungsbildung und formen im Laufe der Zeit kontinuierlich das politische Bewusstsein der Bevölkerung. Sie sind enorm aufschlussreich für die politische Kultur eines Landes und geben im historischen Verlauf einen guten Überblick über die Entwicklung der Parteien, die zentralen Akteur*innen, wichtige Themen, Konfliktlagen und Wertvorstellungen.
Wahlplakate stellen eine zentrale zeitgeschichtliche Quelle dar. Während ein anderes wichtiges Wahlkampfmedium, das Fernsehen, in Österreich erst im Laufe der 1970er Jahre wesentlich für den politischen Parteienwettbewerb wurde, kommt dem Wahlplakat eine entscheidende Rolle in der Wahlkampfkommunikation der gesamten Zweiten Republik zu. Wie Studien belegen, ist die Bedeutung des Wahlpalakts auch im aktuelleren Medienmix nicht zu unterschätzen; generell zählt Österreich im Ländervergleich zu einem der plakatreichsten Länder Europas. Das Wahlplakat ist somit auch heute noch ein effizientes Instrument, um politische Kernaussagen einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Ergebnis des Projekts ist das Modul Politische Bildstrategien. Es gibt anhand von ausgewählten Wahlplakaten zu den Nationalratswahlen von 1945 bis 2002 (später ergänzt durch Plakate zu weiteren Wahlgängen) einen Überblick über die politische, soziale und mentalitätsgeschichtliche Entwicklung der Zweiten Republik. Ein reichhaltiges Kontextangebot aus Artikeln zum Parteienwettbewerb, zur Wahlrechtsentwicklung und dem Wahlverhalten, einem Glossar zum österreichischen Parteien- und Wahlsystem sowie eine Aufstellung über die Wahlergebnisse der Zweiten Republik trägt zu einer Decodierung der zeitgeschichtlichen Quelle Wahlplakate bei.
Die vorhandenen Wahlplakate sind mit ausführlichen Bildtexten versehen. Dies soll dazu beitragen, die Wahlkämpfe der Zweiten Republik, deren Themen, Bedeutung und Folgen im historischen Längsschnitt in all ihrer Komplexität nachvollziehen zu können.
Zentral ist die Frage der Bildkommunikation: Insbesondere der verwendeten Symbolik, den angewandten Kommunikationsstrategien und den Imagepolitiken der Parteien kam in der Analyse eine große Bedeutung zu.
Ernestine Bennersdorfer, Getraud Diendorfer, Maria Wirth
Kulturmanufaktur, Österreichische Nationalbibliothek, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung
Das Projekt wurde mit Unterstützung des BMBWK durchgeführt