Bruno Kreisky wurde 1911 in eine großbürgerliche jüdische Wiener Familie geboren. Er schloss sich erst dem Verband der Sozialistischen Mittelschüler, dann der Arbeiterjugend an und begann 1930 ein Jusstudium, das er – nach einem politisch bedingten Ausschluss – 1938, wenige Tage nach dem „Anschluss“, noch abschließen konnte.
1933 wurde er zum ersten Mal aufgrund seiner politischen Tätigkeit verhaftet, 1934 gründete er zusammen mit Roman Felleis die illegale Revolutionäre Sozialistische Jugend. Nach der Teilnahme an der ersten Reichskonferenz der Revolutionären Sozialisten in Brünn wurde er im Jänner 1935 verhaftet und im großen Sozialistenprozess im Jänner 1936 wegen Hochverrat zu einem Jahr Kerker verurteilt. Im März 1938 wurde er in „Schutzhaft“ genommen, im September konnte er nach Schweden emigrieren, wo er als Sekretär in der Stockholmer Konsumgenossenschaft und als Korrespondent verschiedener Zeitungen arbeitete.
Nach Kriegsende stellte er Verbindungen zwischen dem schwedischen Hilfswerk und Österreich her, 1946 kehrte er erstmals und 1951 endgültig nach Österreich zurück. Kreisky war Kabinettsvizedirektor bei Bundespräsident Theodor Körner und ab 1953 Staatssekretär im Außenamt. In dieser Funktion nahm er auch an den Staatsvertragsverhandlungen teil. 1956 zog Kreisky in den Nationalrat ein, 1959 wurde er Außenminister und 1967 Parteivorsitzender der SPÖ, die er in ihrer Oppositionszeit (1966-1970) einem Reformprozess unterzog.
Von 1970 bis 1983 war Kreisky Bundesskanzler einer SPÖ-Alleinregierung (dabei von 1970-1971 Kanzler einer Minderheitsregierung durch die Unterstützung des Budgetvorschlages durch die FPÖ). Seine Kanzlerschaft war geprägt durch eine Modernisierung Österreichs (Ausbau des Sozialstaats, Rechtsreformen, Demokratisierung der Universitäten) und eine aktive Außenpolitik (v.a. Nahost-Politik), an der Kreisky wesentlichen Anteil hatte. 1983 zog sich der schwer kranke Kreisky nach dem Verlust der absoluten Mehrheit – hervorgerufen durch wirtschaftliche Probleme, Skandale (AKH) und persönliche Rivalitäten („Fall Androsch“) – von der Parteispitze und aus der Politik zurück. Bruno Kreisky starb 1990.
Quellen: https://austria-forum.org/af/AEIOU/Kreisky%2C_Bruno (Stand 23.03.2022); Herbert Dachs u.a. (Hg.), Die Politiker. Karrieren und Wirken bedeutender Repräsentanten der Zweiten Republik, Wien 1995.