Bis in die frühen 1970er Jahre konnte die österreichische Wählerlandschaft mit Konzepten der „Lagerkultur“ oder der „Lagerbindung“ beschrieben werden. Dies bedeutet, dass sich entlang von bestimmten Bruchlinien (Cleavages) der österreichischen Gesellschaft (konfessionelle, wohlfahrtsstaatliche und deutschnationale versus österreichische Spannungslinien) in sich weitgehend abgeschlossene subkulturelle Sozialmilieus (Lager) gebildet hatten, auf denen auch die einzelnen Parteien beruhten. Mit dem beschleunigten soziokönomischen Wandel seit Ende der 1960er Jahre begannen sich diese Lager immer mehr aufzulösen und die traditionellen Stammwählerschichten der Parteien zu schwinden; neue Spannungslinien in der Politik (z. B. Ökologie) und neue politische Parteien entstanden.