Als Diaspora versteht man Angehörige einer religiösen oder nationalen Gruppe, die in einem fremden Land leben. „Der Begriff Diaspora (altgriechisch διασπορά „Verstreutheit“) verwies lange Zeit zentral auf die Erfahrung von Vertreibung und Versklavung der Juden und Jüdinnen nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem im sechsten vorchristlichen Jahrhundert. Dieser historische Bedeutungskern war wichtiger Bezugspunkt für die Identität jüdischer Bevölkerungsgruppen. Der moderne Begriff der Diaspora greift diese Bedeutung auf, vollzieht aber eine semantische Öffnung. Er setzt Elemente der jüdischen Diasporaerzählung in Beziehung zu den historischen Erfahrungen anderer ethnischer und religiöser Gruppen. In den 1960er und 1970er Jahren stand dabei vor allem das Motiv der traumatischen Flucht- und Vertreibungsgeschichte im Vordergrund. Dies betraf etwa die Erfahrungen von Versklavung und Zwangsmigration von Afrikaner*innen, die irische Massenauswanderung während der großen Hungersnot 1845-1852, die Vertreibung der Armenier*innen durch die osmanische Armee 1915-16 sowie die Flucht von Palästinenser*innen nach der Gründung Israels 1948“ (Bundeszentrale für politische Bildung, 2018).
Quellen: https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/264009/was-ist-eine-diaspora (Stand 14.03.2022)