Die auffällig hohe Konzentration großer Gemeindebauten am Margaretengürtel in Wien brachte diesem – nicht zuletzt, weil die Architektur der Gemeindebauten Züge vergangener Palastbauten aufwies – den Namen „Ringstraße des Proletariats“ ein. Die Wohnbauten des Roten Wien waren nicht nur funktionale Institutionen, sondern auch architektonische Zeichen der geänderten Machtverhältnisse in der Gemeinde. War die Ringstraße das Repräsentationssymbol des Bürgertums, so nahmen jetzt die Großprojekte des kommunalen Wohnbaus prägenden Einfluss auf das Stadtbild. Während die konservative, gegnerische Partei von „Kasernen“ sprachen, brachte die sozialdemokratische Formulierung der „Ringstraße des Proletariats“ diesen Gesichtspunkt intuitiv zum Ausdruck.