Benes Edvard

(1884-1948) Staatspräsident der Tschechoslowakei (1935-1938, 1946-1948). Beneš wurde am 28. Mai 1884 in Kozlany/Böhmen geboren und studierte an den Universitäten von Prag und Paris.

Von 1909 bis 1915 war er Professor der Wirtschaftswissenschaften an der Prager Wirtschaftsakademie und wurde zu einem Anhänger des tschechischen Nationalisten Tomás Masaryk, mit dem ihn von 1915 bis 1918 die Arbeit in einer Bewegung für einen unabhängigen tschechischen Staat verband. Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 wurde Beneš bis 1935 ihr erster Außenminister und ergriff in dieser Funktion die Initiative für eine politisch-wirtschaftliche Allianz (1920) zwischen der Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien, der so genannten Kleinen Entente. Zugleich war Beneš von 1921 bis 1922 Ministerpräsident des Landes und von 1923 bis 1927 im Rat des Völkerbundes. Als Masaryk 1935 aus dem Amt ausschied, wurde Beneš an seiner Stelle zum Staatspräsidenten gewählt. Drei Jahre später veranlasste ihn jedoch der Abschluss des Münchener Abkommens, in dem das tschechische Sudetenland an Deutschland abgetreten wurde, zum Rücktritt; Beneš ging ins Exil und gründete in London 1940 eine Exilregierung. Nach der Befreiung seines Landes im Mai 1945 kehrte er nach Prag zurück und wurde im folgenden Jahr erneut für eine Amtsdauer von sieben Jahren zum Staatspräsidenten gewählt. Der zunehmende Einfluss der Sowjetunion in der Tschechoslowakei, die Machtübernahme der Kommunisten im Frühling 1948 und die Verabschiedung einer Verfassung, die die Tschechoslowakei in eine Volksdemokratie umwandelte, bewogen ihn jedoch zu einem frühzeitigen Rücktritt. Am 3.9.1948 starb Beneš in Sezimovo Ustí.
In seiner Funktion als Staatspräsident der Tschechoslowakei unterzeichnete er auch die bis heute umstrittenen Benes-Dekrete, welche zur Vertreibung der "Sudetendeutschen" und der ungarischen Minderheit führte.

Quelle:
"Beneš, Edvard," Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2002, http://encarta.msn.de, 27.5.2002